Pictet wagt eine Langfristprognose über die nächsten zehn Jahre
Pictet Wealth Management hat die hauseigenen Prognosen zur Entwicklung von über 50 Anlageklassen in den nächsten zehn Jahren veröffentlicht – und kommt zu interessanten Erkenntnissen.
Geopolitik und Politik im Allgemeinen spielen eine immer grössere Rolle bei Anlageentscheidungen. Die fortschreitende Entdollarisierung, der politische Druck auf die Fed, die digitale Entkopplung und die angespannte Haushaltslage in vielen Industrieländern verlangen Resilienz und eine aktive Allokation. Alternative Anlagen, allen voran Private Equity, bieten nach wie vor das höchste langfristige Renditepotenzial. Gleichzeitig erscheinen europäische Aktien und Qualitätsanleihen attraktiver als ihre Pendants aus den USA. Nach Jahren rückläufiger Entwicklung gewinnt Cash ebenfalls wieder an Bedeutung.
Alternative Anlagen
Mit einer erwarteten Rendite von 9,8% (in Lokalwährung) in den kommenden zehn Jahren dürfte Private Equity von allen alternativen Anlageklassen am besten abschneiden, und das Segment könnte weiter wachsen. Eine wichtige Rolle spielen hierbei Evergreen-Fonds, die nicht nur flexible Ausstiegsoptionen bieten, sondern durch die kontinuierliche Kapitalaufnahme auch die Renditen stärken. Die von Trump vorangetriebene Deregulierung und die in Europa angekündigten Fiskalmassnahmen dürften die Investitionsausgaben ankurbeln. Dies verspricht ein günstigeres Wachstumsumfeld und zusätzliche Exit-Gelegenheiten für Private-Equity-finanzierte Unternehmen.
Alexandre Tavazzi, Head of Macro Research, Pictet Wealth ManagementAlternative Anlagen, allen voran Private Equity, bieten nach wie vor das höchste langfristige Renditepotenzial.
Der Private-Debt-Markt bietet ebenfalls attraktive Rahmenbedingungen und ist inzwischen die primäre Finanzierungsquelle für mittelständische Unternehmen. Pictet rechnet auf USD-Basis mit einer Rendite von 8,1%. Private Debt und syndizierte Kredite mit ihrer variablen Zinsstruktur überzeugen durch stabile Erträge und sind weitgehend immun gegen Zinsänderungen, was sie im aktuellen Umfeld höherer Zinsen besonders attraktiv macht.
Aktien
Die Rendite von US-Aktien dürfte in den kommenden zehn Jahren auf rund 7,1% (in USD) und damit deutlich unter den historischen Durchschnitt von 12,5% sinken. Die proaktivere und dynamischere Politik in Europa sorgt hingegen für bessere Aussichten bei europäischen Aktien mit einer erwarteten Rendite von 7,2% in Lokalwährung bzw. 8,6% auf USD-Basis.
Alexandre TavazziEuropäische Aktien und Qualitätsanleihen erscheinen attraktiver als ihre Pendants aus den USA.
Für Schweizer Aktien wird auf USD-Basis eine Rendite von 8,4% prognostiziert, dicht gefolgt von 8,3% für japanische Titel. In Asien ohne Japan wird mit 7,2% gerechnet. Insgesamt schwindet die Dominanz von US-Titeln mehr und mehr. Anleger schichten verstärkt in Papiere aus Europa und Asien um, können diese Regionen doch mit starken Wachstumstreibern aufwarten. Auf Sektor-Ebene werden in den nächsten zehn Jahren jene Unternehmen gut abschneiden, die ihren Fokus auf transformative Technologien wie künstliche Intelligenz, Elektrifizierung und Halbleiter richten. Chancen bieten sich auch bei europäischen Mid-Caps, bei denen der Trend zu höheren Investitionen besonders ausgeprägt ist und denen die konjunkturfördenden Massnahmen am stärksten zugutekommen. Der auf geopolitischer Bühne ausgetragene Wettbewerb – vor allem die digitale Entkopplung zwischen den USA und China wird klare Gewinner und Verlierer hervorbringen und zu einem wachsenden Performancegefälle auf regionaler und Sektor-Ebene führen.
Anleihen und Cash
Nach vielen Jahren enttäuschender Renditen erobern Fixed-Income-Anlagen nun ihren Status als Kernkomponente eines Portfolios zurück. Die Pictet-Renditeprognose für die kommenden zehn Jahre liegt für US-High-Yield-Anleihen bei 6,5%, für US-Investment-Grade-Papiere bei 5,8% und für US-Staatsanleihen bei 4,8%. Im Segment europäischer Unternehmensanleihen erwarten die Experten von Pictet in Lokalwährung für High-Yield-Papiere eine Rendite von 4,7% (6,4% in USD), verglichen mit 3,8% (5,5% in USD) für Investment-Grade-Titel.
Alexandre TavazziNach Jahren rückläufiger Entwicklung gewinnt Cash wieder an Bedeutung.
Der Status des US-Dollar als sicherer Hafen steht zunehmend auf dem Prüfstand. Eine schrittweise Abwertung der US-Währung scheint damit vorprogrammiert. Zwar ist die Gefahr gering, dass der US-Dollar seine Stellung als Weltreservewährung verliert. Die Entdollarisierung dürfte dennoch fortschreiten, denn China, Russland und andere Länder bemühen sich aktiv, ihre Abhängigkeit vom US-Finanzsystem zu verringern. Das Ergebnis ist eine stärker fragmentierte Weltordnung mit regionalen Währungsblöcken. Erstmals seit vielen Jahren dürfte Cash (in USD) wieder leicht positive reale Renditen erzielen, während entsprechende Anlagen in Euro im leicht negativen Bereich verharren. Der Kaufkraftverlust ist damit weit weniger gravierend als in den letzten zehn Jahren, sodass Cash wieder gerne zur Portfoliodiversifizierung eingesetzt wird.