Lassen Sie sich kein grünes X für ein nachhaltiges U vormachen

Wer sein Geld verantwortungsvoll investieren möchte, sollte genau hinschauen. Diese Punkte helfen, die Qualität einer «nachhaltige» Anlage richtig einzuschätzen.

Immer mehr Anleger sind skeptisch, wenn es um «grüne» Geldanlagen geht. Das Thema ist komplex. Darum ist es nicht leicht zu erkennen, welche Behauptungen richtig und welche falsch sind. Die folgenden Punkte sollten Sie prüfen, wenn Ihre Bank solche Produkte bewirbt oder bestehende Anlagen auf Nachhaltigkeit umstellt.

Anlagerendite
Viele Banken und Vermögensverwalter werben damit, dass die Rendite nachhaltiger Anlagen mindestens gleich gut sei wie die klassischer Anlagen. Das stimmt nicht. Nachhaltige Produkte schliessen bestimmte Branchen und Firmen aus. Damit weichen sie vom Gesamtmarkt ab. Das kann zu besseren, aber auch zu schlechteren Renditen führen. Lassen Sie sich deshalb nicht blenden. Vergleichen Sie die Entwicklung nachhaltiger Anlagen mit einer Benchmark ohne Nachhaltigkeitsfokus. So lässt sich erkennen, wie die Renditeabweichungen in der Vergangenheit waren.

Viele Banken und Vermögensverwalter werben damit, dass die Rendite nachhaltiger Anlagen mindestens gleich gut sei wie die klassischer Anlagen. Das stimmt nicht.

Manuel Rütsche, Leiter Asset Management, VZ VermögensZentrum

Gebühren
Viele Banken setzen aktive Fonds wie ESG-Themenfonds ein. ESG steht für ökologische, soziale und unternehmerische Aspekte. Viele dieser Fonds sind teurer und weniger diversifiziert als Indexfonds wie ETF. Wenn sie keinen Renditevorteil bieten, steht den Mehrkosten kein Mehrwert gegenüber. Vergleichen Sie deshalb die Gebühren und prüfen Sie, ob sie gemessen an der Rendite gerechtfertigt sind. Einige Banken nutzen den Nachhaltigkeitstrend, um aktive Fonds neu zu verpacken. Gut möglich, dass sie so bloss ihre Gebühren erhöhen.

ESG-Ratings

Viele Banken und Vermögensverwalter bewerten die Anlagen, die sie einsetzen, mit sogenannten ESG-Ratings. Allerdings fällt die Bewertung je nach Rating-Anbieter unterschiedlich aus. Dazu kommt ein weit verbreiteter Irrtum: Im Normalfall messen solche Ratings nicht primär, wie nachhaltig eine Firma handelt, sondern wie stark ihre wirtschaftliche Zukunft von der Umwelt und Gesellschaft abhängt. Nur wenige Ratings bewerten die Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft. Die ESG-Eigenschaften einer Anlage zu beurteilen, ist anspruchsvoll. Wer es selbst versucht, sollte Daten verlässlicher Rating-Agenturen nutzen, mehrere Bewertungen kombinieren und regelmässig prüfen, ob sich die Methodik und/oder die Resultate verändert haben.

Wirkung
Dank einer neuen Regelung können Banken den Begriff «nachhaltige» Anlagen sehr unterschiedlich interpretieren. Wenn mit diesem Begriff geworben wird, bedeutet das nicht automatisch, dass die Anlagen etwa dem Klima nützen. Und eine eindeutig positive Wirkung lässt sich in den meisten Fällen sowieso nicht belegen. Schauen Sie darum genau hin, wenn man Ihnen beim Geldanlegen eine positive Wirkung auf die Umwelt verspricht.

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