Porsche steuert die Börse an

Ab Oktober sollen die Aktien öffentlich gehandelt werden. Das Volumen könnte bis zu 10 Milliarden Euro erreichen.

Kapitalanleger aufgepasst: Der 28. Juli könnte ein wichtiges Datum für Sie werden. An diesem Tag legt der Volkswagen-Konzern seinen Halbjahresbericht vor. Dabei dürften auch Details zum geplanten Börsengang der hundertprozentigen Tochtergesellschaft Porsche AG bekanntgegeben werden. Noch ist das IPO nicht ganz sicher, aber die Spannung schon gross. Porsche ist trotz Massenproduktion mit das Edelste, was die Automobilwelt zu bieten hat. Ende August soll der Weg an die Börse geebnet werden. Wenn trotz der gerade für Börsenkandidaten harzigen Zeiten alles glatt läuft, könnten die Aktien des Sportwagenherstellers ab Oktober öffentlich gehandelt werden.

Analysten schätzen den Wert der automobilen Edelschmiede auf 60 bis 80 Milliarden Euro. Hieraus errechnet sich ein Verkaufsvolumen von 15 bis 20 Milliarden Euro, da insgesamt (nur) ein Viertel des Grundkapitals platziert werden soll.

Jürgen Dunsch

Analysten schätzen den Wert der automobilen Edelschmiede auf 60 bis 80 Milliarden Euro. Hieraus errechnet sich ein Verkaufsvolumen von 15 bis 20 Milliarden Euro, da insgesamt (nur) ein Viertel des Grundkapitals platziert werden soll. Je 12,5 Prozent sind dabei für die Porsche Automobil Holding SE und den freien Markt vorgesehen. Damit würde die Porsche AG eines der weltweit grössten Initial Public Offerings (IPO) in diesem Jahr, sollen doch an der Börse bis zu 10 Milliarden Euro erlöst werden. Die andere Hälfte muss die bereits börsennotierte Holding aufbringen, mit der die Familien Porsche und Piech die Mehrheit der Stimmrechte im VW-Konzern halten.

Nur stimmrechtslose Vorzugsaktien
Volkswagen und Porsche Holding sind im deutschen Leitindex Dax nur mit stimmrechtslosen Vorzugsaktien vertreten. Das Grundkapital der Porsche AG, die 2021 knapp 302 000 Autos verkaufte und einen Umsatz von 33 Milliarden Euro erzielte, soll ebenfalls und zwar je zur Hälfte aus Stamm- und Vorzugsaktien bestehen. Externe Anleger können nur die 25 Prozent Vorzugsaktien zeichnen. Dividende ja, Einfluss nein: das wird nicht jedem gefallen. Für die Porsche Automobil Holding sind dagegen 25 Prozent plus eine Aktie der Stammaktien vorgesehen. Die Nachfahren von Porsche-Gründer Ferdinand Porsche hätten damit neben der 53-Prozent-Stimmenmehrheit an Volkswagen auch wieder einen direkten Zugriff auf «ihr» Unternehmen, dies gleich mit einer Sperrminorität und ohne den staatlichen VW-Grossaktionär Niedersachsen. Die freien Aktionäre werden reine Kapitallieferanten. Dabei herrscht schon jetzt kein Mangel an Automobilaktien im Dax. Anleger haben neben VW und Porsche Holding die Wahl zwischen BMW, Mercedes sowie dem zuletzt abgespaltenen Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck. Gefahr droht auch im Tagesgeschäft. Entschlossener denn je will sich Mercedes-Chef Ola Källenius auf die margenstarken Luxusmodelle konzentrieren, wie er Ende Mai vor der Handelskammer Schweiz-Deutschland in Zürich deutlich machte. Passend hierzu hat er in einem Paukenschlag kürzlich die Einstellung der kleinen A-Klasse von Mercedes verkündet.

Aber die Marke Porsche glänzt nicht nur mit einer operativen Rendite von 16 Prozent. Sie besitzt einen allgemein hohen Glamour-Faktor.

Jürgen Dunsch

Aber die Marke Porsche glänzt nicht nur mit einer operativen Rendite von 16 Prozent. Sie besitzt einen allgemein hohen Glamour-Faktor. Das Unternehmen vereint einen edlen Auftritt mit jugendlicher Sportlichkeit, so richtig geschaffen für erfolgreiche Jungunternehmer, lebensfrohe Manager und stilbewusste Promis. Zugleich ist Porsche zusammen mit dem Autozwerg Lamborghini eine der Ertragsperlen unter den zwölf Marken des VW-Konzerns. Auch die Stromer-Seite der Modellpalette gilt als gut abgedeckt, ihr Anteil an den Verkäufen liegt aktuell bei 14 Prozent. Unter den traditionellen Autokonzernen verfolge Porsche «die progressivste Elektrostrategie», glaubt Vorstandschef Oliver Blume. Ein Sinnbild dafür ist der E-Bolide Taycan.

Die Formel Eins im Blick
Volkswagen ihrerseits kann das Geld aus dem Aktienverkauf gut gebrauchen, die erhofften Milliarden werden für das riesige Investitionsprogramm dringend gebraucht, mit dem das Weltunternehmen in der E-Mobilität, bei Softwareausbau und Digitalkompetenz durchstarten und vor allem Tesla an die Wand drängen will. «Softwaregestützter Mobilitätsanbieter» heisst das Stichwort am Konzernsitz in Wolfsburg. Während die Muttergesellschaft aktuell ihre darniederliegende Software-Sparte wohl einer völligen Neuausrichtung unterziehen muss, nimmt ihr Börsenkandidat neue Ziele ins Visier. Konkret ist der Einstieg in die Formel Eins inklusive eigenem Team geplant. Die Erwartungen wirken schon jetzt als Image-Booster für Porsche. Konkrete Erfolge in der Königsklasse der Auto-Pfeile sollten – so die Hoffnung – auch die Aktie beflügeln. Der gewünschte starke Partner scheint ebenfalls bereits gefunden. Es handelt sich Gerüchten zufolge um den schon in der Formel Eins erfolgsverwöhnten Energy-Drink-Hersteller «Red Bull».

Hauptbildnachweis: Singer Porsche