Investment-Kompass [No 3]: Schweizer Startup «ANYbotics»

In Zusammenarbeit mit Verve Ventures, einem renommierten Schweizer Risikokapital-Unternehmen, präsentieren wir regelmässig ausgesuchte und geprüfte Startup-Investments. Angesprochen werden qualifizierte private Investoren, die in erstklassige europäische Startup-Unternehmen investieren wollen. In der dritten Ausgabe dieser Serie fokussieren wir auf das Robotik-Startup «ANYbotics» aus Zürich, das mittlerweile rund 200 Mitarbeitende beschäftigt.

«Wir haben 400 Mitarbeitende, die Hälfte davon sind Menschen», scherzt Péter Fankhauser, CEO und Mitgründer von ANYbotics. Die andere Hälfte sind eine rasch wachsende Flotte von vierbeinigen Robotern. Grossunternehmen wie beispielsweise BP oder Petrobras setzen sie ein, um regelmässige Inspektionen in ihren Grossanlagen zu automatisieren. Gemäss eigenen Angaben hat das Unternehmen bereits über 100 Industriekunden.

Unter der Leitung des ausserordentlich ambitionierten Gründungsteams ist Anybotics schon heute zu einer weltweit führendenden Firma im Bereich fortgeschrittene Robotik geworden.

Eugen Stamm, Startup Journalist, Verve Ventures

Um ihre Arbeit selbständig auszuführen, sind die ANYmal genannten autonomen Roboter mit einer Reihe von Sensoren ausgestattet; sie messen Temperatur und spüren Gaslecks auf, nehmen Geräusche war, lesen mit hochauflösenden Kameras Messgeräte ab. Sie sind ausserdem mit künstlicher Intelligenz ausgestattet, um ihren Weg zu finden und immer in Balance zu bleiben. Sie lassen sich auch durch eine veränderte Umgebung nicht aus der Ruhe bringen. Sie sind zuverlässige Datensammler, die auch Treppen steigen und unter Leitungen hindurchkriechen können, dabei sind sie zertifiziert staubdicht und wasserfest. Eine künftige Produktvariante von ihnen wird ausserdem für den Einsatz in Zonen, wo entflammbare Gase vorkommen (z.B. in Chemiewerken), zugelassen sein. Haben die Vierbeiner ihre Tour beendet, kehren sie, spätestens nach zwei Stunden, zu ihrer Ladestation zurück, wo sie innert zwei Stunden wieder einsatzbereit sind. Für die Kunden von ANYbotics steht die Zuverlässigkeit der Inspektion und die Vermeidung von Arbeitsunfällen in gefährlichen Umgebungen im Vordergrund. In einem deutschen Stahlwerk beispielsweise wird in Gefahrenbereichen Flusssäure und Salpetersäure eingesetzt. Diese Bereiche muss nun kein Mensch mehr betreten.

Die Roboter von ANYbotics sind mobile Messstellen, die sich in einem Werk bewegen. Die ebenfalls von ANYbotics entwickelte «Data Navigator»-Software erlaubt es Kunden, den Betrieb ihrer Anlagen zu optimieren und teure Produktionsstillstände zu vermeiden. Die Roboter ersetzen durch ihren Einsatz keine einfachen Arbeitskräfte, sondern erlauben es gut ausgebildeten Produktionsingenieuren, sich auf ihre eigentlichen Aufgaben zu konzentrieren, statt mehrere Inspektionsgänge täglich durchzuführen.

ANYbotics wurde 2016 aus dem Autonomous Systems Lab der ETH Zürich ausgegründet und ist seither stetig gewachsen. Namhafte Investoren aus dem Silicon Valley und aus Europa haben insgesamt über 130 Millionen in das Startup investiert. Mittlerweile hat die Firma auch im Silicon Valley eine Niederlassung, um Kunden in den USA besser bedienen zu können. Die Mehrheit der Angestellten sowie die Entwicklung sind in Zürich-Schwamendingen angesiedelt. Die Nähe zur ETH Zürich ist für das Unternehmen essentiell, denn es sucht laufend nach neuen Teammitgliedern mit Kentnissen in Softwareentwicklung und AI, Elektrotechnik, Computer Vision oder Robotik. Die Produktion der Roboter selbst hat an den globalen Auftragsfertiger Zollner ausgelagert.

Für ein Schweizer Robotik-Startup hat ANYbotics schon eine imposante Grösse erreicht, für CEO Fankhauser ist das aber erst ein Anfang. «Wir haben noch nicht einmal 1% unseres Expansionspotenzials ausgeschöpft. Unser Ziel ist es, aus ANYbotics ein grosses, profitables Unternehmen an der technologischen Spitze der Robotik zu machen.»

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