Krypto-Anlagen: Die Profis kommen

Die Nachfrage nach Krypto-Anlagen wird zunehmend von professionellen Investoren getrieben. Sie erkennen den Nutzen von Krypto-Assets in einem gesamtheitlichen Portfoliokontext und kaufen kräftig zu.

Der Run auf Kryptowährungen zeigt sich nicht nur in den steigenden Kursen in den letzten Jahren, mittlerweile wird er sogar von der Wissenschaft unterstützt. So zeigen diverse Studien, dass Krypto-Assets das Rendite-Risiko-Verhältnis in einem gesamtheitlichen Portfoliokontext deutlich verbessern. Diese junge Anlageklasse weist im Vergleich zu herkömmlichen Anlageklassen zwar ein grösses Renditepotenzial auf, dafür verfügen sie aber auch über eine deutlich höhere Volatilität.

Durchschnittliche Rendite über fünf Jahre:

Bitcoin legte im Durchschnitt über die letzten fünf Jahre 161 Prozent p.a. zu. (Stand Feb 21)

Für einen Kauf spricht auch die kaum vorhandene Korrelation zu traditionellen Vermögensklassen. Diese Argumente überzeugen immer häufiger auch professionelle Anleger, Investments in die neue Anlageklasse «Digital Assets» zu tätigen.

Signale, die für ein weiteres Wachstum von Kryptowährungen, insbesondere Bitcoin, sprechen, kommen derzeit von US-Unternehmen wie Microstrategy, Square oder Tesla: Sie haben Teile ihrer strategischen Bargeld-Reserven in Bitcoin umgewandelt (Bitcoin Treasury zeigt welche Firmen derzeit Bitcoin halten). Laut eines Berichts des bekannten Finanzkolumnisten Ian Allison sollen auch die milliardenschweren Anlagestiftungen der US-Universitäten Yale und Harvard ihre ersten Investitionen in Krypto-Assets getätigt haben.

Börsengang von Coinbase führt zwei Welten zusammen
Ein weiteres Puzzleteil, das die Krypto-Branche und traditionelle Finanzwelt zusammenführen kann, ist der Börsengang der Krypto-Plattform Coinbase. Inzwischen nutzen 56 Millionen Kunden diese Plattform und es gibt dort Assets im Umfang von aktuell 223 Milliarden US-Dollar. Und im letzten Jahr konnte die Krypto-Börse einen Gewinn von über 300 Millionen Dollar erzielen, während im Jahr zuvor noch ein knappes Minus in Höhe von 30 Millionen verbucht worden waren. Das Unternehmen wagte am 14. April seinen Börsengang. Mit dieser Aktie müssen Anleger nicht direkt in Bitcoin & Co. investieren, sondern können indirekt vom Boom der Krypto-Assets profitieren. Doch dabei wird Geduld gefragt sein, denn es ist durchaus möglich, dass diese Aktie, ähnlich wie Kryptowährungen, eine wilde Kursbewegung erleben wird. Jedenfalls notiert die Aktie seit ihrem Börsendebut derzeit über 20 Prozent tiefer.

Die Anlage in Bitcoin bleibt risikoreich, die Volatilität ist enorm. Mit einer kleinen Portion im Depot dürfen risikofähige Investoren jedoch mit gutem Gewissen mitspielen.

Rino Borini, Scarossa

Erfolgreiches Börsensegment
Auch an der Schweizer Börse sind die Umsätze der für den Handel zugelassenen Krypto-Produkte seit Monaten steigend, im April wurde ein Handelsumsatz von 845 Millionen Franken verzeichnet. Insgesamt können Investoren aus knapp 100 Produkten auswählen, über die Hälfte repliziert eine Kryptowährung, die anderen einen Kryptoindex. Doch wer sich für ein börsenkotiertes Produkt interessiert, sollte erst die Kostenbasis genauer betrachten. Auf der einen Seite sind die jährlichen Verwaltungsgebühren, andererseits sind die impliziten Kosten zu beachten. Ein Blick auf die gestellten An- und Verkaufskurse lohnt sich, da die Kursdifferenz ebenfalls einen Einfluss auf die Performance hat.

Viele Anleger rätseln: Lohnt sich der Einstieg – oder endet die Fahrt abrupt? Die Anlage in Bitcoin bleibt risikoreich, die Volatilität ist enorm. Mit einer kleinen Portion im Depot dürfen risikofähige Investoren jedoch mit gutem Gewissen mitspielen. Doch es gilt: «Kaufe nur was du verstehst». Wer sich mit Kryptowährungen nicht auskennt, sollte sich vor einem Investment mit dieser neuen Anlageklasse auseinandersetzen.

Rino Borini ist Co-Gründer und CEO von Scarossa, einem unabhängigen Beratungs- und Medienhaus in Zürich. Borini ist auch Studiengangsleiter und Dozent an der Hochschule für Wirtschaft, HWZ Zürich, und leitet dort die Lehrgänge CAS Digital Finance und CAS Digital Insurance. Zudem gehört er zu den Initianten des schweizweit ersten Lehrgangs für Krypto & Blockchain, CCFE. Bildnachweis: HWZ