Wie lange schauen Zentralbanken und Regulierer dem rasanten Wachstum der Schattenwährungen noch zu?

Man hasst sie – oder man liebt sie. Wenige Anleger sind gegenüber Kryptowährungen gleichgültig. Auch die Reichsten dieser Welt nicht. Bill Gates etwa rät, die Finger davon zu lassen, es sei denn, man ist so reich wie Elon Musk, der sich erst kürzlich als Fan der Kryptos zu erkennen gab.

Sicherlich gibt es ähnlich viele Gründe für wie gegen die neuen Währungen. Einigkeit scheint zumindest darüber zu bestehen, dass der darunter liegenden Technologie – Blockchain – eine grosse Zukunft bevorsteht. Doch bereits bei der Frage, ob sich die besagten «Währungen» überhaupt als alltägliches Zahlungsmittel bewähren, um zumindest als Wertaufbewahrung zu dienen, gehen die Meinungen auseinander.

Wer dem Thema nicht gleichgültig gegenüberstehen kann, sind die Zentralbanken und Regulierer. Für sie ist die Hoheit über die Geldmenge und die Sicherheit von Zahlungsalternativen von grosser Bedeutung. Letzteres hat diese Woche erst wieder Gary Gensler, der designierte Chef der Aufsichtsbehörde SEC unterstrichen. Er bezeichnete es als Herausforderung für die SEC, den Kryptomarkt frei von Betrug und Manipulation zu halten. In der Woche zuvor hatte bereits Janet Yellen zu erkennen gegeben, dass sie wenig begeistert von den meisten Kryptowährungen ist und mit einer eigenen Digitalwährung der US-Federal Reserve (Fed) rechne.

Aber den Stecker hat bisher noch keine der grossen Zentralbanken gezogen. Wobei sich die Frage stellt, ob dies überhaupt noch machbar wäre, ohne grössere Turbulenzen an den Finanzmärkten zu provozieren. Um die Grösse dieses neuen Sektors zu erfassen, reicht der Blick auf die Marktkapitalisierung aller ausstehender Kryptowährungen allein nicht aus. Er entspricht derzeit rund 1,6 Billionen US-Dollar, was in etwa der Menge aller ausstehenden Dollarnoten und -münzen entspricht. Darüber hinaus muss man auch sämtliche Finanzprodukte und Firmen berücksichtigen, die um die Kryptos herum entstanden sind.

Die untenstehende DWS-Grafik könnte ein Gradmesser für die Nervosität der Zentralbanken sein. Sie zeigt den Marktwert aller Kryptowährungen als Prozentsatz der recht breit gefassten Geldmenge M2 der USA sowie das erstaunliche Wachstum von M2 selbst. Es sind bald zehn Prozent erreicht, wobei insbesondere der starke Anstieg der vergangenen Monate ins Auge fällt. Wann die Schmerzgrenze erreicht sein könnte, wissen wir nicht. Doch angesichts der beschriebenen Grösse des Kryptomarktes ist es wahrscheinlicher, dass eine Intervention eher auf ein kontrolliertes Luft-Rauslassen denn ein abruptes Ende hinauslaufen dürfte.