Steuertransparenz: Nachhaltigkeits-Berichterstattung schafft neue Komplexität

Die PwC-Studie «Tax transparency and sustainability reporting in 2023», welche die Steuer- und Nachhaltigkeits-Berichterstattung von führenden börsennotierten Unternehmen aus acht Ländern analysiert, zeigt, dass die Vielfalt der Standards und Methoden zu mehr Komplexität führt. Eine enge Zusammenarbeit in den Bereichen Steuern und Nachhaltigkeit sowie eine klare und einheitliche Kommunikation zwischen den Unternehmen, Interessengruppen und Regulierungsbehörden sind unbedingt erforderlich.

Die PwC Studie zeigt auf, dass die Anforderungen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung der Unternehmen oftmals uneinheitlich sind. Die Ergebnisse legen nahe, dass eine internationale Standardisierung notwendig ist, um Klarheit und Übersichtlichkeit zu schaffen. Angesichts neuer Vorschriften wie der Corporate Sustainabilty Reporting Directive (CSRD) und dem öffentlichen Country-by-Country-Reporting (CbCR), müssen Unternehmen oft mit weniger oder manchmal der gleichen Anzahl an Personal mehr leisten. Umso wichtiger ist es, dass gemeinsame Standards etabliert werden, um Ressourcen zu schonen und die Kommunikation zwischen allen Parteien zu erleichtern.

Andere Länder, andere Strategien
Die Bedeutung von klaren und einheitlichen Steuerstrategien für Unternehmen zeigt sich im internationalen Vergleich. Während in Grossbritannien (100 %) und Spanien (97 %) nahezu alle untersuchten Unternehmen ihre Steuerstrategie veröffentlichen oder erwähnen, fällt diese Quote in Österreich, der Schweiz und Irland auf etwa die Hälfte der bewerteten Unternehmen. «Die Entwicklung der Steuerstrategie eines Unternehmens kann dazu beitragen, ein klares Verständnis der steuerlichen Ziele und Prozesse der Gruppe zu schaffen, das allen Mitarbeitenden und dem Management zur Verfügung steht und in allen Ländern angewendet wird. Es kann auch ein Eckpfeiler im Management von Steuerrisiken und bei der Kommunikation mit anderen Stakeholdern sein», Charalambos Antoniou, Tax Function Design and Tax Transparency Leader, PwC Schweiz.

Insbesondere im Finanzdienstleistungssektor übertreffen einige Schweizer Unternehmen sogar Konkurrenten aus der EU und anderen Ländern.

PwC-Studie «Tax transparency and sustainability reporting in 2023»

Unternehmen unter Druck: Steuerangelegenheiten im Blick
Nicht nur die Veröffentlichung einer Steuerstrategie ist von Bedeutung. Unternehmen stehen zunehmend unter Druck, die Vorgaben des Gesetzgebers in Steuerangelegenheiten zu berücksichtigen. Das spiegelt sich auch in verschiedenen freiwilligen Standards wider, wie GRI 207-1, S&P Global CSA und den OECD-Richtlinien. Mehr als die Hälfte der untersuchten Unternehmen verweist in diesem Zusammenhang auf ihren allgemeinen Ansatz zur Steuerkonformität.

EU setzt auf länderspezifische Berichterstattung (public CbCR)
Die Einführung der öffentlichen länderbezogenen Berichterstattung und von Nachhaltigkeitsstandards in der EU wird voraussichtlich zu einer vermehrten quantitativen Berichterstattung führen. Doch die Umstellung stellt Unternehmen auch vor Herausforderungen. Mehr als drei Viertel der brasilianischen, britischen, deutschen und Schweizer Unternehmen sowie zwischen der Hälfte und zwei Drittel der untersuchten österreichischen, irischen und südafrikanischen Unternehmen stellen keine Informationen für eine Bewertung nach GRI 207-4 zur Verfügung. Im Gegensatz dazu lieferten 42,9 % der untersuchten spanischen Unternehmen ein nahezu vollständiges öffentliches CbCR.

Offenlegung des Total Tax Contribution (TTC) schafft Vertrauen
Das WEF-Whitepaper unterstützt die Offenlegung des Total Tax Contribution (TTC) anstelle der Veröffentlichung von Daten zum öffentlichen CbCR. Der Grund dafür ist, dass die TTC alle Steuern umfasst, die ein Unternehmen selbst trägt und im Namen von Dritten einzieht – im Gegensatz zum öffentlichen CbCR, der nur ausgewählte Steuerdaten enthält. In Südafrika, Spanien und dem Vereinigten Königreich legte bereits zwei Drittel bis drei Viertel der untersuchten Unternehmen ihre TTC offen. In anderen Ländern war dies deutlich seltener, da beispielsweise fast ein Viertel der Schweizer Unternehmen die insgesamt gezahlten Steuern veröffentlichten. Dies überrascht nicht, wenn man bedenkt, dass der TTC-Ansatz seinen Ursprung im Vereinigten Königreich hat und seit einigen Jahren auch in Südafrika und Spanien verstärkt zum Einsatz kommt. «Die Offenlegung der TTC würde es Unternehmen ermöglichen, alle Abgaben transparent darzustellen sowie das Vertrauen von Investoren und der Öffentlichkeit zu stärken. Eine einheitliche Berichterstattung auf dieser Grundlage würde zudem die Vergleichbarkeit zwischen Unternehmen und Ländern erleichtern», Charalambos Antoniou, Tax Function Design and Tax Transparency Leader, PwC Schweiz.

Schweizer Unternehmen setzten auf Transparenz
Obwohl es in der Schweiz keine öffentliche Steuertransparenzgesetzgebung gibt, zeigen viele Schweizer Unternehmen eine hohe Bereitschaft zur Offenlegung ihrer Steuerstrategien. Insbesondere im Finanzdienstleistungssektor übertreffen einige Schweizer Unternehmen sogar Konkurrenten aus der EU und anderen Ländern. Im vergangenen Jahr veröffentlichten mehr als die Hälfte der Schweizer Unternehmen eine Steuerstrategie, sieben von ihnen sogar einen eigenständigen Steuertransparenzbericht. Die am besten bewerteten Schweizer Unternehmen dieser Studie waren Adecco, Holcim, Nestle, Partners Group, Richemont, Swiss Re und Zurich Insurance.

Die detaillierte PwC-Studie «Tax transparency and sustainability reporting in 2023» findet sich hier.

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