Die Schweizer Börse jagt von Rekord zu Rekord

Positive Nachrichten beflügeln. Immer wieder erhöhen Unternehmen ihre Jahresprognosen. Aber auch die Risiken nehmen zu: So stellt die US-Fed höhere Zinsen in Aussicht.

Den Swiss Market Index (SMI) scheint im Moment nichts halten zu können. Auch letzte Woche marschierte er von einem Rekord zum nächsten. Mittlerweile wurde die Marke von 12'000 Punkten überschritten, halten die Investment-Experten von Raiffeisen in ihrem Wochenrückblick fest. Seit Anfang Jahr hat der Schweizer Leitindex damit gut 12% zugelegt. Inklusive Dividende steigt die Rendite gar auf rund 15%. Einzig die Valoren der Grossbank Credit Suisse handeln noch unter dem Wert von Anfang Jahr. Trotz oder gerade wegen dieser positiven Entwicklung steigt allerdings das Rückschlagsrisiko. Eine gewisse Verunsicherung lässt sich bereits an der unlängst wieder angestiegenen Volatilität ablesen. Zudem gilt der Schweizer Markt momentan als stark überkauft.

Mittlerweile wurde die Marke von 12'000 Punkten überschritten. Seit Anfang Jahr hat der Schweizer Leitindex damit gut 12% zugelegt.

CIO Office, Raiffeisen Schweiz

Zu den Gewinnern im SMI gehörten letzte Woche die Versicherungsaktien von Zurich, Swiss Re und Swiss Life. Positiv aufgefallen ist auch der Industriekonzern Sulzer, der an seinem Kapitalmarkttag die Jahresprognose erhöht und weitere Details zur Abspaltung der Medmix-Sparte bekannt gegeben hat. Rekordergebnisse für das erste Halbjahr stellen die Onlinebank Swissquote und der Finanzdienstleister Leonteq in Aussicht. Trotz einer sehr positiven Reaktion an der Börse hat der Markt schon länger ein gutes Ergebnis antizipiert. Die jeweiligen Titel haben sich seit Anfang Jahr über 80% bzw. um mehr als 50% verteuert. Auch die Grossbanken UBS und Credit Suisse zeigten sich nach der Sitzung der US-Notenbank freundlich. Rückendeckung bekamen beide zudem von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in ihrem Bericht zur Finanzstabilität.

US-Notenbank denkt an Zinserhöhungen
Die Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank Fed am vergangenen Mittwoch hat gezeigt: Die Geldpolitik wird rascher restriktiv werden als bisher gedacht. Bislang ging die US-Notenbank davon aus, dass der Leitzins bis 2024 auf unverändert niedrigem Niveau verharrt. Nun wird klar, dass die Mitglieder des Offenmarktausschusses zunehmend bereits 2023 mit zwei Zinsschritten rechnen. Dennoch hält man sich bedeckt. Ein exaktes Datum wurde nicht bekannt gegeben. Um einen Prozentpunkt auf 3.4% nach oben geschraubt hat die Fed zwar ihre Inflationserwartungen, stuft die aktuell erhöhte Teuerungsrate aber weiterhin als vorübergehendes Problem ein. Die Börsen reagierten zunächst mit Abschlägen auf die Einschätzung, haben sich im Tagesverlauf aber teilweise erholt. Abgabedruck spürte auch der Goldpreis. Dagegen neigte der US-Dollar zur Stärke. Von Seiten der Wirtschaft kommen derweil unterschiedliche Signale. Während der Industriesektor nach wie vor brummt, schwächte sich der Detailhandel etwas ab. Diese Verlangsamung ist jedoch darauf zurückzuführen, dass der Konsum schon in den Vormonaten kräftig angezogen hatte.

Ölpreis auf Mehrjahreshoch
Der wirtschaftliche Aufschwung spiegelt sich auch in der Rohölnotierung. Mit einem Preis von über 74 US-Dollar pro Fass ist Öl der Sorte Brent letzte Woche auf den höchsten Stand seit 2018 geklettert.

Mit einem Preis von über 74 US-Dollar pro Fass ist Öl der Sorte Brent letzte Woche auf den höchsten Stand seit 2018 geklettert.

CIO Office, Raiffeisen Schweiz

Gegenüber seinem Tiefpunkt im April 2020 hat sich der Preis mehr als verdreifacht und ist damit zu einem Haupttreiber der Inflation geworden. Vom Preisanstieg profitiert haben auch die Energieunternehmen, sie gehören dieses Jahr mit saftigen Kursaufschlägen zu den Gewinnern.

China wächst schwächer als erwartet
Die Wachstumszahlen der chinesischen Industrie im Mai sind mit 8.8% zwar beeindruckend, liegen allerdings unter den Erwartungen von 9% und unter dem Vormonatswert von 9.8%. Denselben Trend durchläuft der Einzelhandel, dessen Einnahmen mit 12.4% weniger stark zulegten als die erwarteten 13.6%. Im Zuge der wirtschaftlichen Erholung hat die Weltbank ihre Wachstumsprognose für das chinesische Bruttoinlandprodukt (BIP) dennoch von 7.9% auf 8.5% erhöht. Raiffeisen rechnet mit einem Anstieg von 8.0%.

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