Weshalb eine Übernahme der CS durch die UBS ins Reich der Fabeln gehört

Alle Jahre wieder machen Gerüchte über eine mögliche Fusion der beiden Schweizer Grossbanken die Runde, wobei damit in der Regel eine Übernahme der Credit Suisse durch die UBS gemeint ist. Dabei finden sich gewichtige Gründe, die gegen eine solche Elefantenhochzeit sprechen.

Ja, der Aktienkurs der Credit Suisse hat auch schon bessere Zeiten gesehen (gleiches gilt übrigens für die Titel der UBS). Richtig ist auch, dass die Nummer 2 der Schweizer Grossbanken derzeit faktisch ein Übernahmekandidat ist, wobei wir uns an dieser Stelle nicht über deren aktuellen Börsenwert auslassen wollen. Die Credit Suisse ist zweifellos schwer angeschlagen. Die Gründe hierfür sind hinlänglich bekannt. Wer daraus aber eine Übernahme durch die UBS ableitet, blendet elementare Erfolgsfaktoren von Unternehmensfusionen aus.

1 + 1 muss nicht 2 sein
Erstes Ziel einer jeder Fusion muss es sein, aus zwei Unternehmen einen deutlich stärkeren, sprich wettbewerbsfähigeren Marktplayer zu formen, der gegenüber einem unternehmerischen Alleingang sowohl strategisch als auch operativ besser aufgestellt ist. Soweit die Theorie. Es ist unbestritten, dass eine Übernahme der Credit Suisse durch die UBS enorme Kosten-Synergien freisetzen würde, nicht nur, aber auch, durch den Wegfall von geschätzten 10'000 bis 15'000 Arbeitsplätzen. Die Backoffices der beiden Banken könnten problemlos zusammengelegt werden. Gleiches gilt für das Filialnetz. Darüber hinaus ist allerdings wenig zu gewinnen, denn sowohl die UBS als auch die CS sind mit einem identischen Service- und Produktangebot in den gleichen globalen Märkten aktiv.

IT-Legacy als unüberwindbare Hürde

Erschwerend ins Gewicht fallen dürfte überdies der Umstand, dass beide Banken über unterschiedliche, hochkomplexe und über Jahre gewachsene, ineinander verschachtelte und wenig kompatible IT-Systeme verfügen. Die von der CS in den letzten Jahren getätigten IT-Investitionen über mehrere hundert Millionen Franken müssten im Fall einer Übernahme komplett abgeschrieben werden. Gleichzeitig wären erhebliche Summen notwendig, um die gewaltige Datenmenge, die eine Übernahme nach sich zieht, in die bestehenden Systeme der UBS zu migrieren beziehungsweise zu integrieren. De facto ein schier unmögliches und zeitintensives Unterfangen, das – nebenbei bemerkt – auch bei einem möglichen Verkauf der Asset Management-Sparte der Credit Suisse zu einer grossen Herausforderung für potentielle Käufer werden dürfte.

«Too Big to Fail» und Goodwill-Prämie
Dann wäre da noch die «Too big to fail»-Diskussion, die den Schweizer Bankenregulator auf den Plan rufen dürfte sowie kartellrechtliche Überlegungen. Das volkswirtschaftliche Risiko einer Schweizer Superbank müsste mit einer deutlich höheren Eigenmitteldecke sowie der Auslagerung beziehungsweise dem Verkauf bestimmter Unternehmensteile minimiert werden. Last but not least ist davon auszugehen, dass die heutigen Grossaktionäre der Credit Suisse eine entsprechende Prämie, im Fachjargon Goodwill genannt, einfordern dürften, um Hand für eine Übernahme zu bieten. Und wären da der Schwierigkeiten nicht genug, bleiben noch die kulturellen Hürden.

Eine eigenständige CS liegt im Interesse des Schweizer Finanzplatzes

Im Bankensektor ist es bis dato – zumindest in Europa – noch nie zu einer wirklich erfolgreichen Fusion zweier Grossbanken gekommen. Sogar in der kleinräumigen Schweiz muss die damalige Übernahme der Schweizerischen Volksbank (SVB) durch die damalige Schweizerische Kreditanstalt (SKA) – der heutigen Credit Suisse – im Rückblick als wenig erfolgreich bezeichnet werden. Einer der Gründe für das damalige Scheitern dürfte in den kulturellen Unterschieden der beiden Finanzinstituten gelegen haben. Inwieweit sich die DNA einer UBS mit der CS verträgt, sei dahingestellt. Sie liegt auf jeden Fall nicht auf der Hand. So gesehen, bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass die Credit Suisse wieder auf stabile Beine zu stehen kommt, wenngleich dies in der Konsequenz möglicherweise schmerzliche Eingriffe in das heutige Geschäftsmodell bedeutet. Den Mitarbeitenden und dem Finanzplatz Schweiz wäre ein eigenständiges Fortbestehen der Credit Suisse auf alle Fälle zu wünschen.

Hauptbildnachweis: Dreamworks / Paramount Pictures