Schweizer investieren primär in ihre Altersvorsorge
Warum und wie legen Schweizer im internationalen Vergleich Geld an? Die Antwort darauf liefert eine aktuelle Studie von Avaloq. Bemerkenswert: Helvetische Anleger stehen Kryptowährungen gegenüber tendenziell eher skeptisch gegenüber.
Mit welchem Ziel legen Schweizer ihr Kapital an? Für 69 Prozent der Befragten ist die Altersvorsorge die Hauptmotivation. Der Abstand zu den am zweit- und dritthäufigsten genannten Beweggründen ist gross: 33 Prozent investieren, um Immobilieneigentum zu schaffen, während 32 Prozent mit ihren Anlagen Rücklagen für die zukünftige persönliche medizinische Versorgung erwirtschaften möchten. Ein Viertel der Schweizer Investoren legen ihr Geld an, um damit eigene unternehmerische Aktivitäten zu finanzieren.
In Asien wird am meisten in die Zukunft der Familie investiert
Aus familiärer Perspektive betrachtet, möchten 11 Prozent der Schweizer durch ihre Anlagen Geld für die ältere Generation (medizinische Versorgung und Unterbringung sind hier ausgenommen) ansparen und 24 Prozent für die jüngere Generation (ohne Ausgaben für Bildung). In Deutschland fallen die Anteile vergleichsweise höher aus: 24 Prozent legen für die Versorgung der älteren Generation ihrer Familie an, 36 Prozent für die Kosten der jüngeren Generation. In Asien wiederum investieren Inder (44 Prozent) und Chinesen (35 Prozent) am meisten, um Kosten für die ältere Generation decken zu können. Und auch zur Unterstützung der Jüngeren liegen diese beiden Ländern auf den vordersten Rängen: In China investieren 64 Prozent und in Indien 52 Prozent der Befragten ihr Geld, um Aufwände für die jüngere Generation bezahlen zu können.
Schweiz hinkt bei der Nutzung von Robo Advisors und Crowdfunding-Plattformen hinterher
Unter den Schweizer Anlegern geben 73 Prozent der Befragten an, ihre Investments selbst zu managen. 18 Prozent nehmen Unterstützung durch einen Berater in Anspruch. Im Vergleich dazu: In Deutschland sind es nur 9 Prozent, die sich beraten lassen. Dafür beabsichtigen aber auch 23 Prozent der deutschen Investoren, in Zukunft auf professionelle Unterstützung zurückzugreifen, während es bei den Schweizern nur 10 Prozent sind. Einen deutlichen Unterschied zwischen europäischen und asiatischen Ländern gibt es bei der Nutzung von Robo Advisory, der Anlageberatung durch Roboter: Bei den europäischen Ländern nutzen Deutsche mit 17 Prozent diese Option am häufigsten, die Schweiz hat mit
Avaloq-Studie «Why do people invest?»Investment-Experten zeigen unter allen Anlegergruppen die grösste Risikoaffinität.
8 Prozent den kleinsten Anteil aller befragten Länder. Insgesamt haben die Chinesen mit 52 Prozent die Nase vorn. Auch beim Thema Crowdfunding kommen die Spitzenreiter aus Asien. In Hongkong ist diese Investmentoption für 42 Prozent der Befragten relevant, in Indien für 40 Prozent der Befragten. Die Schweiz hinkt hier hinterher: Nur 6 Prozent der Schweizer investieren via Crowdfunding-Plattformen. Damit liegt die Schweiz auf dem zweitletzten Platz vor Japan mit 5 Prozent.
Deutsche investieren beinahe doppelt so viel in Kryptowährungen
Die von Schweizer Investoren meistgenannten Anlageklassen sind: börsenkotierte Aktien (60 Prozent), Anlagefonds (44 Prozent), Immobilien (43 Prozent), Bargeld (28 Prozent), ETFs (27 Prozent), Rohstoffe (27 Prozent), Kryptowährungen (25 Prozent) sowie Anleihen (24 Prozent). Besonders auffällig ist hier der internationale Vergleich zur Beliebtheit von Kryptowährungen: In Europa spielen Kryptowährungen nirgendwo eine grössere Rolle als in Deutschland, wo 45 Prozent der Anleger in diese Assetklasse investieren. In Indien sind es sogar 49 Prozent. Das Schlusslicht bildet Japan, wo nur 11 Prozent bereit sind, Krypto-Anlagechancen zu ergreifen.
China und Hongkong zeigen die höchste Risikobereitschaft
Schweizer setzen grösstenteils auf Portfolios mit ausgewogenem Risiko (47 Prozent). Von den zehn befragten Ländern zeichnet sich bei acht ein ähnliches Bild ab: Die Mehrheit der Anleger setzt auf ausgewogene Portfolios, danach folgen leicht konservative Ansätze. Einzig Anleger aus China (42 Prozent) und Hongkong (34 Prozent) investieren auffällig häufig in leicht aggressivere Investments – fast doppelt so viel wie die Schweizer (16 Prozent).
Anlagewissen und Risikoaffinität stehen in Zusammenhang
Anleger, die glauben, nur über rudimentäres Finanzwissen zu verfügen, bevorzugen ein ausgewogenes Portfolio mit einem insgesamt ausgeglichenen Risikoprofil. Sobald Anleger den Anfängerstatus nach eigener Einschätzung verlassen haben und über ein gewisses Anlage-Know-how verfügen, sinkt die Risikobereitschaft deutlich. Diese Investoren legen dann sehr viel Wert auf sichere Anlagen. Dies ändert sich allerdings wieder, wenn die Erfahrung und das Investment-Know-how weiter steigen: Die ausgesprochenen Investment-Experten zeigen unter allen Anlegergruppen die grösste Risikoaffinität.
Zusätzliche Zahlen und Vergleiche zum Verhalten und zur Motivation von Anlegern weltweit finden sich in einer interaktiven Auswertung hier.