Neue FINMA-Regulierung als Wendepunkt für unabhängige Vermögensverwalter

Ab dem 31. Dezember 2022 müssen alle unabhängigen Vermögensverwalter bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA lizenziert sein. Bis heute sind schweizweit erst erst 350 von über 2'100 Vermögensverwalter dieser Vorgabe nachgekommen.

Mit der neuen FINMA-Regulierung und den zunehmenden Reporting-Anforderungen wird die Transparenz dieses Sektors deutlich zunehmen, wie die neue Studie «IAM Market Insights» von PwC Schweiz voraussagt. Die Studienautoren haben im Rahmen dieser Studie 83 Vermögensverwalter in der Schweiz analysiert.

Nach Massgabe der Statistiken des Verbands Schweizerischer Vermögensverwalter (VSV) betreuen 74% der Unternehmen weniger als 100 Kunden. Zudem zeigt sich, dass Vermögensverwalter sich oft auf bestimmte Regionen wie z.B. Lateinamerika, Frankreich oder Deutschland konzentrieren. 88% der Vermögensverwalter verwalten Vermögen von unter 500 Millionen Franken. Lediglich 4% verwalten über eine Milliarde Franken. Mehr als zwei Drittel arbeitet in kleinen Betrieben mit bis zu fünf Beschäftigten. Die meisten unabhängigen Vermögensverwalter sitzen in Zürich, Genf und dem Tessin.

Fast kein Vermögensverwalter will verkaufen, aber zahlreiche von ihnen streben nach einer Partnerschaft, Fusion oder Übernahme.

Christian Bataclan, Director Deals Financial Services, PwC Schweiz

Von den über 2'100 Vermögensverwalter in der Schweiz waren per Ende Mai 2022 erst ca. 500 lizenziert oder im Lizenzierungsprozess. Der Grossteil der unabhängigen Vermögensverwalter scheint bis zum Schluss abzuwarten, obschon der Lizenzierungsprozess mehrere Monate dauern kann. Wer die Deadline am 31. Dezember 2022 verpasst, muss mit Geldstrafen und Sanktionen rechnen. Was bereits auf Basis des Lizenzierungsstatus im Mai 2022 klar ist: Bis zu 400 Vermögensverwalter werden keine Lizenz beantragen und ihr Geschäft nicht weiterführen.

Von den 83 befragten Unternehmen wollen allerdings nur 4% keine Lizenz beantragen. Anders sieht es bei einem Beitritt zu einer regulierten Plattform aus: Für 80% der befragten Vermögensverwalter wäre dies eine eher unwahrscheinliche Option. Während die meisten befragten Vermögens-verwalter eine Partnerschaft in Betracht ziehen, ist für über 82% klar, dass sie ihr Unternehmen nicht verkaufen würden. «Hier zeigt sich eine Diskrepanz – fast kein Vermögensverwalter will verkaufen, aber zahlreiche von ihnen streben nach einer Partnerschaft, Fusion oder Übernahme », erklärt Christian Bataclan, Director Deals Financial Services bei PwC Schweiz. «Das bedeutet, dass ein Käufermarkt mit starkem Wettbewerb und einer Knappheit von potenziellen Zielgesellschaften entstehen wird, was zu hohen Bewertungen führen könnte. Nichtsdestotrotz wurden seit Anfang 2022 lediglich acht Transaktionen in diesem Bereich abgeschlossen. Wir erwarten also langfristig eine Konsolidierung.»

Die Studienteilnehmenden ihrerseits nannten drei Hauptgründe für Übernahmen: Um ihr AuM zu steigern und so attraktiver für Arbeitnehmende zu werden, um die Vorteile eines lizenzierten IAMs nutzen zu können und um durch Skaleneffekte allgemein effizienter zu werden. Dies ist notwendig, denn die meisten Vermögensverwalter sehen die zunehmenden Kosten im Compliance-Bereich (69%) und die gestiegenen Reporting-Anforderungen (59%) als grösste strategische Herausforderung. Beide Aspekte üben grossen Druck auf die Margen aus.

Die detaillierte Studie «IAM Market Insights» von PwC Schweiz findet sich hier.

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