Weltfahrradtag vom 3. Juni 2022: Investieren in die Fahrradindustrie mit Rückenwind

Fahrrad fahren wirkt sich nicht nur positiv auf die menschliche Gesundheit aus, sondern Investitionen in die dahinterstehende Industrie haben Anlegern in den vergangenen Jahren auch häufig ordentliche Gewinne beschert.

Die langfristigen strukturellen Faktoren, die für den Höhenflug der Branche gesorgt haben, sind weiter intakt, allerdings steht der Industrie kurzfristig zyklischer Gegenwind im Gesicht. So wird der Kauf von Fahrrädern weiter subventioniert, etwa durch Abwrackprämien für alte Mofas, Job-Bikes oder die kostenlose Fahrrad-Mitnahme in Zügen, wie ich als passionierter Fahrradfahrer, der die rund 100 Kilometer von seinem Wohnort nach Frankfurt und zurück an seinen drei Büro-Arbeitstagen mit dem Fahrrad absolviert, aus eigener Erfahrung zu berichten weiss.

Neben der anhaltenden Subventionierung profitiert die Branche vom jüngsten drastischen Anstieg der Benzinpreise.

Tim Bachmann, Fondsmanager, DWS

Neben der anhaltenden Subventionierung profitiert die Branche vom fortgesetzten Ausbau der Fahrradinfrastruktur, der Ordnungspolitik, die etwa das Falschparken auf Fahrradwegen schärfer ahndet, sowie vom jüngsten drastischen Anstieg der Benzinpreise, der vor allem für eine anhaltend starke Nachfrage nach Lastenfahrrädern sorgt. Weitere Gründe, warum wir die Branche mögen, sind die Konsolidierung innerhalb der Industrie, die starke Preissetzungsmacht der Zulieferer, die wir gegenüber den Herstellern bevorzugen, die hohe Markenbekanntheit sowie das visible Aftermarket-Geschäft etwa durch Nachrüstungen.

Abverkauf aus wieder volleren Lagern könnte Wachstumsdynamik dämpfen
Der aktuelle Gegenwind resultiert nach unserer Einschätzung auch daraus, dass die Anleger die Aktien der Unternehmen aus der Fahrradindustrie als Gewinner der Coronavirus-Pandemie analog zu Netflix oder Zoom betrachten. Darüber hinaus belasten Lieferkettenengpässe und steigende Kosten für Vorprodukte wie Halbleiter für Motoren und Batteriezellen die Gewinnaussichten der Fahrradhersteller und Zulieferer. Sehr wichtig ist auch, dass Fahrräder aus dem niedrigen und mittleren Preissegment wieder etwas leichter zu bekommen sind, da die Lager im Gross- und Einzelhandel wieder besser gefüllt sind. Dies könnte sich so im hochprofitablen Premium-Segment fortsetzen. Und ein Abverkauf aus wieder höheren Beständen hätte dann eine Normalisierung der Wachstumsraten bei den Zulieferern zur Folge. Aufgrund der hohen Vergleichsbasis könnte dies sogar zu einem Umsatzrückgang führen. Zwar sind die Bewertungsniveaus von zahlreichen Unternehmen aus der Branche schon wieder deutlich gesunken, wobei aktuell viele bereits weit unter den historischen Durchschnittsspannen gehandelt werden. Allerdings befürchte ich, dass die Erwartungen noch immer zu optimistisch sind, vor allem mit Blick auf das Geschäftsjahr 2023.

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