Schweizer Uhrenindustrie: Bis 2030 verdoppelt sich der Online-Handel

Zwei von fünf Konsumenten kaufen eine Uhr lieber online, als im Laden. Der Online-Uhrenmarkt wird sich daher gemäss einer aktuellen Deloitte-Uhrenstudie bis zum Ende dieses Jahrzehntes verdoppeln.

Knapp ein Drittel (31%) der Befragten trägt sich mit der Absicht in den nächsten zwölf Monaten eine gebrauchte Uhr zu erwerben. In der Altersgruppe unter 40 ist es fast jeder zweite. Der Gebraucht-Uhren-Markt wird daher voraussichtlich bis 2030 von derzeit 20 auf 35 Milliarden Schweizer Franken wachsen und mehr als die Hälfte des Neu-Uhren-Marktes umfassen. Luxusuhren werden auch immer mehr zu einer Anlage: In China kauft ein Drittel der Konsumenten eine Uhr zu Investitionszwecken. Um weiterhin erfolgreich zu sein, muss die Schweizer Uhrenindustrie ihr Online-Angebot erweitern und dabei den Gebraucht- und Investitionstrend berücksichtigen.

Nach unseren Schätzungen dürfte sich der Anteil der online erworbenen Uhren bis 2030 auf 30 Prozent verdoppeln.

Karine Szegedi, Deloitte

Die Mehrheit (57%) der vom Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte befragten Führungskräfte aus der Uhrenindustrie beurteilt die Aussichten für die Branche im nächsten Jahr trotz der steigenden Inflation und der geopolitischen Turbulenzen als positiv. Dies ist ein deutlicher Rückgang gegenüber dem letzten Jahr, als über drei Viertel (77%) die Aussichten positiv einschätzten. Darüber hinaus geben fast 80 Prozent der Führungskräfte in der Uhrenindustrie an, dass die durch den Krieg in der Ukraine und die Spannungen zwischen China und den USA verursachte geopolitische Unsicherheit die Aussichten ihres Unternehmens erheblich belastet.

Mit Blick auf das Wachstum halten die meisten Führungskräfte der Branche die USA, die gemessen am Exportvolumen bereits jetzt der bedeutendste Markt für die Schweizer Uhrenindustrie sind, für den nächsten grossen Wachstumsmarkt, gefolgt von Indien und China. Die Wachstumserwartungen fallen aber je nach Region sehr unterschiedlich aus: Für Hongkong beispielsweise wird ein weiterer Rückgang oder eine Stagnation erwartet, und lediglich 57 Prozent rechnen mit einem Wachstum des chinesischen Marktes. Im Gegensatz dazu gehen mehr als drei Viertel (77%) davon aus, dass der Markt in Nordamerika weiterwachsen wird.

Uhren werden vermehrt in Internet gekauft
Gemäss der neuen Deloitte Studie zur Schweizer Uhrenindustrie würden 40 Prozent aller Konsumentinnen und Konsumenten und 45 Prozent der Befragten unter 40 Jahren eine neue Uhr am ehesten im Onlinehandel erwerben. Dennoch sind der meisten Führungskräfte in der Uhrenindustrie überzeugt, dass traditionelle Uhrengeschäfte in naher Zukunft die bedeutendste Verkaufsplattform bleiben werden. «Zwei von fünf Konsumenten ziehen es vor, ihre Uhren online zu kaufen. Um die Erwartungen ihrer Kundschaft zu erfüllen, ist es daher von grundlegender Bedeutung, dass die Uhrenindustrie ihr Online-Angebot deutlich ausbaut und ihr bereits reichhaltiges Offline-Angebot ergänzt», betont Karine Szegedi von Deloitte. «Nach unseren Schätzungen dürfte sich der Anteil der online erworbenen Uhren bis 2030 auf 30 Prozent verdoppeln.»

Insbesondere in einem volatilen Marktumfeld mit hohem Inflationsdruck werden Luxusuhren als verlässliche Wertanlagen betrachtet.

Karine Szegedi

Uhren werden vermehrt als Investment gesehen
Fast ein Viertel der Befragten (23%) kauft Uhren zu Investitionszwecken, um sie anschliessend weiterzuverkaufen. Singapur (33%), Hongkong (32%) und China (29%) liegen an der Spitze. Möglicherweise erklärt dies auch, warum Konsumentinnen und Konsumenten in einigen asiatischen Märkten eher bereit sind, mehr Geld für neue Uhren auszugeben. So ist in China beispielsweise über ein Drittel (35%) bereit, CHF 5’000 oder mehr für eine neue Uhr zu zahlen, verglichen mit 8 Prozent in der Schweiz und lediglich 2 Prozent in Frankreich. 36 Prozent der Befragten, die Uhren als Investition kaufen, geben an, sie zu einem höheren Preis weiterverkaufen zu wollen. 33 Prozent möchten dadurch ihr Anlageportfolio diversifizieren. Vor allem die Konsumentinnen und Konsumenten in China sind an einer Diversifikation ihres Portfolios durch den Erwerb von Uhren interessiert (55%). «Insbesondere in einem volatilen Marktumfeld mit hohem Inflationsdruck werden Luxusuhren als verlässliche Wertanlagen betrachtet», erklärt Karine Szegedi. «Die durch Lieferkettenprobleme und das aktuelle Wirtschaftsumfeld verursachte Knappheit an Luxusuhren zieht einen Kundenkreis an, der in der Hoffnung investiert, die Uhren zu einem höheren Preis wiederverkaufen zu können.»

Der Secondhand-Markt wächst weiter
Da fast ein Drittel der befragten Kundinnen und Kunden (31%) plant, im kommenden Jahr eine Uhr aus zweiter Hand zu erwerben und Unternehmen ihre eigenen Vertriebskanäle für Gebrauchtuhren aufbauen, gewinnt das Segment zusehends an Bedeutung. Secondhand-Uhren werden vor allem bei Millennials und in der Generation Z immer beliebter: 48 Prozent von ihnen geben an, sich für eine solche Uhr zu interessieren. Die meisten Befragten motiviert dabei insbesondere die Möglichkeit, eine Luxusuhr zu einem günstigeren Preis kaufen zu können (44%). Andere nutzen die Gelegenheit, eine Uhr zu kaufen, die nicht mehr hergestellt wird (29%), oder entscheiden sich aus Gründen der Nachhaltigkeit für eine Secondhand-Uhr (21%).

Die detaillierte Deloitte-Uhrenstudie findet sich hier.

Hauptbildnachweis: Rolex