Was bedeutet die europäische Energiekrise für Anleger?

Steht uns ein kalter Winter bevor? Bleibt Energie bezahlbar? Angesichts der aktuellen Energie-Märkte ist es angebracht, einen kühlen Kopf zu bewahren und langfristig investiert zu bleiben.

Die Märkte sind zwar im Durchschnitt effizient (die Preise entsprechen meist den verfügbaren Informationen), doch sie sind nicht überall und nicht jederzeit effizient. Es gibt daher keine Alternative zur Prüfung der vorhandenen Daten und zum Treffen von aktiven Entscheidungen. Die Schlüsselfrage ist, ob die Marktpreise verschiedener Vermögenswerte den aktuellen Nachrichtenfluss angemessen widerspiegeln oder vielleicht überreagiert haben und daher einen angemessenen Wert widerspiegeln.

Ich möchte zwei Makro-Chancen herausstellen:

  • Die Schwellenländer sind nicht direkt von der Energiekrise betroffen und sie sind in ihrem Zinszyklus in der Regel weiter fortgeschritten. Folglich dürften ihre Volkswirtschaften wachsen, während die Industrieländer in den nächsten Monaten eine Rezession erleben werden. Bottom-up-Fundamentaldaten wie Rentabilität, freier Cashflow und Dividendenrenditen werden attraktiver und deuten auf einen möglichen Einstiegspunkt nach den grossen Mittelabflüssen in den vergangenen Monaten hin.

Unternehmen aus dem Solar- und Windenergiesektor dürften von der strengeren Regulierung in der EU und einem kürzlich unterzeichneten Gesetz in den USA, mit dem ehrgeizigen Ziel den US-Stromsektor zu dekarbonisieren, profitieren.

Frank Häusler, Chief Investment Strategist, Vontobel
  • Da der Angebotsengpass über das Jahr 2023 hinaus anhalten könnte, sollten Anleger Sektoren in Erwägung ziehen, die langfristig von der Energiekrise profitieren könnten. Wenn man aus der Vergangenheit Schlüsse ziehen kann, dann hat eine grundlegende Veränderung unserer Energieversorgung womöglich bereits begonnen. Westliche Volkswirtschaften haben in den 1970er Jahren nach einem Embargo der Erdölexporteure aus dem Nahen Osten ihre Ölabhängigkeit reduziert. In gleicher Weise ist jetzt womöglich die Zeit gekommen, Investitionen zur Unterstützung einer Wirtschaft zu tätigen, die auf erneuerbaren Energiequellen basiert. Unternehmen aus dem Solar- und Windenergiesektor dürften von der strengeren Regulierung in der Europäischen Union und einem kürzlich unterzeichneten Gesetz in den USA, mit dem ehrgeizigen Ziel den US-Stromsektor zu dekarbonisieren, profitieren. Der aufstrebende Sektor der «sauberen Energie», zu dem Bereiche wie Elektrofahrzeuge, Batterien oder auf nachhaltige Weise produzierter Wasserstoff zählen, hat ebenfalls neue Gelegenheiten für Anleger eröffnet

Abschliessend möchte ich an einen Lehrsatz erinnern, der im Leben wie beim Anlegen gilt: «Handle übereilt und du wirst in Ruhe bereuen». Angesichts der aktuellen Märkte ist es angebracht, einen kühlen Kopf zu bewahren und langfristig investiert zu bleiben.

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