Die Anlegerstimmung schwankt zwischen Zuversicht und Leichtsinn

Trotz der stark gestiegenen Zinsen expandiert die US-Wirtschaft nach wie vor. In der Eurozone stagniert sie dagegen.

In den USA haben sich die Ängste vor einer harten Landung verringert, nachdem die erste Schätzung für das BIP-Wachstum im zweiten Quartal mit aufs Jahr hochgerechnet 2,4 Prozent überraschend hoch ausgefallen war. Die hohe Kernteuerung und ein trockener Arbeitsmarkt sprechen grundsätzlich für weitere Zinserhöhungen. Fed-Präsident Powell betonte jedoch, dass die Auswirkungen der geldpolitischen Straffung noch nicht vollständig spürbar sind. Das lässt auf eine längere Pause bei den Zinserhöhungen in den USA schliessen. Es ist sogar möglich, dass die Höchstmarke in diesem Zinserhöhungszyklus bereits erreicht wurde.

Die optimistische Haltung der Marktakteure birgt die Gefahr, dass sie die Risiken zu stark ausblenden. Sollte der Optimismus gestört werden, könnte eine umgehende Marktkorrektur die Folge sein.

Christoph Sax, Chief Investment Officer, VZ Vermögenszentrum

Im Euroraum hat sich die Konjunktur eingetrübt. Die Wirtschaft stagniert – und die Ungewissheit über den Endpunkt der Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) belastet den Ausblick. Derweil hält sich die Inflation weit über dem Zielwert von 2 Prozent. Die Marktteilnehmer rechnen deshalb mit einem weiteren Zinsschritt in diesem Jahr.

Frühindikatoren deuten auf Abkühlung
Die Einkaufsmanagerindizes (PMI) blieben im Juli in fast allen Industrienationen unter den Erwartungen. Besonders in der Industrie haben sich die Aussichten weiter eingetrübt. Im Dienstleistungssektor liegen die PMIs mehrheitlich über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten, sie weisen aber seit einigen Monaten einen Abwärtstrend auf. Deutschland und Frankreich, die beiden grössten Volkswirtschaften im Euroraum, setzten ihre konjunkturelle Abkühlung fort.

Anlegerstimmung zwischen Zuversicht und Leichtsinn
Trotz der Konjunktursorgen bleiben die Investoren zuversichtlich gestimmt. Einige wichtige Börsenindizes konnten in den ersten sieben Monaten des Jahres in Franken gerechnet zweistellige Wertgewinne verzeichnen. Diese Steigerungen werden einerseits durch das enorme Innovationspotenzial in der IT-Branche angetrieben, andererseits sehen die Anleger bereits positive Impulse durch Zinssenkungen und durch eine Wachstumserholung am Horizont. Diese Chancen sind real. Allerdings birgt die optimistische Haltung der Marktakteure die Gefahr, dass sie die Risiken zu stark ausblenden. Sollte der Optimismus gestört werden, könnte eine umgehende Marktkorrektur die Folge sein.

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