Sustainable Finance: An globalen Transparenz-Standards führt kein Weg vorbei

Der Schweizer Finanzplatz hat die Zeichen der Zeit frühzeitig erkannt und ist heute gemäss SFI-Professor Philipp Krüger, Senior Chair und Professor für Responsible Finance an der Universität Genf, in Sachen Sustainable Finance hervorragend aufgestellt. So verfügten die helvetischen Branchenakteure über eine eindrückliche Expertise und überzeugten in allen relevanten Dimensionen mit einer bemerkenswerten Agilität, den Wandel hin zu einer nachhaltig orientierten Finanzwirtschaft aktiv mitzugestalten.

Dennoch stünden wir erst am Anfang eines tiefgreifenden Wandels. Noch gälte es, verschiedene Hürden regulatorischer und prozessualer Art zu überwinden, hält der renommierte Finanzforscher in seiner jüngsten Public Discussion Note zum Thema «Sustainable Finance Metrics» fest.

Verbindliche Kennzahlen würden die Beurteilung, ob Fortschritte auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Gesellschaft gemacht werden, vereinfachen. Sie würden überdies das Risiko des Greenwashings verringern.

Philipp Krüger, SFI Senior Chair und Professor für Responsible Finance an der Universität Genf

Eine zentrale Herausforderung für Investoren liegt in der präzisen Messung und Quantifizierung von Nachhaltigkeitsleistungen. «Verbindliche Kennzahlen würden die Beurteilung, ob Fortschritte auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Gesellschaft gemacht werden, vereinfachen. Sie würden überdies das Risiko des Greenwashings verringern, d.h. von unbelegten Behauptungen über die ökologischen Vorzüge von Anlageprodukten», resümiert Philipp Krüger in einer lesenswerten SFI Public Discussion Note zum Thema.

Regulierungsbehörden sind in der Pflicht
Die Divergenz der derzeitigen Kennzahlen für nachhaltige Finanzierung ist laut Krüger zu einem grossen Teil auf Unterschiede bei der Messung und den Definitionen zurückzuführen. Da Nachhaltigkeit zumindest bis zu einem gewissen Grad ein normatives und subjektives Konzept ist, werden die Definitionen von verschiedenen Nachhaltigkeitsthemen wohl auch in Zukunft weiter voneinander abweichen, sofern Regulierungsbehörden – beispielsweise durch die Festlegung einer Reihe von allgemein akzeptierten Offenlegungspflichten und Kennzahlen – nicht vorschreiben, wie Unternehmen und Investoren Informationen zu bestimmten Nachhaltigkeitsthemen bereitzustellen haben. Gleichzeitig hält er fest, «dass die unterschiedlichen Nachhaltigkeitskonzepte, die derzeit nebeneinander bestehen, nicht nur zur allgemeinen Verwirrung beitragen, sondern Unternehmen und institutionellen Anlegern eine grosse Berichtslast auflegen.» Würden Firmen und institutionelle Anleger auf viele verschiedene Standards reagieren müssen, käme es zu doppeltem Arbeitsaufwand bei der Informationsbereitstellung, was zu vermeidbaren Kosten führen würde. «Regulierungsmassnahmen, die auf eine Harmonisierung und Standardisierung abzielen, könnten in dieser Hinsicht nützlich und vielleicht sogar erforderlich sein», so Krüger weiter.

ESG-Ratings und -Kennzahlen transparenter ausgestalten
Insgesamt sollten Regulierungsbehörden eine Kosten-Nutzen-Analyse einer verpflichtenden Offenlegungsregelung durchführen. Ebenfalls sollten Regulierungsmassnahmen auf bestehenden Standards aufbauen und diese Standards über geografische Regionen hinweg harmonisieren, um letztlich einen globalen Standard für die Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen zu schaffen. Schliesslich müsste, gemäss Philipp Krüger, die Transparenz in Bezug auf die zur Erstellung von ESG-Ratings und ESG-Kennzahlen verwendeten Methoden erhöht werden. Durch eine erhöhte Transparenz könnten Nutzer besser verstehen, warum verschiedene Ratings und Kennzahlen voneinander abweichen.

Die detaillierte Public Discussion Note «Sustainable Finance Metrics» von SFI-Professor Philipp Krüger findet sich hier.

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