Die Nähe zu René Benko wird auch für die GKB und deren Präsidenten Peter Fanconi zur Hypothek

«Wenn Du etwas nicht erkennen kannst, bist Du vielleicht zu nah dran», sagte einst die deutsche Lyrikerin Anke Maggauer-Kirsch. Für Peter Fanconi kommt diese Erkenntnis möglicherweise zu spät. Seine Nähe zu René Benko bringt den amtierenden Präsidenten der Graubündner Kantonalbank (GKB) in arge Bedrängnis.

Der Bankrat der Graubündner Kantonalbank hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft​ Ernst & Young beauftragt, den allgemeinen Prozess der Kreditvergabe im Zusammenhang mit einem Kredit von 60 Millionen Franken für das Globus-Gebäude in der Zürcher Bahnhofstrasse zu untersuchen. Es handelt sich hierbei zumindest indirekt um ein Kreditgeschäft mit René Benko bzw. mit dessen Signa-Gruppe. Ein erstaunlicher Vorgang, der wohl auch auf die aktuelle Medienberichterstattung zurückzuführen ist, die eine unsensible Nähe zwischen dem amtierenden GKB-Präsidenten und dem gestrauchelten österreichischen Immobilien-Investor insinuiert.

Wenn Du etwas nicht erkennen kannst, bist Du vielleicht zu nah dran.

Anke Maggauer-Kirsch, deutsche Lyrikerin (*1948)

Es herrscht Erklärungsnotstand auf Seiten von Peter Fanconi, der sich als Opfer einer Diffamierungskampagne sieht. «Man wollte mir schaden, und wenn man die Medienberichte der vergangenen Tage anschaut, ist dies auch gelungen», lässt er sich zitieren. Dass er sich ohne Not selber ins Abseits manövriert hat, blendet er aus. Denn selbst wenn ihm keine finanziellen Vorteile aus der toxischen Beziehung mit René Benko entstanden sein dürften, muss er sich doch den Vorwurf machen lassen, als willfähriger Steigbügelhalter für den fragwürdigen Immobilien-Mogul agiert zu haben. Über das Beziehungsnetz von Peter Fanconi soll René Benko in Kontakt mit verschiedenen Schweizer Kantonalbanken gekommen sein. «Ohne Dein ‘Backing’ in Deinem Kantonalbank-Netzwerk wäre das nicht so einfach möglich gewesen – das weiss ich sehr zu schätzen», bedankt sich René Benko in einer geleakten E-Mail beim GKB-Präsidenten. Damit hat sich Peter Fanconi angreifbar gemacht, denn der Vorgang bestätigt eine gewisse Nonchalance, die ihm nachgesagt wird. Er hat sich damit einen Bärendienst erwiesen, denn Kritiker stellen jetzt in diesem Zusammenhang sein Urteilsvermögen in Frage und verweisen auf die fehlende Distanz des amtierenden GKB-Präsidenten im Umgang mit zweifelhaften Geschäftspartnern. Damit beschädigt er – zumindest in moralischer Hinsicht – nicht nur seine eigene Person und das Amt, sondern auch das Ansehen der Graubündner Kantonalbank.

Der guten Form halber sei an dieser Stelle festgehalten, dass die Prüfung der Kreditvergabe durch die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young kaum ein Fehlverhalten von Peter Fanconi bestätigen dürfte. Unabhängig davon wird sich der Bankrat der GKB fragen müssen, ob die die Nähe von Peter Fanconi zu René Benko angemessen war.

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