Felsenfester Franken

Der Nahostkonflikt dominiert die öffentliche Debatte. Einerseits bewegt das unfassbare Leid der betroffenen Menschen. Andererseits geht die Angst um, dass sich der Konflikt auf weitere Parteien ausweitet. Zusätzlich zum Ukraine-Krieg könnte sich damit ein weiterer Brandherd in eine langanhaltende militärische Konfrontation wandeln, die geopolitischen Spaltungen verstärken und unzählige Opfer fordern.

Die Eskalation im Nahen Osten hat die Finanzmärkte aber bisher vergleichsweise wenig bewegt. «Sichere Häfen» wie Gold, der Schweizer Franken und der US-Dollar waren zwischenzeitlich stark gefragt. Dagegen bleibt der Ölpreis stärker von der konjunkturabhängigen Nachfrage und Förderkürzungen der OPEC+ beeinflusst als von möglichen Eskalationsszenarien. Die Märkte gehen davon aus, dass sich der Konflikt nicht weiter ausweitetet und dass die Flucht in risikoarme Anlagen eher punktueller und vorübergehender Natur sind.

Der Konjunkturmotor stottert, eine Rezession scheint aber weiterhin unwahrscheinlich.

Thomas Rühl, Chief Investment Officer, Schwyzer Kantonalbank

Gleichzeitig sind die US-Renditen auf Langzeit-Höchststände angestiegen. Ein oft unterschätzter Treiber ist momentan das US-Finanzministerium, das die steigende Staatsverschuldung zunehmend mit langfristigen Anleihen finanziert. Das Überangebot trifft auf eine verhaltene Nachfrage und erhöht die Renditen. Die Aktienmärkte haben korrigiert, denn die höheren Risiken werden derzeit nicht genügend abgegolten. Anleger können dies nutzen und sich hohe Obligationenrenditen für längere Zeit sichern.

Neuere Konjunkturzahlen zeigen, dass sich das Szenario der «sanften Landung» immer stärker bewahrheitet: Der Konjunkturmotor stottert, eine Rezession scheint aber weiterhin unwahrscheinlich. Die Inflation sinkt nun auch in der Eurozone, derweil die Schweizer Preise auch im Oktober wieder innerhalb des Stabilitätsbereichs liegen. Und vor allem haben wir in den wichtigsten Märkten das Zinsplateau erreicht. Auch wenn die hohen Zinsen die Kapitalbelastung für Unternehmen erhöhen und Aktien vergleichsweise unattraktiv machen, gibt dies den Märkten eine gewisse Planbarkeit.

Die Flucht in krisensichere Anlagen und die Zinsen haben sich auch auf die Wechselkurse des Frankens ausgewirkt. Unsere Währung ist stark, aus unserer Sicht aber nicht überbewertet. Bei den meisten Anlageentscheiden, aber auch bei Exportgeschäften und als Touristin oder Tourist spielen Wechselkurse eine wichtige Rolle.

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