SPACs: Ein Börsen-Hype mit Chancen und Risken
Eine SPAC nach der andern gelangt in Übersee an die Börse. Auch in Europa gibt es immer mehr IPOs von Mantelunternehmen ohne ein operatives Geschäft. In der Schweiz steht eine solche Special Purpose Acquisition Company in den Startlöchern. Wer in SPACS investiert muss sich der hohen Risiken bewusst sein.
Über 300 SPAC-IPOs mit einem Gesamtvolumen von knapp 99 Milliarden US-Dollar alleine bisher im Jahr 2021 – der Trend zum Börsengang via Mantelunternehmen scheint in den Staaten aktuell ungebrochen. Per 20. Februar 2021 hatten SPACs gar einen Anteil von 63 Prozent des fast 77 Milliarden US-Dollar schweren, über die US-amerikanischen Börsen aufgebrachten Eigenkapitals. Mittlerweile scheint der Trend auch in Europa angekommen zu sein: im Februar wurde als erster deutscher SPAC seit zehn Jahren der Börsenmantel von Lakestar-Gründer Klaus Hommels an der Frankfurter Börse gehandelt, bei dem insgesamt 275 Millionen Euro von institutionellen Investoren eingesammelt wurden.
In der Schweiz noch am Anfang
Auch den Standort Schweiz scheinen SPACs inzwischen – langsam, aber sicher – zu erreichen. Nachdem die FINMA das Regulatory Board der SIX dazu aufgefordert hatte, die Kotierungsregularien um das Thema SPACs zu erweitern, hat diese mittlerweile mit einer offiziellen Stellungnahme reagiert und liess verlauten, dass die SPACs, wie von der FINMA gewünscht, als eigenständige Sektion in ihre Richtlinien aufgenommen wurden. Der Ball liegt aktuell wieder bei der FINMA, vieles – auch das für das 2. Quartal geplante Schweizer SPAC VT5 – hängt nun von den Änderungen der Verordnung ab.
SPACs (Special Purpose Acquisition Companies) sind Mantelunternehmen, die selbst über kein operatives Geschäft verfügen. Dabei bringen meist bekannte Gründer ein Blanko-Unternehmen an die Börse und sammeln so das Geld der Anleger ein, mit dem später ein Unternehmen aufgekauft werden soll. Dadurch spart sich das übernommene Unternehmen nicht nur den oft langwierigen und kostspieligen Börsengang, sondern generiert gleichzeitig auch finanzielle Mittel, welche die überwiegend jungen Unternehmen in ihrer weiteren Entwicklung fördern.
Andrey Wolfsbein, Börsen-Experte, Freedom FinanceWährend ein Hype rund um einen SPAC schnell zu einer Explosion der Börsenwerte führen kann, können nicht erfüllte Erwartungen und ein darauffolgender negativer öffentlicher Diskurs auch genauso schnell dafür sorgen, dass der SPAC-Kurs in kürzester Zeit drastisch sinkt.
Chancen wie Risiken
Im Bereich der Finanzdienstleister scheint aktuell noch eine gewisse Skepsis gegenüber SPACS vorhanden zu sein, was sicher auch daran liegt, dass es noch keine Erfahrung in der Arbeit mit dieser Investmentform gibt. Selbst die SEC hat erst in den 2010er-Jahren damit begonnen, Regulierungen für SPACs zu erlassen und so Transparenz in die Materie zu bringen, was in den USA offensichtlich sehr erfolgreich war. Dieser Prozess scheint nun auch in der EU seinen Anfang zu nehmen – Ausgang offen. Nicht nur private Investoren werden diese Entwicklung wohl mit grosser Spannung verfolgen.
Für Anleger ist neben der Möglichkeit, in ein potenziell vielversprechendes Unternehmen investieren zu können, vor allem die mögliche hohe Rendite Ansporn für eine Investition in SPACs. Eine gewisse Sicherheit verspricht zudem, dass die Investoren ihr Geld zurückerhalten, sollte die angestrebte SPAC-Übernahme scheitern. Allerdings birgt die Aussicht auf hohe Renditen zumeist auch hohes Risiko. Nachdem im Vorhinein noch nicht feststeht, in welches Unternehmen schlussendlich investiert wird, müssen sich Anleger zunächst ausschliesslich auf die Expertise der Unternehmensgründer verlassen. Zudem ist – wie an der Börse üblich – vieles von der Stimmung abhängig. Während ein Hype rund um einen SPAC schnell zu einer Explosion der Börsenwerte führen kann, können nicht erfüllte Erwartungen und ein darauffolgender negativer öffentlicher Diskurs auch genauso schnell dafür sorgen, dass der SPAC-Kurs in kürzester Zeit drastisch sinkt. Vor einer Investition sollte man also stets ausreichende Informationen rund um das Mantelunternehmen und die Pläne von dessen Gründer(n) sammeln.