Credit Suisse und Klimaschutz: Was ist so schwierig daran, das Richtige zu tun?

Die jüngste Initiative der Schweizerische Stiftung für nachhaltige Entwicklung, Ethos, lässt aufhorchen und zeichnet einmal mehr ein wenig schmeichelhaftes Bild der Credit Suisse. Hintergrund sind die zweifelhaften Aktivitäten der Bank in Sachen Klimaschutz. Gemeinsam mit einer Gruppe gewichtiger, institutioneller Anleger haben Ethos und die NGO ShareAction einen Aktionärsantrag bei der Schweizer Grossbank eingereicht mit dem Ziel, die Credit Suisse dazu zu bewegen, ihre Klimatransparenz zu erhöhen und ihr finanzielles Exposure bei der Finanzierung fossiler Brennstoffe zu vermindern.

Die elf institutionellen Anleger, die sich hinter Ethos und die NGO ShareAction stellen – darunter beispielsweise die Pensionskasse der Stadt Zürich oder die Publica – sind Schwergewichte, vertreten sie doch mehr als 2'200 Milliarden Schweizer Franken. Schwer wiegen auch die Vorhalte, die der Credit Suisse entgegenschlagen. Eine Studie von ShareAction besagt, dass die Strategie der Bank in Sachen Finanzierung von unkonventionellem Erdöl und -gas nur beschränkt zur Anwendung kommt und hinter den Praktiken des europäischen Bankensektors zurückbleibt. Zudem würde die Credit Suisse beispielsweise die Finanzierung von Unternehmen nicht einschränken, die in der Förderung von Erdöl und -gas aus der Arktis, aus Ölsand und mittels Fracking aktiv sind. Darüber hinaus beteiligte sie sich an einer Reihe von umstrittenen Transaktionen. Gemäss einer aktuellen Studie von «Banking on Climate Chaos» hat die Credit Suisse seit der Unterzeichnung des Pariser Abkommens in den Jahren 2016 bis 2020 für mehr als 82 Milliarden US-Dollar die grössten Unternehmen aus dem Sektor der fossilen Brennstoffe finanziert. Damit ist sie die viertgrösste Geldgeberin für fossile Brennstoffe in Europa und die führende Bank auf dem Kontinent für die Finanzierung von Kohleminen.

Trotz einiger Fortschritte, vor allem bei der Finanzierung von Unternehmen aus dem Kohlesektor, bleibt die Credit Suisse damit weit entfernt von den bestehenden «besten Praktiken» der Mitbewerber. Die kürzlichen Abgänge der für Nachhaltigkeitsbelange verantwortlichen Mitarbeitenden lassen Zweifel an der Fähigkeit der Bank aufkommen, die kommenden Herausforderungen zu bewältigen», kommentiert Ethos den desaströsen Stand der Dinge innerhalb der Bank.

Allen Beteuerungen zum Trotz scheint die Führungsetage der Credit Suisse bis anhin weder die Dringlichkeit eines umfassenden Klimaschutzes noch ihre Verantwortung als weltweit tätiges Finanzinstitut wahrnehmen zu wollen. Sie verspielt damit ihre Glaubwürdigkeit und beschädigt (einmal mehr) ohne Not nicht nur die eigene Reputation, sondern auch die des gesamten Schweizer Finanzplatzes. Es bleibt die Frage an die Verantwortlichen der Bank, was so schwierig daran ist, das Richtige zu tun.

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