Obligationen-Investoren trotzen der Marktschwäche

Die globalen Obligationenmärkte bieten trotz der anhaltenden Angst vor Rezession, der fortdauernden Inflation und der steigenden Volatilität zunehmend attraktive Renditen und positive Anlagechancen.

Während die globalen Märkte und Zentralbanken mit steigenden Inflationsraten zu kämpfen haben, profitierten Anleger in festverzinslichen Anlagen von den höchsten Renditeniveaus seit Jahren. «Obligationen sind zurück», trotz einer grösseren Unsicherheit über den Zustand der Weltwirtschaft und das Risiko einer Rezession und steigender Volatilität. Sowohl der stetige Anstieg der Renditen als auch die stärkere Marktresilienz entwickelten sich in der Zeit nach der globalen Finanzkrise.

Obligationenmärkte mit bisher positiven Entwicklungen in diesem Jahr
Die Märkte für Unternehmensanleihen starteten stark in das Jahr angesichts steigender Renditen und besonders attraktiven Risikoaufschlägen gegenüber Staatsanleihen. Es ist beruhigend, dass Obligationen-Anleger, da die Renditen relativ gesehen mittlerweile so hoch sind, einen ziemlich hohen Schutz haben, und der Break-Even-Schutz für Emittenten im Allgemeinen ebenfalls gut aussieht. Trotz dieses positiven Bildes sind weitere existenzielle Marktbedrohungen zu erkennen, da die Inflation und eine weit verbreitete Krise hinsichtlich der Lebenshaltungskosten anhalten. Die scheinbare Ruhe an den Märkten kann einen verwundern. Während Zentralbanken wie die US-Notenbank die Zinsen zur Bekämpfung der Inflation angehoben haben, ist die weitgehend erwartete Rezession in den westlichen Volkswirtschaften noch nicht eingetreten. Auch das Beschäftigungsniveau bleibt weitgehend gesund, trotz einiger Anzeichen für zunehmenden Stellenabbau in Märkten wie den USA.

Während die globalen Märkte und Zentralbanken mit steigenden Inflationsraten zu kämpfen haben, profitierten Anleger in festverzinslichen Anlagen von den höchsten Renditeniveaus seit Jahren.

April LaRusse, Leiterin Investment Specialists bei Insight Investment (BNY Mellon IM)

Trotz all der Aktivitäten der Zentralbanken zur Eindämmung der Inflation haben wir nicht viele Unternehmensliquidationen gesehen. Die Zahl der Konkursfälle war bisher gering. Angesichts des stark steigenden Zinsumfelds, das wir gerade erleben, ist das merkwürdig. Im Moment sind die Finanzmärkte erstaunlich ruhig, wo es doch so viele Dinge zu befürchten gibt, darunter die Inflation, der anhaltende Konflikt in der Ukraine und die allgemeine Sorge hinsichtlich unserer zukünftigen Energieversorgung. Wir scheinen in Bezug auf die Schuldendienstquoten viel besser aufgestellt zu sein als im Jahr 2007, und es gibt Anzeichen dafür, dass aus der globalen Finanzkrise Lehren gezogen wurden, indem Unternehmen ihre Finanzierungs- und Schuldenquellen diversifizieren und allgemein ihre Widerstandsfähigkeit stärken.

Volatilität als Bedrohung
Während man dieses scheinbar günstige Umfeld für die Anleihemärkte begrüssen kann, sind weitere Turbulenzen nicht auszuschliessen – mit einem hohen Inflationsniveau am besorgniserregenden britischen Markt. Auch die Marktvolatilität wird mit hoher Wahrscheinlichkeit steigen. Es bleibt abzuwarten, ob die verschiedenen Zentralbankinitiativen ausreichen, um die Inflation zu beruhigen, und man kann davon ausgehen, dass die Volatilität in den kommenden Monaten steigen wird, was sowohl zu Verwerfungen als auch zu potenziellen Marktchancen führen dürfte.

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