M&A: Firmen sind vorsichtig und setzen auf kleinere Transaktionen
Das Umfeld für Firmenübernahmen und -zusammenschlüsse in der Schweiz bleibt herausfordernd, präsentiert sich aber freundlicher als vor sechs Monaten. In den kommenden Monaten wird mit beinahe so vielen Transaktionen wie vor der Pandemie gerechnet.
Trotz der andauernden geopolitischen Konflikte, Sorgen vor einer Rezession und zunehmendem Protektionismus bleibt das Klima für Unternehmensübernahmen und Fusionen in der Schweiz relativ freundlich. Der Oaklins M&A-Index prognostiziert für die kommenden sechs bis zwölf Monate eine steigende Transaktionsaktivität. Der Index steht beinahe auf dem gleichen Niveau wie vor der Pandemie im Januar 2020.
Jürg Stucker, Partner, Oaklins SwitzerlandTrotz höherer Leitzinsen, die M&A-Transaktionen tendenziell teurer und schwieriger machen, schätzen 44% der Befragten die Verfügbarkeit von Fremdkapital als hoch oder eher hoch ein.
Die politische Stabilität, eine ausgezeichnete Infrastruktur und die unverändert starke Finanzindustrie machen die Schweiz weiterhin attraktiv für Investoren. Zudem ziehen innovative Technologievorreiter in aufstrebenden Industrien und Sektoren globale Akteure an. Diese Faktoren erklären zum Teil, warum 29% der Befragten beabsichtigen, durch Übernahmen im Heimatmarkt zu wachsen. Im Gegensatz dazu hat die Transaktionsaktivität in Asien, insbesondere in China, stark nachgelassen.
Anhaltend herausforderndes Finanzierungsumfeld:

Der Ausblick auf die Konjunkturentwicklung bleibt unsicher. Positive und negative Faktoren können die Situation schnell in die eine oder andere Richtung lenken. Etwa ein Drittel der Befragten erwarten eine gute oder eher gute wirtschaftliche Entwicklung in der Schweiz, während 23% wegen des schwierigen Umfelds eine eher schlechte Konjunkturentwicklung erwarten. Daher ist es nicht überraschend, dass Unternehmen vorsichtig und opportunistisch agieren. 38% der Befragten rechnen mit einer hohen oder eher hohen M&A-Aktivität in ihrer Branche, und 65% gaben an, in den nächsten zwölf Monaten eine Übernahme in Betracht zu ziehen oder tatsächlich durchzuführen. Sanierungs- und Restrukturierungstransaktionen dürften den M&A-Markt antreiben. Die Befragten erwarten zudem, dass Übernahmeziele attraktiver werden und mehr Carve-outs und Spin-offs stattfinden werden. Trotz höherer Leitzinsen, die M&A-Transaktionen tendenziell teurer und schwieriger machen, schätzen 44% der Befragten die Verfügbarkeit von Fremdkapital als hoch oder eher hoch ein. Ebenso bewerten 43% die Verfügbarkeit von Cash als hoch oder eher hoch. Mit Blick auf die Transaktionspreise erwarten 60% der Umfrageteilnehmer einen Rückgang.
Insgesamt zeigt sich, dass viele Firmen trotz des herausfordernden Umfelds eine Strategie der vorsichtigen Expansion verfolgen, indem sie sich auf kleinere Transaktionen konzentrieren. Diese Strategie spiegelt das ungewisse Klima wider, bietet jedoch auch Chancen, wenn die Unternehmen ihre Ziele sorgfältig auswählen und ihre Strategien flexibel gestalten.