Häufiges Traden kostet Rendite

Jahr für Jahr fliessen mehr Kundengelder in börsengehandelte Indexfonds (ETFs). Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass aktive Fondsmanager an Bedeutung verlieren. Beide Anlageformen haben ihre Berechtigung und bedienen unterschiedliche Anlegergruppen mit spezifischen Bedürfnissen – ein Umstand, der sich auch in Zukunft kaum ändern dürfte.

Die Unterschiede zwischen den Kundengruppen sind deutlich erkennbar: ETF-Käufer sind meist gut informierte Selbstentscheider. Sie wissen sehr genau über die Chancen des jeweiligen Produktes Bescheid, aber – und das ist vermutlich der wichtigere Teil – auch über die Risiken. Zumindest sollten sie das. Wer dagegen einen aktiv gemanagten Fonds kauft, möchte vor allem loslassen und sich nicht mit dem täglichen Börsenlärm befassen müssen. Das hat sehr viel mit Vertrauen zu tun – Vertrauen in denjenigen, der das Geld anvertraut bekommt. Und der muss tunlichst dauerhaft rechtfertigen.

Wirklich aktive, langfristig ausgerichtete Fonds orientieren sich an keinem Referenzindex.

Christian Schlosser, Partner, Flossbach von Storch

Auffällig ist jedoch, dass in den vergangenen Jahren auch zunehmend Börseneinsteiger in ETFs investiert haben. In solchen Fällen ist es umso wichtiger, dass sich Anleger intensiv mit den Chancen und Risiken dieser Produkte auseinandersetzen – auch mit möglichen Nebenwirkungen.

Pseudoaktiv? Nein, danke
Ein ETF nimmt die Kursentwicklung des abgebildeten Index mehr oder weniger 1 zu 1 mit. In guten, aber auch in schlechten Zeiten – wenn es beispielsweise am Aktienmarkt mal 20, 30, möglicherweise sogar 40 Prozent nach unten geht. Darauf müssen ETF-Anleger vorbereitet sein, das müssen sie dann im Zweifel aushalten. Unsere Erfahrung zeigt: Die wenigsten können das. Mit jedem Prozent, das in so einer Abwärtsphase verlorengeht, wächst die Angst, dass es noch schlimmer kommen könnte. Am Tief, wenn die Furcht und damit der Leidensdruck am grössten sind, wird panisch verkauft – und das war es dann. Heute reichen ein bis zwei Mausklicks beim Onlinebroker. Und der ganze langfristige Plan für den Vermögensaufbau wird über den Haufen geworfen. Wenn man die langfristige Performance eines Index mit der des ETF-Anlegers vergleicht, stellt man vermutlich einen signifikanten Unterschied fest – zu Lasten des Anlegers. Häufiges Traden kostet Rendite. Auch aktiv gemanagte Fonds sind nicht immun gegen Marktturbulenzen. Gut gemanagte Produkte können in schwierigen Phasen jedoch abfedern – unter anderem, weil sie gezielt in ausgewählte Unternehmen investieren, deren Geschäftsmodelle auch Krisen weitgehend unbeschadet überstehen können. Dennoch schaffen es viele Fonds nicht, dauerhaft besser abzuschneiden als der Referenzindex. Das betrifft vor allem die pseudoaktiven Fonds – pseudo, weil sie sich sklavisch an einem Index orientieren. Aus Bequemlichkeit. Aus Angst, schlechter abzuschneiden. Warum auch immer. Ironischerweise sind es genau diese Fonds, die über kurz oder lang von der Bildfläche verschwinden werden – weil sie deutlich teurer sind als ETF, letztlich aber auch nur den Index abbilden. Wer kauft schon die teurere und damit schlechtere Kopie!? Wirklich aktive, langfristig ausgerichtete Fonds orientieren sich an keinem Referenzindex.

Nahe am Kunden sein
Die zunehmende Verbreitung von ETFs verändert den Markt, ersetzt jedoch nicht den Wettbewerb, dem sich aktive Anbieter ohnehin tagtäglich stellen müssen. Die Herausforderung besteht darin, kontinuierlich Leistung zu erbringen – und das auf Basis nachvollziehbarer Strategien und nachhaltiger Ergebnisse. Der Mehrwert für Kunden beginnt bei der Performance. Ohne überzeugende Ergebnisse verliert ein Fonds an Relevanz. Darüber hinaus sind Service und transparente Kommunikation zentrale Elemente eines vertrauensvollen Verhältnisses. Gerade in volatilen Marktphasen benötigen Anleger Orientierung – und nachvollziehbare Erklärungen für getroffene Entscheidungen. Nur so lassen sich emotionale Reaktionen vermeiden und langfristige Ziele erfolgreich verfolgen.

Hauptbildnachweis: Freepik