Millennials investieren weniger nachhaltig – Europäer liegen hinter Amerikanern und Asiaten

Schweizer Anlegerinnen und Anleger sind weniger bereit in Anlagen zu investieren, die ihren persönlichen Überzeugungen widersprechen. Das zeigt die Schroders Global Investor Studie 2020, die 23'000 Investoren von 32 Ländern weltweit befragt hat.

4 von 5 Schweizerinnen und Schweizern sind nicht bereit, gegen ihre persönlichen Überzeugungen zu investieren. Im Durchschnitt lehnen es 77% aller Befragten der Schroders Global Investor Studie ab, gegen ihre Überzeugungen anzulegen. Erst wenn die durchschnittliche Rendite ihrer Investitionen 21% pro Jahr betrüge, würde die Minderheit von 23%, die gegen ihre Überzeugungen anlegt, keine Schuldgefühle mehr diesbezüglich empfinden. Investoren aus China (90%), Italien (82%) und Portugal (82%) sind sich selbst am treuesten, wenn es um Investitionsentscheide geht. Investoren aus den USA (67%), Singapur (67%) und Thailand (68%) sorgen sich demgegenüber eher um Rendite als um Moral.

Nachhaltiges Investieren bedeutet für verschiedene Personen oft unterschiedliche Dinge. Ihre persönlichen Überzeugungen sind oft ein wichtiger Teil davon.

Hannah Simons, Head of Sustainability Strategy, Schroders

Millennials investieren weniger nachhaltig
Ironischerweise sind vor allem die Millennials, die allgemein als umweltbewusster wahrgenommen werden, eher bereit, ihre persönlichen Überzeugungen zu ignorieren, wenn sie von potenziell höheren Renditen profitieren können. Nur einer von 4 Millennials legt nach seinen Überzeugungen an. Gleichzeitig steigt das moralische Empfinden mit zunehmendem Alter an. Wird Investitionsverhalten mit dem Wissensstand bezüglich Finanzthemen abgefragt zeigt sich, dass Experten und Fortgeschrittene (29%) eher auf die Rendite als auf ihren moralischen Kompass achten. Bei den Anfängern und Laien ist dieser Wert mit 18% deutlich tiefer. Auch in der Schweiz ist dieses Muster zu beobachten. Die Kluft zwischen Experten (23%) und Laien (20%) ist allerdings nicht so gross.

Es ist ausserordentlich positiv zu sehen, dass sehr viele Anleger heute nachhaltig investieren. Allerdings scheint eine gewisse Diskrepanz zu bestehen zwischen Absicht und Handeln. Immerhin besteht nach wie vor eine relative grosse Kluft zwischen den Befragten, die nach ihren Überzeugungen anlegen (77%) und denen, die tatsächlich in nachhaltige Fonds investieren (rund 50%).

Andreas Markwalder, CEO Schroder Investment Management (Switzerland)

Europa – mehr Schein als Sein
Zudem wurden regionale Unterschiede abgefragt: Überraschenderweise gaben nur 44% der befragten Europäer an, dass sie in nachhaltige Investmentfonds investieren. Damit liegen sie klar hinter Anlegern aus Amerika (52%) und Asien (49%). Dies widerspricht dem Vorurteil, dass Europäer besonders moralisch investieren.