Irrungen und Windungen beim Porsche IPO

Der Börsengang des Sportwagenbauers ist noch nicht in trockenen Tüchern. Aber die Herausforderungen und das Tauziehen um die Konditionen sind enorm.

Der abrupte Wechsel an der Spitze von Volkswagen, die Lieferkettenprobleme in der Branche, das wacklige Börsenumfeld – all dies scheint an den Börsenplänen von VW für die Tochtergesellschaft Porsche nichts zu ändern. Ganz im Gegenteil werden die Bemühungen vorangetrieben, die Aktien noch in diesem Jahr auf die Kurstableaus zu bekommen. Die Pläne haben einen zusätzlichen Dreh durch den jüngsten Umbau an der Spitze des VW-Konzerns erhalten. Vom kommenden Monat an soll Porsche-CEO Oliver Blume zusätzlich die Muttergesellschaft Volkswagen leiten. Es wäre ein Novum: Der Strahlemann im Reich dieses Automobilkonzerns, der in Wolfsburg dem abrupt geschassten Herbert Diess nachfolgt, würde dann an der Spitze von zwei grossen börsennotierten Unternehmen in Deutschland stehen.

Porsche-Chef künftig im Nebenamt?

Die damit verbundenen Fallstricke liegen offen zutage. Die Arbeitsbelastung von Blume als Doppel-CEO steigt enorm. Nach der offiziell verkündeten stabilen Dauerlösung sieht das nicht aus. Die Gefahr von Interessenkonflikten steigt, zum Beispiel bei den Investitionsplänen. Wer soll eventuell bevorzugt werden, wer vielleicht hintanstehen müssen, Volkswagen oder Porsche? Und nicht zu vergessen: Werden sich die Beschäftigten der zwei Unternehmen auf einen einzigen Spitzenmann einschwören lassen? Die gerade in diesem Konzern tonangebende Gewerkschaft IG Metall wird den Machtzuwachs von Blume zwiespältig sehen.

Die Schaltstelle im VW-Konzern mit seiner mangelhaften Corporate Governance bildet allerdings der Clan der beiden Porsche-Gründerfamilien Piëch und Porsche. Sie halten eine 53-Prozent-Stimmrechtsmehrheit an der Volkswagen AG. An «ihrem» Sportwagenbauer wird sich das Grundkapital je zur Hälfte aus stimmberechtigten Stammaktien und stimmrechtslosen Vorzugsaktien zusammensetzen. Die Gründerfamilien sollen ein Viertel und damit eine Sperrminorität der Stammaktien erhalten, für das breite Publikum an der Börse sind ein Viertel der Vorzugsaktien vorgesehen. Die Sonderbehandlung der Porsches und Piëchs geht noch weiter, sollen sie beim Börsengang doch eine Sonderdividende als Zückerchen zum Aktienkauf bekommen. All das ist nicht geeignet, Investoren für Porsche zu gewinnen.

Werben um Grossinvestoren

Umso mehr werben Blume und Co. um künftige Grossanleger. Unter den üblichen Verdächtigen aus dem Nahen Osten sticht die Qatar Investment Authority hervor. Sie ist nämlich schon Grossaktionär im Mutterhaus Volkswagen und verfügt über 17 Prozent der Stimmrechte. Jetzt will der Staatsfonds offenbar auch bei Porsche als «strategischer Investor» einsteigen. Bisher ist das nicht viel mehr als Geraune im Umkreis der automobilen Edelschmiede, von den Konditionen gar nicht zu reden. Aber die Scheichs dürften wie bei VW wohl auf Stimmrechtsaktien pochen. Es wäre ein zusätzlicher Dreh im IPO von Porsche, denn sie stünden dann auf einer Stufe mit den beiden Gründerfamilien.

Sie und die Porsche-Eigentümerin Volkswagen müssen andererseits gerade in diesen unsicheren Börsenzeiten an langfristigen «Ankeraktionären» interessiert sein. Angeblich findet der Mega-Börsengang im Herbst nur statt, wenn Porsche alles in allem mit mindestens 60 Milliarden Euro bewertet wird. Das ist ein hohes Ziel, man schaue nur auf die Bewertungen der Automobilkonzerne an der deutschen Börse. BMW bringt es auf rund 50 Milliarden Euro, Mercedes auf etwa 63 Milliarden. Volkswagen wird mit gut 86 Milliarden Euro eingestuft. Das wirft ein Licht auf die Herausforderung, die der Börsengang von Porsche darstellt.