EZB fährt weiter auf Sicht

Auf der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am 22. April 2021 dürfte der bisherige geldpolitische Kurs bestätigt werden. Zwar liegen nach wie vor alle geldpolitischen Optionen auf dem Tisch. Auch die Bereitschaft, wenn erforderlich, alle geldpolitischen Instrumente anzupassen.

Mit der Entscheidung im März, temporär die Anleihekäufe im Rahmen des Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) signifikant zu erhöhen, hat sich die EZB gemäss DWS-Volkswirtin Ulrike Kastens eine Atempause verschafft, bevor im Juni erneut darüber entschieden wird, ob das höhere Tempo bei den Anleihekäufen beibehalten werden solle oder nicht. Insofern dürfte die April-Sitzung wenig spektakulär verlaufen.

Diskussionen über eine Aufstockung des PEPP dürften eine Absage erteilt werden, denn bisher sind nur 943 Milliarden des 1.850 Milliarden Euro schweren PEPP genutzt worden.

Ulrike Kastens, Volkswirtin, DWS

Hauptthemen bleiben aber der Konjunkturausblick und die Bewertung der Finanzierungsbedingungen. Die Risiken für die Konjunktur wurden bereits im März deutlich ausgeglichener eingeschätzt. Mit den zusätzlichen US-Fiskal- und Konjunkturpaketen dürfte sich der positive Grundton weiter verstärken, doch gleichzeitig bleiben die wirtschaftlichen Unsicherheiten über den weiteren Verlauf der Pandemie hoch, was vor allem im ersten Halbjahr 2021 auf das Wachstum drücken wird.

Heikel dürfte erneut die Diskussion um günstige Finanzierungbedingungen sein. Auch wenn ein breiter Katalog an Indikatoren herangezogen wird, konzentriert sich der Markt auf den risikofreien Zins (overnight index swap curve) und die BIP-gewichtete Staatsanleihekurve. Die Bewertung «günstig» dürfte sich im Zeitablauf ändern – je nach Verbesserung des Inflationsausblicks. Damit bleiben aber die Unsicherheiten über die Reaktionsfunktion der EZB bestehen. Daran sollte sich auch auf dieser Sitzung nichts ändern, schliesslich wird eine explizite Kontrolle der Zinskurve (sogenannte yield curve control) nicht angestrebt.

Diskussionen über eine Aufstockung des PEPP dürften eine Absage erteilt werden, denn bisher sind nur 943 Milliarden des 1.850 Milliarden Euro schweren PEPP genutzt worden. Auch ein höheres Ankaufvolumen im dritten Quartal 2021 wäre ohne weiteres zu stemmen. Insgesamt fährt die EZB auf Sicht und versucht den Renditeanstieg einzudämmen. Wie es längerfristig weitergehen soll, dürfte sich wohl erst im Herbst 2021 zeigen, wenn die Ergebnisse der Strategieüberprüfung vorliegen und wenn die EZB entscheiden muss, wie es mit den verschiedenen Ankaufprogrammen weitergehen soll. Beides dürfte jedoch an der grundsätzlich expansiven Ausrichtung der EZB nichts ändern.

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