Der OP-Roboter, der Investoren reich macht
Der US-Pionier «Intuitive Surgical» ist Marktführer bei roboterassistierter Chirurgie. Das Unternehmen mit Europa-Hauptsitz in Aubonne/VD ist auf Wachstumskurs. Anleger sollten es auf dem Radar haben.
Was vor dreissig Jahren noch nach Science-Fiction klang, ist heute Realität: minimal-invasive Eingriffe mit Unterstützung eines Roboters. Pionier war das US-Unternehmen mit seinem Da-Vinci-System, das vor allem bei der operativen Entfernung der Prostata eingesetzt wird, meist aufgrund von Prostatakrebs.
Christoph Wirtz, Leiter Aktien, Rothschild und Co. BankWeltweit wurden mehr als 10’488 Da-Vinci-Systeme installiert und bislang über 16,9 Millionen Eingriffe damit durchgeführt.
Seit 1995 treibt «Intuitive Surgical» die minimalinvasive Versorgung mit fortschrittlichen robotischen Systemen, umfassenden Lernangeboten und wertschöpfenden Services voran. Als einer der Pioniere der roboterassistierten Chirurgie wird das da Vinci-Operationssystem heute weltweit von Chirurgen eingesetzt, um bei zahlreichen Eingriffen einen weniger invasiven Ansatz zu ermöglichen. Das System erlaubt minimalinvasive Operationen, die andernfalls als offene Eingriffe durchgeführt werden müssten. Das da Vinci-System ermöglicht eine besonders präzise Behandlung und bietet den Operateuren mehr Bewegungsfreiheit – selbst in engen Bereichen des Bauchraums. In den USA werden inzwischen rund 90% aller Prostataoperationen mit dem da Vinci-System durchgeführt. In der Schweiz, wo Prostatakrebs die häufigste Krebserkrankung bei Männern über 50 ist, sind die Systeme seit fast 20 Jahren im Einsatz. Neben der Urologie werden sie zunehmend auch in der Viszeralchirurgie und Gynäkologie genutzt. Weltweit wurden mehr als 10’488 Da-Vinci-Systeme installiert und bislang über 16,9 Millionen Eingriffe damit durchgeführt.
Marktführer und planbare Umsätze
Wer einmal auf das Ökosystem setzt, bleibt in aller Regel dabei. Hohe Wechselkosten, von millionenteuren Geräten über Schulungen bis zu eingespielten OP-Teams, errichten einen wirksamen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz. Die Einnahmen von Intuitive Surgical stammen aus drei Quellen: dem Verkauf der Roboter, den Instrumenten und Verbrauchsmaterialien sowie Serviceverträgen. Rund 84% der Umsätze sind wiederkehrend. Die Greifer, Scheren, Nähwerkzeuge, die an den Roboterarmen befestigt sind, dürfen beispielsweise nur rund zehnmal eingesetzt werden, bevor sie ersetzt werden. Der Grund: danach steigt das Risiko, dass ein Instrument an Präzision verliert. Für Spitäler ist dies kalkulierbar, für Intuitive ein stabiler Cashflow.
Wachstum und Innovation
Die Chirurgie befindet sich im Wandel: Minimalinvasive Verfahren verdrängen zunehmend die offene Chirurgie. Trotz der Erfolge von «Intuitive Surgical» mit dem da Vinci-System steckt die roboterassistierte Chirurgie noch in den Anfängen. Derzeit macht sie rund 9% aller Eingriffe in den USA und etwa 6% der weltweiten Operationen aus. Traditionelle endoskopische Techniken decken weitere 30% ab, während der Grossteil der Eingriffe nach wie vor offen durchgeführt wird. Minimalinvasive Verfahren verbessern die Behandlungsergebnisse, senken die Kosten durch kürzere Krankenhausaufenthalte, reduzieren Infektionsraten und beschleunigen die Genesung. Wir erwarten, dass sie sich im kommenden Jahrzehnt als Standard etablieren werden. Bei der roboterassistierten Chirurgie mit dem da Vinci-System steuern Chirurgen über eine Konsole die robotischen Arme. Diese führen die Instrumente mit hoher Präzision und ermöglichen Bewegungsabläufe, die der klassischen minimalinvasiven laparoskopischen Operation ähneln, aber über sie hinausgehen. Rückmeldungen aus der Praxis bestätigen die starken klinischen Ergebnisse: Die roboterassistierte Chirurgie ermöglicht komplexe Eingriffe mit höherer Präzision und besserer Kontrolle. Für Patienten bedeutet dies häufig weniger Blutverlust, eine schnellere Genesung und ein geringeres Risiko für erneute Krankenhausaufenthalte. Mit wachsender Erfahrung kann die Operationsdauer sogar unter der von traditionellen Verfahren liegen – wie beispielsweise bei der Prostatektomie, einer der am häufigsten durchgeführten Operationen. Die neueste Generation, da Vinci 5, hat inzwischen auch in Europa die Zulassung erhalten. Sie bietet nicht nur ergonomische Verbesserungen, sondern integriert mit «Case Insights» erstmals digitale Funktionen: Anonymisierte Operationsdaten werden in die Cloud übertragen und mithilfe von Künstlicher Intelligenz ausgewertet. Damit entwickelt sich Intuitive zunehmend von einem reinen Hardware-Anbieter zu einem datengetriebenen Serviceunternehmen – ein klarer Vorteil in einem Gesundheitssystem, das Effizienz und Behandlungsergebnisse immer stärker in den Vordergrund stellt.
Finanzkraft und Bewertung
«Intuitive Surgical» vereint mehrere Stärken: Pionierrolle in der robotergestützten Chirurgie, klare Marktführerschaft mit hohen Eintrittsbarrieren, innovatives Geschäftsmodell mit grossem Anteil wiederkehrender Umsätze. Die Bilanz ist makellos: Per Ende des ersten Halbjahres 2025 verfügte das Unternehmen über rund 9.5 Milliarden US-Dollar Netto-Cash. Das erlaubt hohe Investitionen in Forschung & Entwicklung (etwa 6% des Umsatzes) und zugleich Aktienrückkäufe. Für langfristig orientierte Anleger ist«Intuitive Surgical» eine spannende Beimischung in einem Medtech-Portfolio. Sie sollten das Unternehmen im Auge behalten.