Starke Performance von Staatsinvestoren sichert Regierungen nötige Liquidität und Stabilität in der Pandemie
Die «Global Sovereign Asset Management Study» von Invesco reflektiert die aktuellen Markteinschätzungen von 141 Chief Investment Officers, Anlageklassen-Verantwortlichen und Senior-Portfoliostrategen von 82 Staatsfonds und 59 Zentralbanken, die ein Vermögen von insgesamt 19 Billionen US-Dollar verwalten.
Als zentrales Thema ziehen sich Covid-19 und die Auswirkungen der Pandemie auf das operative Geschäft und die Anlagestrategien durch den diesjährigen Bericht. Als Reaktion auf Covid-19 haben die Regierungen Hilfspakete geschnürt, um der Wirtschaft und öffentlichen Diensten wie dem Gesundheitswesen unter die Arme zu greifen und Unternehmen sowie private Haushalte über Wasser zu halten, während die Steuereinnahmen mit der Wirtschaftsaktivität einbrachen. Die Auswirkungen auf die öffentlichen Haushalte veranlassten einige Regierungen dazu, ihre Staatsfonds anzuzapfen, um Ausgaben zu finanzieren und Haushaltsdefizite auszugleichen. Mehr als ein Drittel der Staatsinvestoren sah sich im Jahr 2020 mit Mittelabrufen konfrontiert, darunter 78% der Liquiditäts- und 58% der Investment-Investoren.
Viele Staatsfonds haben durch die globale Finanzkrise gelernt, wie wichtig der Aufbau hoher Liquiditätsreserven ist, und konnten die heimische Wirtschaft und grosse Unternehmen, die eine Stabilisierungsfinanzierung benötigten, erfolgreich unterstützen. Bei den anderen hatten Ausmass und Tempo des Mittelabzugs jedoch erhebliche Auswirkungen auf die Allokationen und führten zu einem Umdenken in Bezug auf das Liquiditätsrisikomanagement. Dies hat zu einer Verschiebung in Richtung Barmittel geführt. Im Jahresverlauf 2020 haben sich die Liquiditätsreserven der Portfolios mehr als verdoppelt, da einige Staatsinvestoren für weitere Mittelentnahmen gerüstet sein wollten.
Rod Ringrow, Head of Official Institutions, InvescoAngesichts der haushaltspolitischen Herausforderungen haben die Regierungen die Staatsfonds angezapft, um ihre Ausgabendefizite zu schliessen. Einige Fonds waren darauf gut vorbereitet, andere mussten kurzfristige Massnahmen ergreifen, um Liquidität zu generieren.
Wie die Invesco-Studie zeigt, ist es zudem zu einer Verschiebung bei der Vermögensaufteilung gekommen: Da die Zinsen und Anleiherenditen durch die extrem expansive Geldpolitik noch weiter gesunken sind, haben sich die Staatsinvestoren gezwungen gesehen, nach neuen Renditequellen Ausschau zu halten. Mit den wiederaufkeimenden Sorgen über eine stimulusgetriebene Inflation sanken die Allokationen in Zinsprodukte von 34% auf 30%. Die Marktvolatilität im ersten Quartal 2020 führte zu einem Anstieg der Aktienquoten, wodurch sich ein zweijähriger Trend sinkender Allokationen umkehrte. Die Staatsinvestoren erhöhten ihre Allokationen auf 28%, was einem Anstieg um 2% gegenüber 2020 entspricht. Weitere 30% der Befragten wollen ihre Aktienallokation in den nächsten zwölf Monaten erhöhen.
Pandemie rückt ESG stärker in den Fokus
Wie die Studie zeigt, hat die Orientierung der Staatsfonds und Zentralbanken an ESG-Erwägungen seit 2017 deutlich zugenommen. Innerhalb von nur vier Jahren ist der Anteil der Befragten, die eine ESG-Richtlinie haben, dramatisch gestiegen – von 46% auf 64% unter den Staatsfonds und von 11% auf 38% unter den Zentralbanken. Die Covid-19-Pandemie war ein Auslöser dieser stärkeren Fokussierung auf ESG. Fast ein Viertel (23%) der Staatsfonds und 45% der Zentralbanken orientieren sich infolge der Pandemie stärker an ESG-Kriterien. Je erfahrener und kompetenter ein Investor in Bezug auf die ESG-Integration ist, desto wahrscheinlicher ist es auch, dass die Pandemie die Fokussierung auf ESG-Erwägungen nochmals verstärkt hat. Von den Befragten, die seit mindestens fünf Jahren ESG-Kriterien berücksichtigen, haben rund 50% die Pandemie zum Anlass genommen, ihre ESG-Ausrichtung nochmals zu verstärken.
Mit der nachlassenden Covid-19-Gefahr kehren die Staatsinvestoren nach China zurück
Chinas Attraktivität hat in den letzten vier Jahren kontinuierlich zugenommen, angetrieben durch attraktive lokale Renditen und Diversifikationsmöglichkeiten. In den ersten Monaten des Jahres 2020, als die Tragweite der Covid-19-Pandemie noch unklar war, gehörten die Staatsinvestoren zu den Anlegern, die taktische Umschichtungen aus vermeintlich krisenanfälligen Märkten wie China in weniger risikoreiche Investitionen – vor allem in die relative Qualität und Sicherheit von Nordamerika und insbesondere US-Anleihen – vornahmen. Durch ihre schnelle Reaktion auf die Covid-19-Pandemie haben sich aufstrebende Volkswirtschaften im asiatisch-pazifischen Raum auch schneller wieder erholt. Dadurch ist der chinesische Markt für 40% der Investment-Investoren und 56% der Liquiditätsinvestoren jetzt attraktiver als vor der Pandemie. Die erhöhten Allokationen in die Region gingen auf Kosten von Europa, dem Nahen Osten und anderen Schwellenmärkten wie Lateinamerika und Afrika, die als weniger attraktiv für Investitionen angesehen wurden. Viele Investoren sind weiterhin sehr bullish in Bezug auf China und planen einen weiteren Ausbau ihrer bestehenden Allokationen. 40% der Staatsinvestoren wollen ihre Allokationen in den nächsten fünf Jahren erhöhen. Bei den Liquiditätsinvestoren liegt der Anteil sogar bei 71%. Wie ein Liability-Investor erklärte, hat China noch immer die grössten Märkte für nachhaltige Energie, Infrastruktur und Immobilienentwicklungen und 32% der Liability-Investoren wollen ihre Allokationen in China in den nächsten fünf Jahren erhöhen.
Die Global Sovereign Asset Management Study aus dem Hause Invesco findet sich hier.