Die Schulden-Glut schwelt weiter
Einmal mehr haben die Diskussionen um die US-Schuldenobergrenze die Märkte in Spannung versetzt. Einmal mehr konnten sich die beiden Parteien in letzter Minute zusammenraufen und einen folgenreichen Zahlungsausfall bei Staatsanleihen verhindern. Die Flut an neuen Anleihen könnte dem Markt Liquidität entziehen und auf die Kurse drücken.
Abgesehen von der abklingenden Aufregung in den USA fristet das Thema Staatsschulden ein Schattendasein. Und dies, obschon sich mit der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie und den verstärkten Rüstungskäufen seit Ausbruch des Ukrainekriegs neue Schuldenberge erheben.
Thomas Rühl, Chief Investment Officer, Schwyzer KantonalbankStaatsanleihen – die Basis des Finanzsystems – bleiben sichere Anlagen. Die hohen Zinsen bieten einen gewissen Inflationsausgleich und auch 'ewige' Schulden werden dereinst Investoren finden.
Gemessen als Prozentsatz des Bruttoinlandprodukts haben das hohe Öffnungswachstum und die Inflation die Schuldenquoten schmelzen lassen: In der Eurozone und in den USA sind die Verpflichtungen pro BIP-Einheit gesunken. Sogar das EU-Sorgenkind Griechenland konnte seine Schuldenquote von Ende 2021 bis Ende 2022 um satte 23.3 Prozentpunkte senken. Sollten uns Staatsschulden nun kalt lassen? Keinesfalls, denn eines Tages müssen diese Schulden getilgt werden – sei es über entsprechende Steuereinnahmen, mittels Inflation oder mit der Herausgabe neuer Anleihen und «Verewigung» der Schulden. Die aktuell hohen Zinsen verteuern die Verschuldung; die Ausgabendisziplin in Regierungen und Parlamenten erodiert zusehends. Während sich Staaten und Wirtschaft auf Nachhaltigkeit ausrichten, lösen die fiskalischen Altlasten bei den jüngeren Generationen erstaunlich wenig Besorgnis aus.
Mittelfristig können sich Anleger getrost zurücklehnen: Staatsanleihen – die Basis des Finanzsystems – bleiben sichere Anlagen. Die hohen Zinsen bieten einen gewissen Inflationsausgleich und auch «ewige» Schulden werden dereinst Investoren finden. Die Glut schwelt aber weiter und kann plötzlich wieder zum Vollbrand werden. Trotz Inflation und wirtschaftlicher Abschwächung haben die Aktienmärkte an Zuversicht gewonnen. Gründe für einen dauerhaften Aufschwung fehlen derzeit, ebenso aber auch die Aussicht auf grössere Marktkorrekturen. Die erwarteten Zinspausen der Zentralbanken beruhigen. Und die Euphorie um künstliche Intelligenz beflügelt einzelne Technologietitel. Weiterhin bleibt die Geopolitik und besonders die Beziehung der USA zu China angespannt.
Wir glauben, dass die Risiken für eine offensive Positionierung momentan noch zu gross sind. Wir haben unsere Anlagetaktik nicht angepasst und bleiben eher defensiv ausgerichtet.