Die Fed zeigt weder Rezessionsängste noch verfällt sie in Alarmstimmung

Die amerikanische Notenbank Fed hat am Mittwochabend das Zielband für die Federal Funds Rate um einen halben Prozentpunkt auf 4,75 bis 5,00 Prozent gesenkt. Damit liegt die Zinssenkung am oberen Ende der Erwartungen. Angesichts der Tatsache, dass die Fed traditionell eine Politik der kleinen Zinsschritte verfolgt, ist dieser Zinsschritt ungewöhnlich gross ausgefallen.

Entscheidend ist weniger die Höhe dieser ersten Zinssenkung als vielmehr, dass die Fed überhaupt einen Anfang gemacht hat. Mit dieser Entscheidung hat die amerikanische Notenbank den Zinssenkungsprozess in Gang gesetzt. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass wir im Verlauf von 2024 und 2025 eine Serie weiterer Zinssenkungen sehen werden.

Es wäre verfehlt, aus der Höhe der Zinssenkung ableiten zu wollen, dass die wirtschaftliche Gesamtlage aus Sicht der Fed einen drastischen Zinsschritt erfordert hätte.

Jan Viebig, Chief Investment Officer der ODDO BHF

Die Einschätzung für das Wirtschaftswachstum bekräftigt, dass sich die wirtschaftliche Dynamik abschwächen wird. Allerdings sieht die Fed keine konkrete Gefahr für ein Abgleiten der US-Wirtschaft in eine Rezession. Mit jeweils 2,0 Prozent für die Jahre 2024 bis 2026 ist die Wachstumsprognose der Fed für die amerikanische Wirtschaft praktisch unverändert gegenüber dem Stand vom Juni. In ihrer Aufwärtsrevision der erwarteten Arbeitslosenquote bestätigt die Fed das Offensichtliche: dass die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt nachgelassen hat und ein Rückgang der Arbeitslosenquote gegenüber dem nach wie vor niedrigen Niveau von aktuell 4,2 Prozent nicht zu erwarten ist. Die Inflationsprognose wurde leicht nach unten gesetzt, doch das Inflationsziel wird nach der Fed-Prognose auch Ende 2025 nochmals leicht verfehlt.

Die Fed zeigt weder Rezessionsängste noch verfällt sie in Alarmstimmung. Allerdings bleiben die Vorstellungen im Offenmarktausschuss deutlich hinter den aggressiven Erwartungen an den Märkten zurück. Während die Märkte einen Rückgang Leitzinsen bis Ende 2025 in den Bereich des neutralen Zinsniveaus – unter 3 Prozent – sehen, liegen die Schätzung der Notenbanker rund 0,5 Prozentpunkte höher. Angesichts der aus meiner Sicht übertriebenen Erwartungen an den Anleihemärkten ist es nicht überraschend, dass die erste Reaktion dort negativ ausfällt. Die Aktienmärkte dagegen reagierten unmittelbar nach der Zinsentscheidung positiv auf diesen geldpolitischen Impuls.

Hauptbildnachweis: Freepik