Unternehmenskredite weisen im vierten Quartal gemischte Ergebnisse auf

Insgesamt haben sich die Anleger für das vierte Quartal 2022 auf eine weitere Verlangsamung der Gewinndynamik eingestellt. Viele Ergebnisse liegen noch nicht vor, aber der erste Trend zeigt eine eher gemischte Gewinnsaison, wobei die Gewinnüberraschungen unter dem langfristigen Trend liegen.

In den USA war der Trend bei den Grossbanken bei den Erträgen gemischter, bei den wichtigsten Kreditindikatoren jedoch weiterhin stark: Der Nettozinsertrag profitierte von höheren Margen aufgrund höherer Renditen. Die Qualität der Aktiva ist weiterhin gut, da die notleidenden Kredite nach wie vor sehr niedrig sind. Wie bereits im Vorquartal haben die US-Banken jedoch ihre Rückstellungen weiter erhöht, da von einer leichten Verschlechterung der Kreditbestände auszugehen ist. Auf der Seite der Gebühreneinnahmen waren die soliden Kapitalmarktaktivitäten (vor allem der Handel mit festverzinslichen Wertpapieren) stark, während die Erträge im Investment Banking enttäuschten, da beispielsweise die M&A- und IPO-Aktivitäten zurückgingen. Die Kapitalausstattung, z.B. die Kernkapitalquote (Core Equity Tier 1), blieb insgesamt solide, und die US-Banken scheinen für die nächsten Quartale gut gerüstet zu sein. Der Anstieg der Rückstellungen signalisiert eine vorsichtigere Haltung gegenüber der Wirtschaftslage. Es wurden jedoch keine Alarmglocken geläutet und die Kreditgrundlagen blieben sehr robust.

Nicht-finanzielle Unternehmen mit niedrigeren Prognosen
Der frühe Trend für die nichtfinanziellen Sektoren ist ähnlich: rückläufige Erträge und ein gemischterer Ausblick für das kommende Quartal. Während einige Sektoren, wie der Energiesektor, weiterhin Gewinnzuwächse gegenüber dem Vorjahr verzeichnen, meldeten die meisten anderen nichtfinanziellen Sektoren bisher einen Gewinnrückgang gegenüber dem Vorjahr, angeführt von den Sektoren Rohstoffe und Konsumgüter. Im Energiesektor tragen die im Vergleich zum Vorjahr höheren Ölpreise zu einer Verbesserung der Erträge bei. Es ist jedoch bemerkenswert, dass einige einzelne Namen einen grossen Einfluss auf die aktuellen Branchenergebnisse haben können. So ist amazon.com der grösste Verursacher des bisherigen Gewinnrückgangs im Verbrauchersektor. Ähnliche Beobachtungen machen wir auch im Technologiesektor.

Insgesamt dürfte der positive Trend bei den Kreditratings nicht abrupt enden, doch wird es immer wichtiger, bei der Auswahl von Sektoren, Emittenten und Anleihen auf die richtigen Punkte zu achten.

Christian Hantel, Senior Portfolio Manager, Vontobel

Während die Aussichten und Prognosen des Managements im Allgemeinen negativer ausfielen, scheint sich die Resonanz auf den breiteren Markt in Grenzen zu halten, was mit einer weichen Landung (Soft Landing) in Einklang steht, die der Markt derzeit einpreist. Für das erste Halbjahr 2023 erwarten die Analysten derzeit einen Gewinnrückgang im niedrigen einstelligen Bereich. Für das zweite Halbjahr 2023 wird jedoch eine Trendwende erwartet, die zu einem positiven Gewinnwachstum für das Gesamtjahr 2023 führen könnte.

Sollten sich die Anleger angesichts dieser Ergebnisse Sorgen machen?
Der Trend zu eher gemischten, aber immer noch soliden Q4-Ergebnissen sollte für die Anleger keine grosse Überraschung sein. Infolgedessen war die Marktreaktion bei den Unternehmensanleihen im Allgemeinen gedämpft. Für die Anleger ist es wichtig, dies in die richtige Perspektive zu rücken: Der Gewinnrückgang kommt von einer starken Basis und die Fundamentaldaten der Kredite haben sich in den letzten Quartalen verbessert. Insgesamt dürfte der positive Trend bei den Kreditratings nicht abrupt enden, doch wird es immer wichtiger, bei der Auswahl von Sektoren, Emittenten und Anleihen auf die richtigen Punkte zu achten. In diesen frühen Tagen des Jahres gefällt den Anlegern die im Vergleich zu den Vorjahren deutlich bessere Anfangsrendite für globale Unternehmensanleihen. Das höhere Renditeniveau dürfte den Anlegern ein solides Polster und hohe wiederkehrende Erträge für die kommenden Jahre bieten. Gleichzeitig ist die Duration der Anlageklasse niedriger, was den Beitrag der Zinssätze zu den künftigen Renditen verringert. Infolgedessen sind wir nicht überrascht, dass die Anleger seit Anfang 2023 eine starke Nachfrage nach neu ausgegebenen Anleihen ausüben. Letztlich ist diese Nachfrage nach Anleihen das Ergebnis von Zuflüssen in die Anlagekategorie, die den negativen Trend des letzten Jahres umkehrten. Dieser positive Trend wird sich wahrscheinlich fortsetzen. Investment-Grade-Anleihen scheinen bei vielen Anlegern wieder auf der Tagesordnung zu stehen.

Hauptbildnachweis: Pixabay