Gedanken zum bevorstehenden Earth Day vom 22. April 2021

Anlässlich des Earth Day am Donnerstag gibt es für Anleger einiges zu überlegen. Viele Sektoren sind von der Natur abhängig. Die Pharmaindustrie hat besonders viel zu verlieren, wenn es nicht bald gelingt, den Rückgang an biologischer Vielfalt zu stoppen.

Der kommende Donnerstag markiert den Earth Day, der die Welt zum Schutz der Umwelt vereinen soll. Nicht, dass es viel zu feiern gäbe. Seit dem ersten «Tag der Erde» 1970 haben die Bedrohungen für Land- und Meeresökosysteme sowie Artenpopulationen stark zugenommen. In den vergangenen 50 Jahren wurden beispielsweise 32 Prozent der Waldfläche der Welt zerstört, 85 Prozent der Feuchtgebiete sind verloren gegangen, 50 Prozent der Korallenriffsysteme der Welt sind verschwunden und es gab im Durchschnitt einen Rückgang von 60 Prozent an Wirbeltierarten.

Mehr als die Hälfte des globalen BIP hängt von der Natur und den von ihr erbrachten Dienstleistungen ab, besonders in den Branchen Lebensmittel und Getränke, Landwirtschaft, Fischerei und Bauwesen.

DWS

Dieser Grad an Verlust der biologischen Vielfalt gefährdet die Luft, die wir atmen, das Wasser, das wir trinken, und unsere Lebensmittelversorgung. Die direkten, jährlichen Kosten dürften nach Schätzungen drei Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) entsprechen, wie aus der untenstehenden Grafik zu entnehmen ist. Nur militärische Konflikte und bewaffnete Gewalt belasten die Weltwirtschaft mit 9,1 Prozent des globalen BIP stärker. Laut einer Studie von Nature aus dem Jahr 2019 wurde das Klima im letzten Jahrhundert mit 3 bis 20 Prozent durch bewaffnete Konflikte beeinflusst; dieser Anteil könnte in den kommenden Jahren zunehmen, selbst wenn es gelingt, den globalen Temperaturanstieg auf unter 2° Celsius zu begrenzen. Glaubwürdige Schätzungen gehen davon aus, dass die indirekten Auswirkungen noch höher sein dürften, geben die Investment-Experten aus dem Hause DWS zu bedenken.

Mehr als die Hälfte des globalen BIP hängt von der Natur und den von ihr erbrachten Dienstleistungen ab, besonders in den Branchen Lebensmittel und Getränke, Landwirtschaft, Fischerei und Bauwesen. Auch die Pharmaindustrie ist stark von der Natur abhängig. Bis zu 50 Prozent der verschreibungspflichtigen Medikamente basieren auf einem Molekül, das in einer Pflanze natürlich vorkommt. Bei der Behandlung von Krebs sind 70 Prozent der Krebsmedikamente natürliche oder synthetische Produkte, die von der Natur inspiriert sind. Dazu kommt, dass nach Schätzungen bisher nur etwa 15 Prozent der geschätzten 300’000 Pflanzenarten auf der Welt auf ihr pharmakologisches Potenzial untersucht wurden. Die Arzneimittelforschung ist daher stark gefährdet, falls es nicht bald gelingt, den Zusammenbruch der Landökosysteme zu stoppen. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem uns Wissenschaftler warnen, dass die Antibiotikaresistenzen zunehmen, von Pandemien mal ganz zu schweigen.

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