Alle Augen sind auf die Zinsen gerichtet – 3 von 3
Wie entwickelt sich die Zinslandschaft? Was sind die Treiber an den Aktien- und Anleihemärkten? Wie sieht es bei anderen Anlageklassen aus? Im letzen Teil unserer dreiteiligen Serie wird erklärt, weshalb die Inflation die Zentralbanken zu einer Reduktion ihrer expansiven Geldpolitik zwingt.
Der Zinsanstieg von Dezember 2021 setzte sich auch im neuen Jahr weiter fort. Die US-Zinsen waren Vorreiter und stiegen stärker an als ihre Schweizer und die europäischen Pendants. Die langfristigen Zinsen in Europa und in der Schweiz kamen Anfang Februar zum ersten Mal seit 2019 wieder in den positiven Bereich. Der Zinsanstieg in den USA fiel bei den kürzeren Laufzeiten höher aus. Hauptgrund für diese Entwicklung ist weiterhin die bevorstehende Normalisierung der Geldpolitik. Anfang Jahr wurde schnell klar, dass die Omikron-Variante trotz einer höheren Ansteckungsrate in den meisten Fällen eine mildere Infektion als andere Corona-Varianten verursacht. Somit dürften die Wirtschaftsschäden in der laufenden Corona-Welle nicht so hoch wie befürchtet ausfallen. Gleichzeitig rückte der Fokus auf die erneuten Inflationsanstiege und mögliche Reaktionen der Notenbanken. Daher wurden am Markt bereits mehrere Zinsschritte bei der Fed und bei der EZB eingepreist.
Rolf Biland, Chief Investment Officer, VZ VermögensZentrumDie Ausstiegsstrategie der Fed weist auf ein schnelleres Zurückfahren der lockeren Geldpolitik als das im letzten Zinsstraffungszyklus der Fall war. Dies ist möglich, da die wirtschaftliche Erholung von der Corona-Krise sehr zügig vorangeht und die Konjunktur sich in einer sehr soliden Fassung befindet.
Die Markterwartungen konnten bei den jüngsten Notenbanksitzungen grösstenteils bestätigt werden. So gab die Fed im Januar bekannt, dass die Bedingungen für eine erste Zinserhöhung im März erfüllt sein dürften. So könnte der Beginn des Zinserhöhungszyklus eingeleitet werden. Zudem wurde über eine Bilanzreduktion diskutiert. Die Fed erwartet, dass kurz nach dem ersten Zinsschritt auch damit begonnen werden kann. In einer ersten Etappe werden die auslaufenden Wertpapiere voraussichtlich nicht mehr wiederangelegt, sodass die Gesamtbilanzsumme langsam zurückgehen wird. Die Ausstiegsstrategie der Fed weist auf ein schnelleres Zurückfahren der lockeren Geldpolitik als das im letzten Zinsstraffungszyklus der Fall war. Dies ist möglich, da die wirtschaftliche Erholung von der Corona-Krise sehr zügig vorangeht und die Konjunktur sich in einer sehr soliden Fassung befindet. Gleichzeitig will man verhindern, dass die aktuell hohe Inflationsrate zu einer Abkopplung von den Inflationserwartungen führt und in eine negative Inflationsspirale übergeht.
Die Teuerung bleibt auch in Europa die Hauptsorge. So führte die britische Notenbank (Bank of England) im Februar bereits den zweiten Zins-schritt durch und erhöhte den Leitzinssatz nur kurz nach dem ersten Schritt im Dezember auf 0.5 Prozent. Ein Teil des Gremiums wollte sogar einen doppelten Zinsschritt umsetzen. Weitere Zinserhöhungen sind in den kommenden Monaten zu erwarten. Dies geschieht zu einem Zeitpunkt, wo die britischen Konsumenten einen rekordhohen Anstieg der Energie- und Unterhaltskosten tragen müssen. Ähnlich sieht es auf dem europäischen Festland aus. Trotzdem zeigte sich die EZB im Februar noch etwas geduldiger. Obwohl es in den letzten Monaten auch im Euroraum zu überraschend hohen Inflationszahlen kam, will die EZB eine gründliche Auswertung der Daten abwarten. Anhand der neuen Wirtschaftsprognosen, die im März veröffentlichen werden, wird sie möglicherweise eine Anpassung der Geldpolitik vornehmen. Die bestehenden geldpolitischen Massnahmen wurden zunächst bestätigt. So wird das Pandemie-Notfallankaufprogramm(PEPP) planmässig im März beendet. Das reguläre Anleihekaufprogramm (APP) wird danach vorübergehend im 2. und 3. Quartal aufgestockt. EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte zudem, dass die vorgesehene Reihenfolge des Zurückfahrens der geldpolitischen Stimuli unbedingt verfolgt wird. Bis zur Beendigung des APP sind keine Zinserhöhungen zu erwarten. Zudem müssen die Bedingungen für Zinsschritte der EZB erfüllt sein, was aktuell noch nicht der Fall ist.
Eine erhöhte Teuerung herrscht auch in die Schweiz. Die Frankenstärke sorgt allerdings dafür, dass die Inflation deutlich moderater ausfällt als im Ausland. Die Schweizerische Nationalbank dürfte dementsprechend noch länger als die anderen Zentralbanken an der expansiven Geldpolitik festhalten.