Das Erfolgsrezept für das ökonomische Comeback von Deutschland

Wer an den ökonomischen Zustand Deutschlands denkt, dem fallen fast zwangsläufig die Zeilen der untergegangenen DDR-Hymne ein. Vieles ist offensichtlich: Die Wirtschaft schwächelt, basierend auf gesunkener Wettbewerbsfähigkeit aufgrund der gestiegener Energiepreise in Folge des Ukraine-Krieges. Hinzu kommt ein bunter Strauss an hausgemachten Schwierigkeiten.

Beispielsweise verschlechtern die entfesselten Bürokratiekosten die Produktionskosten, andererseits machen demografische Probleme den strukturellen Mangel an Fachkräften offensichtlich. Standortprobleme wie Bildung oder Integration aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Vieles kumuliert in der Problematik, dass deutsche Produkte zwar in der Welt gefragt sind, aber die Produktion sich dramatisch verteuert haben und die Absatzmärkte sich zunehmend abschotten. Wichtig ist es, dabei zu differenzieren: die deutschen Unternehmen, die global aufgestellt sind, haben keine Probleme. Sie haben in den vergangenen Jahrzehnten regionale Produktionsstätten auf- und ausgebaut.

Das Erfolgsrezept für das ökonomische Comebacks Deutschland lautet: Mut zur Veränderung, auch unter Schmerzen.

Thomas Meier, Portfolio Manager, MainFirst Asset Management

Was nun Deutschland? Eine Analogie zu Baron von Münchhausen könnte hilfreich sein: Zwar wird es nicht gelingen, sich am eigenen Schopfe aus dem Sumpf zu ziehen, aber sollte es an politischen und gesellschaftlichen Mut nicht mangeln. Eine Agenda 2030 muss her und die Chancen sind gegeben, weiterhin zu den führenden Industrienationen zu gehören.

Zur Erinnerung: Mehr als zwanzig Jahre ist es her, dass Bundeskanzler Gerhard Schröder die Agenda 2010 in einer Regierungserklärung ankündigte. Deutschland befand sich damals in einer der schwersten wirtschaftlichen Krisen seiner Nachkriegsgeschichte. Die Arbeitslosenquote war alarmierend hoch und das Wirtschaftswachstum stagnierte. Hinzu kamen hohe Sozialabgaben, die die Unternehmen belasteten und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft beeinträchtigten. Die britische Zeitschrift The Economist bezeichnete Deutschland als «kranken Mann Europas» – eine bittere Charakterisierung für eine Nation, die einst als Wirtschaftsmotor Europas galt.

Neben Deutschland strauchelt auch Frankreich, die zweitgrösste Ökonomie des Kontinentes.

Thomas Meier

Inmitten dieser Krise wagte die Schröder-Regierung eine historische Reform: die Agenda 2010. Der Kündigungsschutz wurde gelockert, Transferleistungen wie Hartz-IV implementiert und der Arbeitsmarkt dereguliert. Es sollten schliesslich Beschäftigung gefördert und die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden. Die Reformen waren umstritten, legten aber den Grundstein für den späteren Wirtschaftsaufschwung. Der führte Deutschland wieder zu mehr Stärke und Wettbewerbsfähigkeit. Auch der Blick in die jüngere europäische Vergangenheit gibt Anlass zur Hoffnung. Noch vor rund zehn Jahren wurde Griechenland aufgrund seiner starken Staatsverschuldung, der Bankenkrise und seiner schwachen ökonomischen Verfassung als Sorgenkind verschrien. Neben Rettungspaketen europäischer und globaler Institutionen hat vor allem auch Reformwillen der Politik und des Volkes die ökonomische Lage erheblich verbessert.

Eines haben nahezu alle ökonomischen Comebacks gemein: schlechte Ausgangslagen, starke Führung, konsequente Umsetzung und den Willen sowie Mut zur Veränderung, auch unter Schmerzen. Es scheint ein Muster zum Erfolg zu sein. All jenen, die hoffen, sich allein aus dem Sumpf befreien zu können, sollte dies eine Lehre sein. Neben Deutschland strauchelt auch Frankreich, die zweitgrösste Ökonomie des Kontinentes. Es bleibt zu hoffen, dass politischer und gesellschaftlicher Konsens zu Reformen führt. Am Ende dieses Weges könnte es sinnbildlich heissen: «Auferstanden aus (ökonomischen) Ruinen…».

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