Schwellenländer: Wieder eine unverzichtbare Anlageklasse
Während die Zölle der Trump-Regierung berechtigte Bedenken bei Anlegern ausgelöst haben, bieten Schwellenländer nun eine attraktive Alternative für diejenigen, die nach schwierigen Jahren in unterbewertete Anlagen investieren möchten. Dies gilt insbesondere für «inländische» Aktien, die besser positioniert sind, um Handelsspannungen zu überstehen.
Seit Beginn der zweiten Amtszeit von Donald Trump am 20. Januar hat die Volatilität an den globalen Märkten die Anleger verunsichert. Der «American Exceptionalism» wird so stark in Frage gestellt wie nie zuvor in den letzten zehn Jahren. Der US-Aktienmarkt gilt nicht mehr als sichere Quelle für Wohlstand, und der Dollar hat seine Attraktivität als sicherer Hafen eingebüsst. Wir befinden uns eindeutig an einem Wendepunkt. Nach Jahren starker Zuflüsse in grosse US-Technologiewerte und insbesondere in die Magnificent Seven schaffen die wachsende Unsicherheit hinsichtlich der US-Handelspolitik und ein schwächerer Dollar ein günstiges Umfeld für Unternehmen in Schwellenländern – insbesondere für solche, die einen erheblichen Teil ihrer Einnahmen aus dem Inland erzielen.
Pierre-Henri Cloarec, CFA, Portfolio Manager, Nordea Asset ManagementMit der Abschwächung des Dollars hat die Attraktivität der wichtigsten Schwellenländer in den letzten Monaten zugenommen, und dieser Trend könnte sich in den kommenden Jahren fortsetzen.
Der MSCI Emerging Markets Index notiert gegenüber dem MSCI World Index immer noch mit einem Abschlag. Die Bewertungslücke ist erheblich und zunehmend schwer zu rechtfertigen. Mit der Abschwächung des Dollars hat die Attraktivität der wichtigsten Schwellenländer in den letzten Monaten zugenommen, und dieser Trend könnte sich in den kommenden Jahren fortsetzen.
China: Eine wachsende Allokation für Neueinsteiger
In erster Linie ändert sich die Stimmung der Anleger gegenüber China rapide. Im Januar 2025 brachte das chinesische Startup DeepSeek sein erstes KI-Modell auf den Markt und markierte damit einen Wendepunkt: China ist in der Lage, mit den USA auf deren eigenem Fachgebiet zu konkurrieren. Dieser Durchbruch hat das Potenzial, das Vertrauen der Bevölkerung wiederherzustellen, die nach den Schwierigkeiten der Pandemie von 2020 bis 2021 auf eine Erholung wartet.
Darüber hinaus scheint Xi Jinping zunehmend darauf fokussiert zu sein, den Binnenkonsum anzukurbeln und private Unternehmen zu unterstützen. Langfristig werden gezielte Massnahmen eingeführt, um die demografischen Herausforderungen des Landes anzugehen, zu denen auch die Ein-Kind-Politik führte. In diesem Zusammenhang bieten einige Städte Familien bei der Geburt eines Kindes nun finanzielle Unterstützung in Höhe von bis zu 1’500 Euro an.
Indien: Starke Fundamentaldaten und wachsende Aussichten
Seit 2014 haben die Strukturreformen unter der Regierung von Narendra Modi Indien zu einem wettbewerbsfähigeren Markt gemacht und die Voraussetzungen für ein Wachstum von schätzungsweise 6 bis 7 Prozent in den kommenden Jahren geschaffen. Dieses starke Wachstumspotenzial rechtfertigt die relativ hohen Bewertungsniveaus am indischen Markt. Wichtige Sektoren wie Immobilien und Banken haben sich deutlich verbessert, während die Unternehmenssteuersenkungen von 2019 und die jüngsten Steuererleichterungen für einkommensschwache Haushalte den Konsum ankurbeln dürften. Auch andere Länder im MSCI Emerging Markets Index bieten attraktive Wachstumschancen, insbesondere in Osteuropa, wo die dynamische Wirtschaft Polens hervorsticht, und in Asien, wo Länder wie Südkorea und Taiwan vom KI-Boom profitieren. Vor allem Taiwan ist mit TSMC weiterhin führend in der Halbleiterindustrie.
Generell weisen die Schwellenländer in verschiedenen Bereichen strukturelle Wachstumspotenziale auf. Dazu zählt die Technologiebranche mit Schwerpunkten wie Künstliche Intelligenz, Cloud, SaaS und Robotik. Auch das Thema Nachhaltigkeit eröffnet Chancen – etwa durch Elektrofahrzeuge, erneuerbare Energien und die Transformation von Netzwerken. Im Gesundheitswesen sowie im Konsumsektor, beispielsweise im E-Commerce oder im Reisebereich, sorgt der Aufstieg der Mittelschicht für zusätzliche Dynamik. Schliesslich verzeichnet auch der Finanzsektor ein starkes Wachstum, das durch die zunehmende finanzielle Inklusion in Ländern wie Indien und Indonesien angetrieben wird, wo die Bankendichte noch niedrig ist, aber rasch zunimmt.