Was Anleger im US-Superwahljahr beachten sollten

Am heutigen Montag beginnt mit den Vorwahlen in Iowa die heisse Phase des Wahlkampfes in den Vereinigten Staaten. US-Präsidentschaftswahlen können spaltend und beunruhigend sein. Manchmal scheint das Schicksal der Welt auf dem Spiel zu stehen. Aber sind Wahlen wirklich so wichtig, wenn es um Investitionen geht? Wir sind der Meinung, dass langfristig orientierte Anleger unabhängig vom Ausgang der Wahlen gut aufgestellt sind.

Eine Überreaktion auf kurzfristige Volatilität während der Wahlzyklen kann sich nachteilig auf die Anlagerenditen auswirken. In der Tat kann die Politik starke Emotionen und Sorgen hervorrufen, aber die Anleger tun gut daran, den Lärm auszublenden und sich auf das Langfristige zu konzentrieren. Denn historisch gesehen haben Wahlen im Grunde keinen Unterschied gemacht, wenn es um langfristige Anlagerenditen geht.

Was sind die Lehren aus der Vergangenheit?
Eine Investition von 1'000 US-Dollar in den S&P 500, die bei Amtsantritt von Franklin D. Roosevelt 1933 getätigt wurde, wäre am 30. Juni 2023 über 19 Millionen US-Dollar wert gewesen. In dieser Zeit gab es acht demokratische und sieben republikanische Präsidenten. Die aktuellen wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen mögen beispiellos erscheinen, aber ein Blick auf vergangene Wahlzyklen zeigt, dass jeder Wahlkampf von Kontroversen und Unsicherheiten begleitet war. Und in jedem Fall hat sich der Markt im Laufe der Zeit als widerstandsfähig erwiesen. Erfolgreiche Anleger bleiben auf Kurs und verlassen sich eher auf die Zeit im Markt als auf das Timing des Marktes.

Erfolgreiche Anleger bleiben auf Kurs und verlassen sich eher auf die Zeit im Markt als auf das Timing des Marktes.

Christophe Braun, Equity Investment Director, Capital Group Switzerland

Wie reagieren die Aktienmärkte in Wahljahren?
Das Ungewisse ist die Vorwahlsaison. Bei so vielen Kandidaten auf dem Wahlkampftrip – bis Mitte 2023 hatten 14 Republikaner ihre Kandidatur angekündigt – kann die Bandbreite der Ergebnisse beängstigend wirken. Diese Unbeständigkeit ist jedoch oft nur von kurzer Dauer. Nach dem Ende der Vorwahlen kehren die Märkte in der Regel zu ihrem normalen Aufwärtstrend zurück. Geduldige Anleger, die den Kurs beibehalten, werden oft belohnt. Seit 1932 hätten Aktien in den 12 Monaten nach Abschluss der Vorwahlen (wenn man den 31. Mai als Massstab nimmt) im Durchschnitt um 11,3 Prozent zugelegt, verglichen mit nur 5,8 Prozent in ähnlichen Zeiträumen in Nichtwahljahren. Dies sind jedoch nur Durchschnittswerte, Anleger sollten nicht versuchen, den Zeitpunkt für den Einstieg in den Markt zu bestimmen. Stattdessen kann ein langfristiger Ansatz den Anlegern helfen, der Volatilität zu widerstehen und darauf zu vertrauen, dass sich die Märkte im Laufe der Zeit tendenziell nach oben bewegen, selbst in Wahljahren.

Welche Fehler gilt es zu vermeiden?
Viele Anleger sind mit Blick auf die Märkte im Jahr 2024 nervös. Präsidentschaftskandidaten lenken die Aufmerksamkeit oft auf die Probleme des Landes, und Kampagnen neigen dazu, negative Botschaften zu verstärken. Es ist also kein Wunder, dass auch die Anleger ein wenig pessimistisch werden. Dies kann zu einem Problem werden, wenn sie zulassen, dass sich ihre Stimmung auf ihr Geld auswirkt. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Anleger vor Wahlen häufiger in Geldmarktfonds – traditionell eine der risikoärmsten Anlageformen – investiert haben. Im Gegensatz dazu verzeichneten Aktienfonds im Jahr unmittelbar nach einer Wahl die höchsten Nettozuflüsse. Dieser Trend gilt sogar für internationale Fonds. Dies deutet darauf hin, dass die Anleger in Wahljahren das Risiko minimieren und abwarten wollen, bis die Unsicherheit nachlässt, bevor sie sich wieder riskanteren Anlagen wie Aktien zuwenden. Doch Markt-Timing ist selten eine langfristig erfolgreiche Anlagestrategie und kann ein grosses Problem für die Portfoliorendite darstellen. In einem Wahljahr sollte man sich mit seinen Investitionen nicht zurückhalten. Anleger, die in Wahljahren voll investiert waren oder beispielsweise monatliche Beiträge in einen Pensionsplan einzahlten, schnitten durchschnittlich immer am besten ab. Diese Anleger haben über den gesamten Zeitraum höhere durchschnittliche Portfoliobestände und übertreffen häufiger die Anleger, die länger in Bargeld investiert waren. Das Festhalten an einem soliden langfristigen Anlageplan, der auf den individuellen Anlagezielen basiert, ist in der Regel die beste Vorgehensweise. Unabhängig davon, ob diese Strategie darin besteht, das ganze Jahr über voll investiert zu sein oder regelmässig zu investieren, sollten die Anleger in jedem Fall das Markt-Timing im Zusammenhang mit der Politik vermeiden. Wie so oft beim Investieren geht es darum, kurzfristigen Lärm beiseite zu schieben und sich auf langfristige Ziele zu konzentrieren.

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