Obligationen sind wieder attraktiver

Benzin, Strom, der Znacht im Restaurant und jetzt auch die Krankenkassenprämien: Viele Produkte und Dienstleistungen sind gegenüber dem Vorjahr deutlich teurer geworden. Die Inflation hat Europa im Griff und reduziert die Kaufkraft jedes Frankens und jedes Euros.

Die Eurozone mit mittlerweile 10% und die USA mit über 6% haben allerdings deutlich höhere Inflationsraten als die Schweiz mit 3.3%. Dies schützt uns zwar vor den drastischen Auswirkungen, die eine starke Inflation auslösen kann – etwa Armut, Unternehmenskonkurse oder eine Lohn-Preis-Spirale. Aber auch hierzulande sollten sich Anleger Gedanken machen, wie sie den Kaufkraftverlust ihrer Anlagen im Idealfall vermeiden können. Auch abgesehen von der Inflation sind die Märkte weiterhin von grossen Risiken geprägt. Die Eurozone wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in eine Rezession abgleiten. Insbesondere der Wirtschaftsmotor Deutschland zeigt Schwäche. In den USA halten sich die positiven und negativen Konjunktursignale die Waage, das Wachstum wird jedoch nachlassen. So ist im Ölpreis bereits eine konjunkturbedingte Nachfrageschwäche erkennbar. Im Gegenzug planen die ölfördernden Länder preisstützende Reduktionen der Fördermenge.

Die Eurozone wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in eine Rezession abgleiten.

Thomas Rühl, Chief Investment Officer, Schwyzer Kantonalbank

Die Ängste um die europäische Energieversorgung haben zwar etwas abgenommen. Die Grosshandelspreise für Gas und Strom bleiben jedoch hoch. Diese Zusatzkosten werden sich in den Unternehmensresultaten niederschlagen, was wiederum die Aktienmärkte belastet. Mit den aggressiven Zinserhöhungen der SNB, der Fed und weiterer Zentralbanken haben vor allem Wachstumstitel an Wert eingebüsst. Jüngst ist aber wieder Hoffnung auf eine langsamere Gangart aufgekeimt. In diesem komplexen Marktumfeld haben wir in der Anlagekommission der SZKB eine weiterhin defensive Positionierung beschlossen: Obligationen sind neutral gewichtet (ehemals untergewichtet). Die Renditen von langfristigen Anleihen sind in den letzten zwei Monaten stark angestiegen und dürften nur noch leicht steigen, was Obligationenanlagen wieder attraktiver macht. Die Liquidität haben wir im Gegenzug untergewichtet. Bargeld leidet am stärksten unter der Inflation und ist ertragsarm. Gold behalten wir übergewichtet, da es sich weiterhin als Absicherung gegen Extremrisiken eignet. Bei den Aktien bleiben wir insgesamt neutral, wobei wir Schweizer Aktien über- und europäische Aktien untergewichten.

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