Das Katz- und Mausspiel der Finanzmärkte und Zentralbanken

Seit letztem Sommer liefern sich die Politik der Zentralbanken und die Entwicklungen an den Finanzmärkten ein Katz- und Mausspiel. Die Zentralbanken verfolgen eine aggressive hawkishe Strategie, während die Märkte das Gegenteil hoffen.

Unmittelbar vor der Protokollveröffentlichung zur Januar-Sitzung der Federal Reserve (Fed) zogen die Märkte an. Vorausgegangen war die Erwartung, dass sich die Zinssätze ihrem Höhepunkt nähern würden. Das trat allerdings nicht ein. In ähnlicher Weise wurden die Märkte von den hawkishen Äusserungen der Europäischen Zentralbank (EZB) im Dezember überrascht. Die europäischen Aktien erlitten daraufhin starke Verluste.

Entweder haben die Märkte unterschiedliche Inflations- und Wachstumsprognosen oder die Märkte glauben den Mitteilungen der Zentralbanken nicht.

Jumana Saleheen, Chief Economist, Vanguard

Märkte und Zentralbanken spielen in zwei unterschiedlichen Teams
Warum sind die Märkte und die Zentralbanken nicht auf einer Linie? Dafür gibt es zwei Erklärungsansätze: Entweder haben die Märkte unterschiedliche Inflations- und Wachstumsprognosen oder die Märkte glauben den Mitteilungen der Zentralbanken nicht. Vergleicht man die veröffentlichten Zentralbankprognosen mit den Markterwartungen für die künftige Inflation, so gehen die Märkte von einer niedrigeren Inflation aus. Dies könnte erklären, warum die Zinsprognosen der Märkte eher dovish sind.

Die Märkte scheinen der Fed keinen Glauben zu schenken
Wir gehen davon aus, dass die Inflation im Jahr 2023 zurückgehen wird, aber erst 2024 oder 2025 wieder den Zielwert erreichen. Ausserdem erwarten wir eine leichte Rezession in den USA angesichts des boomenden Arbeitsmarktes und eine tiefere Rezession in der EU, verursacht durch die geopolitischen Unsicherheiten und die Energiekrise. Die Märkte erwarten, dass eine Rezession die Zentralbanken unter Druck setzen wird, ihre Zinsen zu senken. Aber wird das auch im Jahr 2023 geschehen, wenn die Inflation immer noch über dem Zielwert liegt? Die Märkte sagen ja. Sie rechnen derzeit mit zwei Zinssenkungen durch die Fed um 25 Basispunkte gegen Ende 2023. Im Euroraum preisen die Märkte derzeit keine Zinssenkungen ein. Die Zentralbanken können mit weniger Zinserhöhungen auskommen. Sie werden die Märkte mehr Arbeit machen lassen, indem sie ihre Erwartungen für Zinserhöhungen nach oben korrigieren. Dies würde dazu führen, dass die Aktienkurse fallen und die Anleiherenditen steigen, wodurch sich die finanziellen Möglichkeiten eindämmen und die Wirtschaftstätigkeit beeinträchtigt wird.

Das Katz- und Mausspiel wird also weitergehen.

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