Noch immer bepreisen zahlreiche Unternehmen ihren Wasserverbrauch nicht ausreichend

Währenddem sich der CO2-Preis in der Wirtschaft etabliert hat, vernachlässigen viele Unternehmen nach wie vor die Kosten, die mit einer extensiven Wassernutzung verbunden sind. Das könnte sich sehr bald rächen, da Investoren von Unternehmen erwarten, dass sie den Wasserverbrauch und die Wasserverschmutzung reduzieren sowie für bessere Informationen zu diesem Thema sorgen.

Es ist inzwischen 46 Jahre her, dass die Vereinten Nationen zum ersten Mal eine internationale Konferenz zum Thema Wasser organisiert haben. Angesichts der jüngsten internationalen Vereinbarungen zum Schutz der Hochsee und der Biodiversität besteht Grund für Optimismus, dass die bevorstehende Wasserkonferenz der Vereinten Nationen vom 22. bis 24. März 2023 neue Nachhaltigkeitsimpulse zum Thema schaffen dürfte. Höchste Zeit, möchte man meinen, denn die korrekte Berücksichtigung der gesamten Umweltkosten durch die Wassernutzung ist nicht zuletzt für Investoren eine zentrale Frage. Dabei können sogenannte interne «Schattenpreise» helfen, mit denen Unternehmen versuchen, den wahren Wert und die Kosten von Wasser und Kohlenstoff in ihre Geschäftsentscheidungen mit einzubeziehen. «Allerdings sollten viel mehr Unternehmen die interne Wasserpreisgestaltung nutzen, um die Kosten und Vorteile von Investitionen in saubere Wassertechnologien zu bewerten und wissenschaftsbasierte staatliche Regulierungen zu antizipieren», erklärt Murray Birt, Senior ESG Strategist bei DWS.

Noch immer nutzen zu wenige Unternehmen interne Wasserpreise:

Die obenstehende Grafik zeigt, dass zwar immer mehr Unternehmen beginnen, interne Wasserpreise zu verwenden. Aber insgesamt ist der Anteil weiter enttäuschend niedrig, sowohl in Bezug auf ihre Zahlen als auch als Anteil an der gesamten Marktkapitalisierung. Von den rund 2’800 Unternehmen im MSCI All Country World Index (ACWI) verwenden inzwischen 120 interne Wasserpreise, 2018 waren es gar nur 68 Unternehmen. Darüber hinaus ist die Zahl der Unternehmen, die die Verwendung von internem Wasserpreisen planen, in diesem Zeitraum von 147 auf 253 Unternehmen gestiegen. Insgesamt repräsentieren diese beiden Gruppen inzwischen immerhin 19 Prozent der Marktkapitalisierung von ACWI. Im Vergleich dazu machen 700 Unternehmen wasserbezogene Angaben gegenüber der CDP. Ausserdem haben nur dreissig Unternehmen die von ihnen verwendeten internen Wasserpreise offengelegt. Für die meisten Unternehmen scheint der Preis sehr niedrig zu sein und widerspiegelt die Gesamtkosten der Umweltauswirkungen nur zu einem kleinen Grad. Im Vergleich dazu nutzten im vergangenen Jahr 648 Unternehmen interne CO2-Preise und 396 Unternehmen planen dies, was 37 Prozent der ACWI-Marktkapitalisierung entspricht. Die von Unternehmen verwendeten internen CO2-Preise sind ebenfalls viel höher und reichen von 18 bis 28 Dollar pro Tonne, wobei einige Unternehmen CO2-Preise von mehreren hundert Dollar verwenden.

Viel mehr Unternehmen sollten die interne Wasserpreisgestaltung nutzen, um die Kosten und Vorteile von Investitionen in saubere Wassertechnologien zu bewerten und wissenschaftsbasierte staatliche Regulierungen zu antizipieren.

Murray Birt, ESG Strategist, DWS

Die an der Valuing Water Finance Initiative teilnehmenden Investoren erwarten von Unternehmen, dass sie den Wasserverbrauch und die Wasserverschmutzung reduzieren sowie für bessere Informationen zu diesem Thema sorgen. Um eine ungefähre Vorstellung davon zu bekommen, wie gross die Auswirkungen sein könnten, haben Ceres (1), Bluerisk (2) und DWS die finanziellen Folgen für Unternehmen untersucht, die ihren Wasserverbrauch sanieren und/oder reduzieren müssen. Für einige grosse börsennotierte Unternehmen der Fleisch- und Bekleidungsindustrie könnten die zusätzlichen Kosten zwischen 60 Millionen Dollar und 1,8 Milliarden Dollar jährlich liegen, was einen wesentlichen Teil der Einnahmen der betroffenen Unternehmen ausmacht.