Der Druck der Märkte dürfte zu einer Anpassung der US-Politik führen
Nichts ist wirklich sicher in Washington dieser Tage. Dies war auch der Hintergrund, vor dem wir das jüngste Update unseres strategischen 12-Monats-Ausblicks erarbeitet haben.
Seit Donald Trumps Amtsantritt scheinen die US-Aktienkurse eine schwere Zeit zu haben – seine Zollpolitik bereitet vielen Sorgen. Zuletzt gab es Zweifel am Wachstum in den USA und gleichzeitig Hoffnungen auf höheres Wachstum in Europa. Auch wir tendieren in diese Richtung. Der untenstehende Chart zeigt unsere Wirtschafts- und Renditeprognosen für die nächsten 12 Monate, basierend auf unserem jüngsten strategischen Ausblick.
Unser Basisszenario bleibt, dass der Druck, auch von den Märkten, letztlich zu einer Anpassung der US-Politik führen wird, so dass die jüngsten Kursverluste an der Wall Street übertrieben erscheinen. Insbesondere gehen wir nicht davon aus, dass die USA an den bisher angekündigten Strafzöllen festhalten werden. Das Bild dürfte aber bestenfalls gemischt bleiben. So dürfte allein die Idee bilateraler Strafzölle auf bestimmte Waren aus bestimmten Ländern kurzfristig zu erheblicher Verunsicherung und langfristig zu neuem Verwaltungsaufwand und anderen Problemen führen.
Vincenzo Vedda, Chief Investment Officer, DWSInsbesondere gehen wir nicht davon aus, dass die USA an den bisher angekündigten Strafzöllen festhalten werden.
Das hätten nur sehr wenige Marktteilnehmer erwartet. Man ging davon aus, dass Handelsdrohungen vor allem eine Verhandlungstaktik sein würden, während eine Senkung der Unternehmenssteuer und Deregulierung die «animalischen Instinkte» wiederbeleben und die US-Aktienmärkte, die ohnehin durch den «amerikanischen Exzeptionalismus» beflügelt wurden, auf neue Höhen treiben würden. Stattdessen haben Trump und mehrere Mitglieder seines Kabinetts signalisiert, dass sie bereit sind, die USA im Namen einer angestrebten Neuausrichtung der US-Politik und -Wirtschaft in eine Rezession abdriften zu lassen. Unvorhersehbare politische Massnahmen dämpfen bereits die Stimmung unter US-Unternehmen und Verbrauchern. Die schlechte Stimmung spiegelt sich sogar in der Kreditwürdigkeit der USA und den Risikoprämien für Unternehmensanleihen wider.
DWS-Prognosen für Wachstum (Bruttoinlandsprodukt), Inflation und Gesamtrenditen

Im Rest der Welt ist das Bild differenzierter, auch wenn wir Gold als mögliches Gegengewicht zur geopolitischen Unsicherheit recht optimistisch einschätzen. Traditionelle Verbündete der USA distanzieren sich von Washington. Für Anleger könnte dies für global diversifizierte Portfolios sprechen. Schon jetzt zeigen institutionelle US-Investoren erstmals seit vielen Jahren wieder verstärktes Interesse an europäischen Aktien. Im historischen Vergleich ist Europa aus unserer Sicht aber nicht mehr günstig, weshalb unsere Renditeprognosen hier eher verhalten sind.
All dies führt dazu, dass Zentralbanken und Anleiheinvestoren zwischen Inflations- und Wachstumssorgen hin- und hergerissen sind. Wir erwarten, dass die Federal Reserve im Prognosezeitraum die Zinsen noch zweimal senken wird. Für die Europäische Zentralbank hingegen erwarten wir nur eine Zinssenkung. Dies trägt dazu bei, dass wir bis März 2026 einen schwächeren Dollarkurs von 1,15 US-Dollar pro Euro erwarten. US-Staatsanleihen dürften weiter in einer relativ engen Spanne handeln. Wir erwarten die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen im März 2026 bei 4,5 Prozent. Trotz der massiven Fiskalpakete, die Deutschland gerade verabschiedet, erwarten wir die Renditen für Bundesanleihen in zwölf Monaten unter der 3-Prozent-Marke, nicht zuletzt aufgrund des geringen deutschen Potenzialwachstums. Bei Unternehmensanleihen bevorzugen wir Investment-Grade-Papiere gegenüber dem Hochzinssegment.