Hypothekarischer Referenzzinssatz: Die Mieten in der Schweiz sinken erneut

Der Hypothekarische Referenzzinssatz sinkt am 2. September von 1,5 auf 1,25 Prozent. Dies teilte das Bundesamt für Wohnungswesen heute anlässlich der vierteljährlichen Überprüfung der für Mietverhältnisse wichtigsten Referenzgrösse mit. «Es dürfte für längere Zeit die letzte Senkung gewesen sein», erklärt Santosh Brivio, Senior Economist der Migros Bank.

Die Mietenden dürfen sich freuen. Zum zweiten Mal in diesem Jahr wurde der Referenzzinssatz gesenkt. Lag er bis zum März noch bei 1,75 Prozent, liegt er ab morgen neu bei 1,25 Prozent. «In einem wirtschaftlich herausfordernden Umfeld, das von Unsicherheit und nachlassender Konjunkturdynamik geprägt ist, sind das erfreulichen Nachrichten», erklärt Santosh Brivio, Senior Economist der Migros Bank. «Da die Schweizer Bevölkerung ein Volk von Mietern ist (zu rund 60 Prozent), sollte die Entlastung beim Wohnkostenbudget bei der frei verfügbaren Kaufkraft durchaus zu spüren sein. Denn die Senkung der Miete dürfte dieses Mal umfangreicher ausfallen als auch schon», so Brivio weiter. Zwar ist die Vermieterschaft wie immer berechtigt, dem Mietzinssenkungsbegehren die aufgelaufene Teuerung und allgemeine Kostensteigerungen teilweise gegenzurechnen. «Da die Preissteigerungen in der Schweiz aber seit geraumer Zeit äusserst bescheiden ausfallen, dürfen die Mietenden damit rechnen, dass vom grundsätzlichen Senkungsanspruch von rund 2,9 Prozent ein grosser Teil durchgesetzt werden kann, sofern der Mietzins auf einem Referenzzinssatz von 1,5 Prozent oder höher basiert. Wie immer gilt aber auch dann, dass das Mitzinssenkungsbegehren aktiv eingefordert werden muss.»

Senkung stand auf der Kippe
Dass bereits heute eine Anpassung nach unten erfolgen würde, galt im Vorfeld des Entscheides als unsicher. Zwar senkte die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins im Juni auf null Prozent und die Kapitalmarktzinsen sind seither zusätzlich unter Druck geraten. Dies hat auch zu einer Abwärtsbewegung bei den für Hypotheken massgeblichen Swap-Sätzen geführt.

Die Senkung der Miete dürfte dieses Mal umfangreicher ausfallen als auch schon.

Santosh Brivio, Senior Economist, Migros Bank

Doch war es ungewiss, ob der damit verbundene Rückgang bei den Hypothekarsätzen bereits jetzt für eine Senkung des Referenzzinssatzes reichen würde. Da dieser rein arithmetisch auf ein Viertelprozent gerundet wird, musste der Durchschnittsatz bei den Immobilienkrediten auf mindesten 1,375 Prozent fallen. «Dass diese Schwelle nur knapp erreicht wurde, liegt nicht zuletzt auch an den vielen laufenden Langfrist-Hypotheken, die noch während der letzten Tiefzinsphase abgeschlossen wurden», erläutert Brivio.

Für längere Zeit die letzte Senkung
Dass es nun reichte, nehmen die Mietenden mit Freude zur Kenntnis. «Allerdings dürfte dies für längere Zeit die letzte Senkung gewesen sein», so Brivio. «Wir gehen davon aus, dass die SNB den Leitzins auch über den Winter hinaus bei null Prozent belassen wird. Damit zeichnet sich zwar keine Aufwärtsbewegung bei den SARON-Hypotheken ab. Ein weiterer Rückgang ist aber auch nicht zu erwarten, da die Hypothekaranbieter bei der Kreditkalkulation den Leitzins nicht unter null ansetzen. Gleichzeitig werde im anhaltend unsicheren Umfeld die Schweizer Kapitalmarktzinsen zwar unter Druck bleiben. Aufgrund des bereits tiefen Niveaus und weil die SNB nicht in negatives Terrain vorstossen dürfte, ist vorerst auch von keinem massgeblichen Abwärtsrutsch bei den Festhypotheken auszugehen. Angesichts des nun historisch tiefen Niveaus des Referenzzinssatzes dürften viele Mietenden mit dieser Aussicht aber einigermassen gut leben können.»