Schillingreport 2024: Beispiellos positive Entwicklung der Frauenanteile im SMI

Die 100 grössten Schweizer Arbeitgeber werden 2024 die geforderten Geschlechterrichtwerte von 30% im Verwaltungsrat und 20% in der Geschäftsleitung erreichen.

In der 18. Ausgabe des «Schillingreport» stehen die 100 grössten Schweizer Arbeitgeber bei Frauenanteilen von 29% im Verwaltungsrat und 19% in der Geschäftsleitung. In den Verwaltungsräten steigt der Frauenanteil erstmals um 3 Prozentpunkte auf 29%, da die Unternehmen für rekordhohe 46% der Vakanzen Frauen beriefen. In den Geschäftsleitungen steigt der Frauenanteil von 17% auf 19%, was dank 27% Frauen unter den neu Berufenen erreicht wurde – der zweithöchste Wert in 18 Jahren. «Entscheidend ist, dass es den Unternehmen gelingt, das Thema ‚Diversity‘ als Teil der Unternehmenskultur zu etablieren und in der DNA der Firma zu verankern. Frauen- bzw. Männeranteile von 40 bis 60% in beiden Führungsgremien werden in der Zukunft der Regelfall sein», meint Schilling.

Beispiellos positive Entwicklung der Frauenanteile im SMI
In den SMI-Unternehmen steigt der Frauenanteil in den Verwaltungsräten um 4 Prozentpunkte auf 34%. Möglich machte dies der Umstand, dass die SMI-Unternehmen für 54% der Vakanzen Frauen beriefen – ein absoluter Spitzenwert. «Die SMI-Unternehmen sind in Bezug auf die Gender Diversity klar in der Akzeptanzphase angekommen und setzen konsequent auf die Vorteile divers aufgestellter Führungsteams. Im Vergleich zu den im deutschen DAX notierten Konzernen, die für 46% der vakanten Sitze Frauen beriefen und so bei einem Frauenanteil in den Aufsichtsräten von 37% (+ 2 Prozentpunkte) stehen, ist die Dynamik in den SMI-Unternehmen deutlich positiver, und ich bin überzeugt, schon in den nächsten zwei Jahren werden die SMI-Unternehmen jene des DAX überholen oder mit diesen gleichziehen», so Schilling. Unterstrichen wird dies durch die Entwicklung in den Geschäftsleitungen. Die SMI-Konzerne erzielten über die vergangenen 2 Jahre einen Sprung von 10 Prozentpunkten von 14% in 2021 auf aktuell 2% weibliche Geschäftsleitungsmitglieder. Damit vergrössern sie den Vorsprung zu den DAX-Vorständen weiter, in denen die Frauenanteile von 18% auf 22% steigen und damit der geforderten deutschen Quote Genüge tun. «Für mich stellt sich die Frage, wie nachhaltig harte Quoten langfristig sind. Oder sind sie nur ein Instrument, um kurzfristige Ziele zu erreichen?», sinniert Schilling mit Blick auf die abflachende Entwicklung in den DAX-Unternehmen. Alle 40 DAX-Konzerne beschäftigen in den Aufsichtsräten Frauen, während 6 Vorstände (Vorjahr 8) keine Frauen aufweisen. Von den SMI-Unternehmen zählen alle 20 Unternehmen Frauen im Verwaltungsrat, wobei 2 noch keine weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder haben (Vorjahr 3).

Die im Weltmarkt agierenden SMI-Konzerne profitieren davon, dass in vielen Ländern ein ganz anderes Selbstverständnis bezüglich Vereinbarkeit von Familie und Karriere herrscht.

Guido Schilling, Executive Searcher

Ausländische Manager zentral für Schweizer Wirtschaftsmotor
Die Unternehmen beschäftigen 47% ausländische Geschäftsleitungsmitglieder und beriefen für 56% der Vakanzen Ausländer – beides Höchstwerte. Die ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder stammen aus 39 Nationen (Vorjahr 30). 63% der ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder waren bereits in der Schweiz oder in einem Schweizer Unternehmen tätig, bevor sie ihre aktuelle Position antraten. Diese «Inländer» stiessen folglich bereits im mittleren oder oberen Management zu einem Schweizer Arbeitgeber, während 37% der ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder (1% im Gesamtsample) ohne Bezug zur Schweiz in ihre aktuelle Rolle kamen. Unter den Neuen finden sich 54% «Inländer». Somit holten die Schweizer Unternehmen für 46% der Vakanzen die Geschäftsleitungsmitglieder direkt aus dem Ausland. Heruntergebrochen auf die Geschlechter, zeigt sich, dass der Ausländeranteil unter den weiblichen Geschäftsleitungsmitgliedern (54%) deutlich höher ist als bei den männlichen (45%). Bemerkenswert ist die Differenz von 59% «Inländerinnen» zu 64% «Inländern». Weit internationaler ist der SMI aufgestellt: 75% der SMI-Geschäftsleitungsmitglieder verfügen über keinen Schweizer Pass, wobei es sich bei 65% davon um «Inländer» handelt. In diesem Jahr stammen 85% der Neuen aus dem Ausland. Auffallend ist, dass 91% der weiblichen SMI-Geschäftsleitungsmitglieder Ausländer sind, der bisherige Höchstwert. 54% davon sind «Inländer». «Die im Weltmarkt agierenden SMI-Konzerne profitieren davon, dass in vielen Ländern ein ganz anderes Selbstverständnis bezüglich Vereinbarkeit von Familie und Karriere herrscht. In den vergangenen 2 Jahren konnten sie so hervorragend qualifizierte Managerinnen rund um den Globus für ihre Geschäftsleitungsteams gewinnen», meint Schilling.

Durchschnittsalter der Geschäftsleitungsmitglieder sinkt erstmals in 18 Jahren
Das Durchschnittsalter aller Geschäftsleitungsmitglieder stieg von 2006 bis 2022 kontinuierlich von 50 auf 56 Jahre an. Das Durchschnittsalter der Neuen beträgt 51 Jahre. Aufgrund dieser Fluktuation sank das Durchschnittsalter aller Geschäftsleitungsmitglieder auf 53 Jahre – dieser Wert war zuletzt 2017 so tief. Parallel dazu stieg das Alter der CEOs weiter auf 56 Jahre an (Vorjahr 55), ein bisheriger Höchstwert. «Die Altersentwicklung in den Geschäftsleitungen stimmt mich positiv. Sie steht für eine gute Durchmischung der Altersklassen bei den Mitgliedern, während es unbestritten ist, dass die wirtschaftlichen Herausforderungen langjährige Erfahrung und Seniorität an der Spitze erfordern», so Schilling. Öffentlicher Sektor hält eigene Vorgaben ein und ist weiter auf Kurs Im Public Sector steigt der Frauenanteil im Topkader auf 24% (Vorjahr 23%). Ein Drittel (33%) der Vakanzen wurde mit Frauen besetzt. Betrachtet man die Bundesverwaltung losgelöst von den Kantonen, stagniert der Frauenanteil im Topkader bei 38%, allerdings besetzte der Bund zum vierten Mal in Folge 50 % der Vakanzen mit Frauen.

Weitere Verbreiterung der Gender-Diversity-Pipeline
Um zukünftige Entwicklungen betreffend Frauenanteil auf Stufe Geschäftsleitung/Topkader zu antizipieren, ist die Gender-Diversity-Pipeline der massgebliche Indikator. Im Sample der Privatwirtschaft steigen die Frauenanteile im Middle Management auf 27% (Vorjahr 25%) und im Topmanagement auf 19% (Vorjahr 18%). «Es ist sehr erfreulich, dass es den Unternehmen gelingt, die Frauen auf allen Hierarchieebenen zu fördern, denn dies sichert den starken Nachwuchs für den Schritt in die Executive Teams. Dennoch bleibt eine nachhaltig breite Geschlechterdurchmischung in der Geschäftsleitung ein Generationenprojekt», so Schilling. Breiter ist die Pipeline im öffentlichen Sektor, der sowohl im Middle Management als auch im Topmanagement unverändert Anteile von 29% Frauen vorweist.

Hauptbildnachweis: Freepik