Gender Pay Gap: Lohngleichheit wird erst in einem halben Jahrhundert erreicht

Eine anlässlich des internationalen Frauentags von PwC gestern veröffentlichte globale Studie zeigt, dass Geschlechtergleichheit am Arbeitsplatz trotz einer Rückkehr zu einer gewissen Normalität nach Covid-19 nach wie vor nicht gegeben ist.

Der «Women in Work Index» legt offen, dass die Erwerbsbeteiligung von Frauen in den 33 Ländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im Jahr 2021 leicht gestiegen sind. Die Fortschritte bei der Gleichstellung bleiben jedoch zu langsam. «Eine 20-jährige Frau, die heute in den Arbeitsmarkt eintritt, wird in ihrem Arbeitsleben keine Lohngleichheit erleben. Bei der Geschwindigkeit, mit der sich das geschlechtsspezifische Lohngefälle verringert, wird es mehr als ein halbes Jahrhundert dauern, bis die Lohnparität erreicht ist», erklärt Myriam Denk, Partnerin für People und Organisation Consulting bei PwC Schweiz.

Würde der Durchschnittslohn von Frauen in der gesamten OECD auf das Niveau ihrer männlichen Kollegen angehoben, könnte dies das Einkommen von Frauen um mehr als zwei Billionen Franken pro Jahr steigern.

«Women in Work Index» von PwC

Die Schliessung des geschlechterspezifischen Lohngefälles lohnt sich nicht nur gesellschaftlich, sondern auch finanziell: Würde der Durchschnittslohn von Frauen in der gesamten OECD auf das Niveau ihrer männlichen Kollegen angehoben, könnte dies das Einkommen von Frauen um mehr als zwei Billionen Franken pro Jahr steigern.

Beschäftigungsquote: Luxemburg top, Schweiz auf Platz 20
Generell blieben die Platzierungen in den OECD-Ländern 2021 relativ unverändert. Luxemburg belegt Rang 1 vor Neuseeland und Slowenien. Die Schweiz fällt von Platz 18 auf Platz 20 zurück. Der Gender Pay Gap liegt hierzulande nahezu unverändert bei 18%. Der Frauenanteil in Geschäftsleitungen ist zwar um 4 Prozentpunkte angestiegen, aber mit 30% sind Frauen noch immer stark unterrepräsentiert. Die Studie zeigt zudem, dass die generelle Anhebung der Beschäftigungsquote von Frauen im gesamten OECD-Raum auf die von Spitzenreiter Schweden zu einem potenziellen Anstieg des BIP von fast 6 Billionen Franken pro Jahr führen würde.

Empowerment am Arbeitsplatz: Faire Bezahlung ist ein Kernanliegen
Der «Global Empowerment Index» von PwC hat zudem ergeben, dass zwischen den Geschlechtern eine erhebliche Kluft bezüglich Empowerment besteht. Die Studie wurde weltweit durchgeführt und zieht die Perspektiven von 22'000 berufstätigen Frauen mit ein. Im Grossen und Ganzen sind Männern und Frauen dieselben Faktoren wichtig: eine faire Vergütung, eine sinnstiftende Arbeit und ein Arbeitsplatz, an dem sie sich selbst sein können. Männer gaben jedoch deutlich häufiger an, von diesen Faktoren bei der Arbeit tatsächlich zu profitieren. Zwischen den Frauen, denen faire Entlöhnung wichtig ist und denjenigen, die sich fair bezahlt fühlen, herrschen 34 Prozentpunkte Unterschied. Frauen mit den höchsten Empowerment-Werten baten eher um eine Gehaltserhöhung (55%) und eine Beförderung (52%). Sie sind auch deutlich zufriedener mit ihrer Arbeit und empfehlen ihren Arbeitgeber häufiger weiter. Die am stärksten befähigten Arbeitnehmerinnen arbeiten in der Technologie-, Medien- und Telekommunikationsbranche. Gerade im Technologiesektor werden Frauen stärker befähigt als Männer. Dahinter folgen die Sektoren Finanzdienstleistungen und Energie, Versorgung und Ressourcen, in denen aber Männer wesentlich stärker befähigt sind als Frauen.

Viele Frauen können nicht autonom arbeiten – ein Schlüsselfaktor für Selbstbestimmung
Der «Global Empowerment Index» zeigt ausserdem, dass Arbeitgebende die Stärkung der Rolle von Frauen am Arbeitsplatz erheblich verbessern können, indem sie sich auf faire Entlohnung, Autonomie, integrative Führung und die Einführung einer datengestützten Diversity-Strategie konzentrieren. Frauen, die in Vollzeit vor Ort arbeiten, haben die niedrigsten Empowerment-Werte. Dieser Trend folgt dem Beispiel der Männer – was darauf hindeutet, dass die Autonomie darüber, wie, wo und wann Menschen arbeiten, das Gefühl der Selbstbestimmung in der gesamten Belegschaft fördert. Die am stärksten empowerten Frauen haben auch grössere Möglichkeiten, aus der Ferne zu arbeiten (74 %). Allerdings kann fast die Hälfte (48 %) der Frauen ihre Arbeit nicht aus der Ferne erledigen. Von den 11’285 Frauen, die dies können, arbeiten 29 % in Vollzeit remote, und 56 % hatten ein gewisses Mass an hybriden Arbeitsmustern. Myriam Denk sagt dazu: «Autonomie fördert die Selbstbestimmung von Frauen und Männern, aber Frauen haben derzeit weniger Autonomie darüber, wie, wann und wo sie arbeiten. Die Forderung nach Flexibilität ist ein talentübergreifendes Anliegen. Arbeitgebende können dieses Bedürfnis nicht ignoriert, wenn sie Vielfalt, Engagement und Innovation fördern und sich als bevorzugte Arbeitgebende positionieren möchten.»

Der detaillierte «Women in Work Index» von PwC findet sich hier.

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