Raiffeisen: Guy Lachappelle tritt überraschend per Ende Juli 2021 zurück

Der Raiffeisen-Verwaltungsratspräsident Guy Lachappelle kündigt überraschend seinen Rücktritt auf Ende Juli 2021 an. Pascal Gantenbein übernimmt per sofort die Amtsgeschäfte.

Guy Lachappelle, seit 2018 amtierender Verwaltungsratspräsident von Raiffeisen Schweiz, hat den Verwaltungsrat von Raiffeisen informiert, dass er per Ende Juli 2021 von seinem Amt zurücktritt. Die Amtsgeschäfte übernimmt mit sofortiger Wirkung Vizepräsident Pascal Gantenbein, der das Präsidium (wie bereits im Frühling 2018) ad interim bis zur nächsten Generalversammlung führen wird.

Der Rücktritt erfolgt im Nachgang zu zwei Strafanzeigen, die von der Ex-Geliebten von Guy Lachappelle eingereicht worden sind. Laut dem «Tagesanzeiger» betrifft die eine Strafanzeige persönliche Vorwürfe. Die zweite Strafanzeige soll im Zusammenhang mit seiner früheren Tätigkeit bei der Basler Kantonalbank stehen. Danach habe Lachappelle als CEO der Bank potentiell börsenrechtlich relevante Informationen über eine private E-Mail an seine Ex-Geliebte weitergegeben. Konkret geht es um eine Präsentation zum digitalen Umbau der börsenkotierten Basler Kantonalbank.

«Ich gehe davon aus, dass das Vorgehen nicht strafrechtlich relevant war», sagte Lachappelle an der heutigen Pressekonferenz. «Aber vor dem Gesichtspunkt der Integrität ist das nicht zu entschuldigen», setzte er hinzu. «Ich schäme mich für diese unglaubliche Unachtsamkeit.»

Im Raum steht weiter der Vorwurf, wonach Guy Lachappelle private Essen und Übernachtungen geschäftlich abgerechnet haben soll. Weder die Raiffeisen noch die Basler Kantonalbank hat sich bis jetzt zu diesem Punkt geäussert.

Der scheidende Raiffeisen-Präsident will sich überdies auch von allen anderen Ämtern und Funktionen zurückziehen (u.a. als Verwaltungsrat des Universitätskinderspitals beider Basel).

Es ist davon auszugehen, dass sich nebst den Strafuntersuchungsbehörden auch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA mit den Vorwürfen beschäftigen wird.

Für Guy Lachappelle gilt die Unschuldsvermutung.

Hauptbildnachweis: Raiffeisen