Schweizer Immobilienkäufern sitzt das Geld locker

Zweitwohnsitze im Ausland sind «nice to have». Aber Schweizer neigen dazu, zu viel zu bezahlen. Ihre Herkunft und die Konkurrenz der Käufer sind dafür verantwortlich, wie das Beispiel Mallorca zeigt.

Die Negativzinsen, die unsichere Lage an den Finanzmärkten und die Folgen von Corona treiben die Immobilienpreise in die Höhe. Das gilt auch für Feriendomizile, die sich vielerorts zu Zweitwohnungen mit Home-Office-Komponente gemausert haben. Doch Schweizer Interessenten seien gewarnt. Nur zu oft sitzt ihnen unter dem Eindruck der hohen Preise hierzulande, ihrer gut gefüllten Portemonnaies und im Überschwang der Feriengefühle das Geld für das neue Heim eher locker. Das bestätigen Kenner der Materie wie Florian Hofer und Hans Lenz auf Mallorca, die dort für den international aufgestellten Makler Engel & Völkers tätig sind. «Hohe Preise schrecken diese Zielgruppe nicht von vornherein ab», sagt Lenz, der Verantwortliche für den besonders beliebten Südwesten der Insel.

Schweizer Interessenten seien gewarnt. Nur zu oft sitzt ihnen unter dem Eindruck der hohen Preise hierzulande, ihrer gut gefüllten Portemonnaies und im Überschwang der Feriengefühle das Geld für das neue Heim eher locker.

Jürgen Dunsch

Damit nicht genug. Kaufinteressenten aus der Schweiz lassen sich mit ihrer Entscheidung eher Zeit. Dies auch deshalb, weil sie auf eine sichere Abwicklung der Transaktion achten. Zugleich gelten sie als verlässliche Käufer, die nach dem Zuschlag in der Regel nicht versuchen, nachzuverhandeln, um das eine oder andere Zückerchen herauszuschlagen. Ob gut oder schlecht, das Klischee lebt: In jedem Fall passen die Erfahrungen der beiden Immobilienprofis in das Bild über die Eidgenossen ebenso wie etwa das der «Pfennigfuchser» über die Schwaben.

Erreichbarkeit als Verkaufsargument
Unbestreitbar ist, dass die guten Flugverbindungen in die Heimat den Schweizern die Kaufentscheidung etwa für Mallorca erleichtern. «Lufthansa und Swiss waren nach dem Abklingen der Pandemie rasch wieder in Palma präsent», sagt Hofer, der Regionalverantwortliche von Engel & Völkers für die Balearen. Und die Insel stelle ein vergleichsweise berechenbares Ziel auch für Flugreisen dar, ergänzt der Experte, ganz im Gegensatz zu manchen vermeintlichen Traumdestinationen im fernen Asien.

Immobilieninteressenten aus der Schweiz und Österreich holen auf Mallorca auf. Aber das Rückgrat bilden die Deutschen, alles in allem entfällt rund die Hälfte des Kaufvolumens von Ausländern auf sie.

Jürgen Dunsch

Immobilieninteressenten aus der Schweiz und Österreich holen auf Mallorca auf. Aber das Rückgrat bilden die Deutschen, alles in allem entfällt rund die Hälfte des Kaufvolumens von Ausländern auf sie. 2021 könnte es die Milliardenschwelle überschreiten. Die Marktstärke der Deutschen gefällt nicht allen – weder anderen Ausländern noch den Einheimischen. Die Bundesbürger haben ihre Sehnsuchtsinsel vielfach schon in jungen Jahren in Beschlag genommen. Und sie wollen bleiben. Aber das Alter schlägt unerbittlich zu. Da wird ein Wohnsitz im Inselhauptort immer verlockender. Statt der Finca auf dem Land lieber eine Wohnung in der Stadt, lautet die Devise. Das gilt umso mehr, als Palma in den vergangenen Jahren an Anziehungskraft gewonnen hat – gastronomisch, kulturell und baulich. Da greift auch so mancher Deutsche schnell einmal tiefer in die Tasche als anfangs geplant.

Bei den Schweden reden alle mit
Zweitgrösste Käufergruppe nach den Deutschen sind bei Engel & Völkers die Briten, mit einem Anteil von etwa 12 Prozent etwa doppelt so viele wie die Skandinavier als drittgrösstes Ausländerkontingent. Die Interessenten aus Grossbritannien interessieren sich häufig – vielleicht oder sogar wegen Brexit and all that – für besonders teure Objekte. Schweden wiederum zeichnen sich oft dadurch aus, dass bei der Kaufentscheidung besonders viele mitreden einschliesslich minderjähriger Kinder. Lenz erlebte neulich, dass sogar die Ex-Frau eines Käufers zustimmen musste. Bleiben die Exoten aus Übersee, die mit ihrer Immobilie in Spanien gleich noch ein Niederlassungsrecht für die EU, ein sogenanntes «goldenes Visum» erwerben wollen. Die in Genf ansässige Interessenorganisation für solche Niederlassungs- und Staatsbürgerrechte verbreitet in schöner Regelmässigkeit neue Jubelmeldungen. Die Investoren – ob aus Amerika, Kuweit oder China – haben weitgehend dieselben Wünsche für die von ihnen gesuchten Topobjekte. Das Thema Nachhaltigkeit interessiert sie im Gegensatz zu Kontinentaleuropäern dagegen kaum.

Zweitgrösste Käufergruppe nach den Deutschen sind bei Engel & Völkers die Briten, mit einem Anteil von etwa 12 Prozent etwa doppelt so viele wie die Skandinavier als drittgrösstes Ausländerkontingent.

Jürgen Dunsch

Und die Spanier? Sie kommen wieder zahlreicher, sagt Hans Lenz. Die Leute vom Festland ebenso wie die von der Insel schwören traditionell auf Betongold. Das Zocken an den Finanzmärkten ist nicht so ihr Ding. «Wer hier Geld hat, kauft Immobilien», ist sich Lenz sicher. Die Kehrseite: Für Spanier, die verkaufen (müssen), ist das fast schon ein Gesichtsverlust. Kein Wunder, haben die Immobilienprofis immer wieder diskret gehandelte Objekte im Angebot. Am knappen Markt ändert das allerdings nichts.

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