Die Einbeziehung und Gleichstellung von Frauen: nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit

Die Gleichstellung und Förderung von Frauen sind nicht nur bei Goldman Sachs sondern in jedem Unternehmen für den langfristigen geschäftlichen Erfolg entscheidend.

Vielfältige und inklusive Teams schaffen ein gesundes Umfeld, in dem unterschiedliche Perspektiven vertreten werden, die zu besseren Investmentergebnissen führen. Wir sind überzeugt, dass «gemischte» Teams besser abschneiden können. Weltweit sind nur 14% aller Fondsmanager Frauen; in den USA beträgt der Frauenanteil im Fondsmanagement lediglich 11%.[1] Bei auf Schwellenländeraktien spezialisierten Fonds sieht es sehr ähnlich aus: Unter den Portfoliomanagern finden sich nur ganz wenige Frauen. Zudem ist der alleinige Akt des Einstellens von Frauen zwar ein erster Schritt, aber auch nicht mehr, da Diversität und Gleichstellung nur zusammen zum Erfolg führen können.

Die Schwellenländer bieten dank ihres Wirtschaftswachstumspotenzials und ihrer jungen, schnell wachsenden Bevölkerung eine unglaubliche Chance für eine kräftige Alphagenerierung. Mit der Einbeziehung und der Gleichstellung eines wichtigen, aber häufig ausgeschlossenen Teils der Bevölkerung – nämlich der Frauen – ist diese Chance sogar noch grösser.

Basak Yavuz, Portfoliomanagerin, Goldman Sachs Asset Management

Die Vorteile von «Womenomics» – eines Konzepts, das 1999 von der damaligen Chefstrategin von Goldman Sachs in Japan, Kathy Matsui, und Goldman Sachs Research geprägt wurde und das die geschlechtsspezifische Beschäftigungslücke Japans mit dem BIP in Verbindung brachte – machen sich nur dann wirklich bemerkbar, wenn Frauen auch Führungspositionen innehaben.

[1] Source: Morningstar, Women in Investing: Morningstar's View. As of March 2020.

Die Chance in Schwellenländern
Die Schwellenländer bieten dank ihres Wirtschaftswachstumspotenzials und ihrer jungen, schnell wachsenden Bevölkerung eine unglaubliche Chance für eine kräftige Alphagenerierung. Mit der Einbeziehung und der Gleichstellung eines wichtigen, aber häufig ausgeschlossenen Teils der Bevölkerung – nämlich der Frauen – ist diese Chance sogar noch grösser. Die Mehrheit dieser Bevölkerungsgruppe ist finanziell ausgeschlossen, da rund 60% der Frauen in den Schwellenländern keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen haben.[1] Für Frauen ist dieser systematische Ausschluss eine zusätzliche Belastung, die sie stärker daran hindern kann, finanzielle Freiheit zu erreichen, Vermögen aufzubauen, Firmen zu gründen und vieles mehr. Der Schaden, den dieser Ausschluss anrichtet, wird noch dadurch verschlimmert, dass es in der Regel die Frauen sind, die die Ausgabeentscheidungen im Haushalt treffen. Auch in meiner Familie ist das schon seit vielen Generationen so. Im Schnitt gaben etwa 90 % der Frauen an, dass sie für das tägliche Einkaufen verantwortlich oder mitverantwortlich sind, während dies bei nur rund 40% der Männer der Fall ist.[2]

[1] Quelle: ASA International, 2019.

[2] Quelle: Nielsen, 2019.

Im Jahr 2019 beliefen sich die Konsumausgaben, die von Frauen getätigt wurden, auf etwa 30 Billionen USD.[1] Da Frauen die Mehrzahl der Verbraucherentscheidungen treffen, sollten sich Unternehmen unbedingt an dieser Zielgruppe orientieren, denn erfolgreiche Unternehmen müssen die Gesellschaft um sie herum widerspiegeln. Dies ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch der Rentabilität. Wir sind überzeugt, dass die Schwellenländer eine Riesenchance darstellen und davon profitieren können, wenn das Womenomics-Konzept umgesetzt und weiterentwickelt wird.

[1] Quelle: World Data Lab, 2019.

Proof of Concept sowohl in Japan als auch in Europa
Für ein Land wie Japan, das in puncto Geschlechtervielfalt im Vergleich zu vielen anderen Ländern stark aufholen musste, war Womenomics entscheidend. Japan erreichte eine Rekordbeteiligungsquote von Frauen von ~70%, – das ist höher als in den USA und in Europa. In Japan gibt es zudem eine der grosszügigsten Elternzeitregelungen weltweit, bessere Geschlechtertransparenz und mehr Lohngleichheit. Daher weist das Land ein beständigeres BIP-Wachstum und bessere Unternehmensergebnisse auf.[1]

Es sind zwar immer noch Fortschritte vonnöten, doch Japan und Europa haben bewiesen, dass die Einbeziehung und Förderung von Frauen nicht nur gut für die Gesellschaft, sondern auch für die Wirtschaft ist.

Basak Yavuz

Ähnlich wie Japan war auch Europa mit einem Fokus auf Einbeziehung und Gleichstellung von Frauen erfolgreich. In Europa ist die Erwerbsquote von Frauen in allen Altersgruppen gestiegen, vor allem jedoch in den Hauptverdienstjahren, was zum Teil der besseren Elternzeit und mehr Kinderbetreuungsmöglichkeiten zu verdanken ist.

[1] Quelle: Goldman Sachs. Womenomics 5.0, April 2020. https://www.goldmansachs.com/i...

Darüber hinaus ist der Anteil von Frauen in den Vorständen und Aufsichtsräten der STOXX-600-Unternehmen seit 2005 um etwa 20% gestiegen. Wie Europa zudem gezeigt hat, ist es zwar von Vorteil, mehr Frauen einzustellen, aber noch viel wichtiger für eine Outperformance des Aktienkurses, dass Frauen in gehobene Führungspositionen kommen.

Yavuz Basak ist leitende Portfoliomanagerin bei Goldman Sachs Asset Management in New York.