Best-Case: Fed stoppt Zinserhöhungen bei 3% Ende 2022
Die Inflationszahlen sind in allen grossen Volkswirtschaften auf ein Mehrjahrzehnthoch gestiegen. Wie ist die aktuelle Situation einzuordnen?
In den letzten drei Monaten kam es zu einem dramatischen Ausverkauf von Risikopapieren. Grund dafür ist der erwartete weltweite Zinsanstieg. Mit den steigenden Zinserwartungen haben festverzinsliche Anlagen an Wert verloren, was zu einer unangenehmen positiven Korrelation zwischen Anleihen und Aktien führte.
Drei Faktoren sind aktuell von entscheidender Bedeutung für die weitere Entwicklung an den Finanzmärkten: erstens der Krieg in der Ukraine. Es droht eine Abnützungsschlacht. Die verfahrene Situation ist alles andere als gelöst. Der zweite Faktor betrifft die Lieferketten. Engpässe bei Halbleitern aus Taiwan belasten ebenso wie die chinesische Null-Covid-Politik. Drittens steigen die langfristigen Inflationserwartungen, da sich die Teuerung von den Nahrungsmitteln über die Energie auf weitere Kernkomponenten des Indizes ausweitet.
Shamik Dhar, Chief Economist, BNY Mellon Investment ManagementMit den steigenden Zinserwartungen haben festverzinsliche Anlagen an Wert verloren, was zu einer unangenehmen positiven Korrelation zwischen Anleihen und Aktien führte.
Was bedeutet das nun für die Finanzmärkte? Im wahrscheinlichsten Szenario gemäss BNY Mellon Investment Management (40%), dem Best-Case-Szenario, verlangsamt sich die US-Konjunktur, aber eine Rezession wird vermieden. In China schreitet die Wirtschaftserholung zudem voran. Der Ukraine-Krieg bleibt lokal begrenzt und die Energie- und Lebensmittelpreise steigen nicht weiter. Als Folge kann die geldpolitische Straffung nach anfänglichen Zinserhöhungen verlangsamt werden. Ende 2022 erreichen die Leitzinsen ein Hoch von 3%.
Ob dieses Szenario eintritt, hängt stark davon ab, ob es China gelingt, die Null-Covid-Strategie effizienter umzusetzen. Zusätzlich müssen die Produktion und die Investitionstätigkeit ausreichend angekurbelt werden, um den Immobiliensektor zur entlasten. Der US-Arbeitsmarkt und der private Konsum müssen zudem die Zinserhöhungen des Fed verkraften können.