Der Preis des Kohlenstoffs – und der Preis des Zögerns

Die diesjährigen Diskussionen an der COP30 dürften sich auf drei wesentliche Themen konzentrieren: das Fehlen von Märkten und CO2-Bepreisung, die wirtschaftlichen Chancen der Anpassung und Methan.

Vor zehn Jahren, bei der COP15 in Paris, hatten sich 195 Länder in einem historischen Abkommen verpflichtet, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Wir dachten damals, dass dies ein entscheidender Wendepunkt im Kampf gegen den Klimawandel sein würde. Zwar wurden Fortschritte erzielt, aber die Emissionen steigen weiter an.

Die CO2-Bepreisung könnte das wirksamste Instrument im Kampf gegen den Klimawandel sein.

Lloyd McAllister, Head of Sustainable Investment, Carmignac

Während das Thema Klima aus den politischen und wirtschaftlichen Prioritäten sowie den Finanzmärkten zunehmend verschwindet, bietet die COP in Brasilien die Gelegenheit, die Debatte wieder in den Vordergrund zu rücken. Wird dieser Gipfel in diesem Jahr beweisen, dass er mehr als nur eine Kommunikationsübung ist? Abgesehen vom üblichen regulatorischen Wirrwarr mit immer mehr Akronymen und Abkürzungen ist dies ein Moment der Klarheit. Wir hoffen, dass sich die Diskussionen auf drei wesentliche Themen konzentrieren werden.

  1. Das Fehlen von Märkten und einer CO2-Bepreisung
    Die CO2-Bepreisung könnte das wirksamste Instrument im Kampf gegen den Klimawandel sein. Das Fehlen einer koordinierten Umsetzung auf internationaler Ebene erklärt weitgehend das Scheitern der bisherigen COPs, den Emissionsverlauf zu beeinflussen. Ein globaler Kohlenstoffpreis würde es ermöglichen, ein grundlegendes Versagen des Marktes zu korrigieren: die Unfähigkeit, die tatsächlichen Kosten der klimatischen Externalitäten zu integrieren. Durch die Internalisierung dieser Kosten würde ein fairer Wettbewerb für kohlenstoffarme Energien wiederhergestellt und die Energiewende beschleunigt. Trotz mehr als 80 weltweit bestehenden Preisfestsetzungsmechanismen liegt der Durchschnittspreis weiterhin bei 19 US-Dollar pro Tonne und damit weit unter dem Bereich von 90 bis 300 US-Dollar, der die tatsächlichen wirtschaftlichen Kosten der Erderwärmung widerspiegeln und massive Anreize für die Einführung sauberer Technologien schaffen würde. Die inflationären Auswirkungen dieser Mechanismen blieben begrenzt, oft aufgrund zu niedriger Preise und kostenloser Zuteilungen. Eine globale Vereinbarung über den Kohlenstoffpreis würde ein klares und kohärentes Signal senden und die Entstehung eines fragmentierten und instabilen Marktes verhindern. Leider fehlt die Schaffung eines internationalen Kohlenstoffmarktes nach wie vor auf der Tagesordnung der COP30, da die Organisatoren dies als nationale Zuständigkeit betrachten.
  2. Die wirtschaftlichen Chancen der Anpassung
    Da die Emissionen weiter steigen, verlagert sich die Debatte von der Eindämmung hin zur Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels. Paradoxerweise eröffnet diese Entwicklung einen neuen Investitionszyklus, dessen Umfang sich in den nächsten fünf Jahren verzehnfachen könnte. Extreme Wetterereignisse verursachen bereits jetzt jährlich Verluste in Höhe von fast 100 Milliarden Dollar für die Weltwirtschaft, allein aufgrund von Ausfällen und Störungen der Versorgungsnetze (Wasser, Strom usw.). Bis 2040 müssen mehr als 80 Millionen Kilometer Stromleitungen gebaut oder renoviert werden. Dürren, die jährlich für Verluste in Höhe von rund 28 Milliarden US-Dollar verantwortlich sind, steigern die Nachfrage nach Tropfbewässerung, dürreresistenten Kulturen und Entsalzungsanlagen. Allein im Wassersektor werden bis 2030 Investitionen in Höhe von 6’700 Milliarden US-Dollar erforderlich sein. Die COP spielt eine wesentliche Rolle bei der Strukturierung dieser Investitionen, insbesondere durch die Formalisierung von Projekten im Rahmen der Nationalen Anpassungspläne (NAP). Diese Pläne, die auf die COP abgestimmt sind, werden mehr Sichtbarkeit und Transparenz für die zu finanzierenden Projekte bieten, was sowohl den Investoren als auch den betroffenen Sektoren zugutekommt.
  3. Methan, das «heikle» Thema
    Methan ist ein Treibhausgas, das weitaus problematischer ist als CO2, obwohl es eine kürzere Lebensdauer in der Atmosphäre hat. Im Energiesektor wurden dank der weltweiten Verpflichtung, die Methanemissionen bis 2030 um 30% zu reduzieren, erhebliche Fortschritte erzielt. Allerdings stammen 40% der weltweiten Emissionen aus der Landwirtschaft, vor allem aus der Rinderproduktion – ein besonders sensibles Thema für Brasilien, den weltweit größten Fleischexporteur. Dänemark hat mit der Einführung der ersten Kohlenstoffsteuer auf Vieh und landwirtschaftlichen Kalk, die 2030 bei 40 US-Dollar pro Tonne liegt und bis 2035 auf über 100 US-Dollar angehoben werden soll, eine Vorreiterrolle übernommen. Diese Massnahme umfasst Ausgleichsmechanismen für Landwirte, wobei Lehren aus der Gelbwesten-Bewegung in Frankreich gezogen wurden.

Die Haltung Brasiliens in dieser Frage wird ein entscheidender Test für den tatsächlichen Willen der COP sein, den Worten Taten folgen zu lassen. Wir sollten uns jedoch darüber im Klaren sein, dass die Wahrscheinlichkeit eines so wegweisenden Abkommens wie dem von Paris gering ist, zumal der zweitgrösste Emittent weltweit nicht in vollem Umfang an den Diskussionen teilnehmen wird. Dennoch ist vorsichtiger Optimismus angebracht. Die Europäische Union und mehrere asiatische Länder werden den Übergang weiter vorantreiben, motiviert sowohl durch die Wettbewerbsfähigkeit im Energiebereich als auch durch die wachsende Abhängigkeit von anderen Regionen. Eine unmittelbare Reaktion der Märkte erscheint unwahrscheinlich, aber die COP30 könnte den Grundstein für nachhaltige und koordinierte Massnahmen legen und damit an den Geist von Paris anknüpfen: ein globales, konkretes und messbares Engagement.

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