Auch Donald Trump unterstützt ein Krypto-Ökosystem in den USA
Nachdem die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC im Januar dieses Jahres erstmals Bitcoin-Spot-ETFs für den Börsenhandel zugelassen hatte, erteilte sie am 23. Mai auch Ethereum-Spot-ETFs grünes Licht.
Die Aufsicht genehmigte die sogenannten 19b-4-Anträge, also Absichtserklärungen der Börsen, um die Finanzprodukte zu listen. Das tatsächliche Listing sowie der Handel seitens interessierter Anbieter, darunter BlackRock, Fidelity oder VanEck, wird allerdings erst dann möglich, wenn auch die S1-Produktprospekte der bislang acht Antragsteller seitens der SEC genehmigt werden. Die meisten Experten rechnen damit in den kommenden Wochen. Zuvor stimmten am 16. Mai 2024 der US-Senat und das Repräsentantenhaus mit einer starken parteiübergreifenden Mehrheit von 60 zu 38 Stimmen für die Aufhebung der umstrittenen SEC-Rechnungslegungsvorschrift SAB 121 (Staff Accounting Bulletin).
Ha Duong, Director Crypto Strategies, BIT CapitalDer republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat sich bei einer Rede erneut als Krypto-Befürworter präsentiert. Damit wurde den Demokraten zunehmend bewusst, dass ihre negative Haltung gegenüber Krypto-Assets zu Stimmenverlusten führen könnte.
Diese Vorschrift erlegte Krypto-Verwahrern belastende Kapitalanforderungen auf. Dazu kam die jüngste ebenfalls parteiübergreifende Zustimmung des US-Repräsentantenhauses zum Financial Innovation and Technology Act for the 21st Century, kurz FIT21 genannt, einem als Krypto-freundlich geltenden Gesetzentwurf, welcher mehr regulatorische Klarheit für die Verantwortungsbereiche der SEC bzw. der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) schaffen soll. Und nun hat über das Wochenende Donald Trump sogar seine ausdrückliche Unterstützung für das Krypto-Ökosystem in den USA angekündigt. Somit dürfte in den kommenden US-Wahlen deutlich mehr Aufmerksamkeit für Krypto-Assets entstehen.
Hintergrund
Die Genehmigung der Ethereum-Spot-ETFs kam überraschend. Da die SEC bis zum 23. Mai über die vorliegenden 19b-4-Anträge eine Entscheidung treffen musste, wurde aufgrund der mangelnden Kommunikation mit den Antragstellern sowie der Aussage der Behörde, Ethereum (ETH) als Wertpapier einzustufen, mit einer Absage gerechnet. Doch zuletzt änderte sich die Haltung und es war ein deutliches Engagement von Seiten der SEC festzustellen, was die Wahrscheinlichkeit einer Genehmigung zuletzt stark erhöht hatte. Dies ist möglicherweise im Zusammenhang mit der Aufhebung der Richtlinie SAB 121 zu sehen. Diese wurde von der SEC im Jahr 2022 eingeführt. Sie «empfahl» börsennotierten Unternehmen mit Krypto-Verwahrleistungen darin, Krypto-Vermögenswerte in ihren eigenen Bilanzen als Verbindlichkeiten auszuweisen, nicht jedoch in gesonderten Konten ihrer Besitzer, wie es bei anderen Anlageklassen der Fall ist. Dies würde vor allem Banken beeinträchtigen, da deren Mindestkapitalvorschriften es nahezu unerschwinglich teuer machen würden, Krypto-Vermögenswerte zu verwahren. Nach der SAB 121-Abstimmung hat sich der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump bei einer Rede erneut als Krypto-Befürworter bei den bevorstehenden US-Wahlen präsentiert. Damit wurde den Demokraten zunehmend bewusst, dass ihre negative Haltung gegenüber Krypto-Assets zu Stimmenverlusten führen könnte. Es wird gemutmasst, dass der politische Druck auf die SEC, sich weniger stark gegen Krypto-Assets zu positionieren, hinter den Kulissen zugenommen hat.
Was bedeutet die ETH-Spot-ETF-Zulassung für das Krypto-Ökosystem?
Zunächst gilt die Zulassung der ETH-Spot-ETFs allein für den US-Markt. In der Europäischen Union sind solche Single-Asset-Produkte aufgrund der Mindest-Diversifizierung der UCITS-Richtlinie nicht möglich. Hierzulande gibt es hingegen Exchange Traded Notes, die einzelne Krypto-Assets in Zertifikateform abbilden. Soweit es das aktuelle Marktumfeld betrifft, dürfte der Genehmigung der ETH-Spot-ETFs eine hohe Bedeutung zukommen. Zwar wird allgemein erwartet, dass die Nettozuflüsse in ETH-Spot-ETFs nur zehn bis 20 Prozent und damit einen Bruchteil der Bitcoin (BTC)-Zuflüsse ausmachen, die nach der Zulassung der BTC-Spot-ETFs erfolgten. Allerdings könnten diese Zuflüsse aufgrund der geringeren Marktkapitalisierung und der niedrigeren Liquidität den Kurs von Ethereum deutlich anschieben. Dazu kommt, dass Marktteilnehmer aufgrund der unerwarteten Zulassung unterpositioniert sind. Insgesamt führen diese Ereignisse dazu, dass die regulatorischen Risiken bezüglich des gesamten Krypto-Universums weiter abnehmen. Die Zulassung dieser Produkte suggeriert, dass ETH nun genauso wie BTC als Commodity und nicht mehr als Wertpapier eingestuft wird. Es liegt nahe, dass sich die Einstufung von Solana und anderen Krypto-Assets, die derzeit von der SEC als Wertpapiere betrachtet werden, ebenfalls ändert. Dieser abnehmende politische und regulatorische Gegenwind dürfte auch dazu beitragen, die Rolle von Krypto-Assets in der Anlagestrategie institutioneller Anleger weiter zu festigen.