Credit Suisse: Wie sicher sitzt Thomas Gottstein tatsächlich auf seinem Stuhl?

Im Nachgang an die Generalversammlung der Credit Suisse bekräftigte Chairman Axel P. Lehmann den Verbleib von CEO Thomas Gottstein in der Bank mit den Worten «Als frischgebildetes und starkes Team treibt die Geschäftsleitung unter der Leitung unseres CEO Thomas Gottstein die strategische Transformation und den kulturellen Wandel voran.» Jetzt werden mediale Stimmen laut, die vermuten, dass der amtierende CEO der Credit Suisse das Vertrauen einiger VR-Mitglieder verloren haben soll.

«Credit Suisse Weighs Removing Gottstein as Soon as This Year» titelte ein etabliertes amerikanisches Finanzportal am vergangenen Freitag, und eine Schweizer Sonntagszeitung doppelte gestern mit der Frage nach «Stürzt jetzt CS-Chef Thomas Gottstein?». Die ultimative Antwort auf diese Frage bleibt die Credit Suisse, aller Dementi zum Trotz, vorderhand schuldig. Klar ist, dass niemand so richtig an den Verbleib des glücklos agierenden CEOs in der zweitgrössten Schweizer Bank glauben mag, der einst vom früheren Verwaltungsratspräsidenten Urs Rohner mit viel Vorschusslorbeeren in sein Amt gehoben wurde. Der Rückhalt von Thomas Gottstein bröckelt mit jedem Tag – und zwar sowohl bankintern als auch extern, wenn man den zahlreichen Stimmen glauben darf, die sich zu Wort melden. Und obwohl Totgesagte zuweilen länger leben, bleibt die Frage, wie lange sich Thomas Gottstein noch zu halten vermag. Natürlich erfordert sein Posten ein dickes Fell in Bezug auf den Umgang mit – in seinem Fall durchaus berechtigter – Kritik. Ebenso gehören taktisches Geplänkel und politische Ränkespiele – dazu zählen auch mediale Seitenhiebe – zu den Instrumenten, die ein CEO speziell in der Finanzindustrie beherrschen und ertragen muss. Doch selbst wenn der Verwaltungsrat an ihm festhalten sollte, muss er sich die Frage stellen, ob er der Bank mit seiner stoischen Haltung in Bezug auf seine berufliche Zukunft nicht einen Bärendienst erweist. Wir erinnern uns an Oswald Grübel, der im Jahr 2011 aufgrund des Fehlverhaltens eines UBS-Händlers in London, der in einem gewaltigen Handelsverlust von 2,3 Milliarden US-Dollar mündete, als CEO der UBS demissionierte, obwohl ihm kein direktes Verschulden angelastet werden konnte und damit ein starkes Zeichen setzte. Vor diesem Hintergrund ist es möglicherweise unerheblich, ob Thomas Gottstein als Teil der Lösung – oder eben doch Teil des Problems betrachtet wird. Das Gebot der Stunde wäre möglicherweise, Verantwortung nicht nur von anderen einzufordern, sondern eben auch selber zu übernehmen.

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